Handelskonflikt belastet Chinas Börsen

Shanghai Composite geht auf 20-Monats-Tief

Handelskonflikt belastet Chinas Börsen

nh Schanghai – An den chinesischen Börsen verdichten sich Sorgen um den Handelskonflikt zwischen China und den USA und zuletzt schwache Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte zu schweren Stimmungseinbußen bei den Anlegern. In Vorwegnahme der am Freitag in Washington veröffentlichten Liste von chinesischen Produkten, die künftig mit Strafzöllen belegt werden sollen, büßten die führenden Leitindizes weitere 0,7 % ein, nachdem bereits am Vortag unerwartet trübe Konjunkturdaten das Sentiment gedrückt hatten. Chinas wichtigstes Börsenbarometer, der marktbreite Shanghai Composite Index, hat am Freitag die vierte Handelswoche in Folge mit einem Minus abgeschlossen und ist auf ein 20-Monats-Tief bei 3 022 Punkten abgeglitten. Er weist damit einen nur noch hauchdünnen Abstand zur Marke von 3 000 Punkten auf, die als eine aus Sicht der Marktteilnehmer besonders wichtige Schwelle gilt. Technologiewerte unter DruckAm Freitag standen insbesondere auch Technologiewerte unter Druck. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass die Amerikaner bei der Liste für möglicherweise mit Strafzöllen zu belegende chinesische Produkte nun insbesondere auch Technologie-Exporte ins Visier nehmen wollen. Als ein weiterer Belastungsfaktor für chinesische Tech-Werte gelten die anstehenden ersten Emissionen von sogenannten Chinese Depositary Receipts (CDR), mit denen eine Reihe an Auslandsbörsen gelisteter chinesischer Sektorriesen ihre Titel auch im chinesischen Markt für A-Aktien handelbar machen. Damit könnte es insbesondere bei Small Caps zu Verdrängungseffekten kommen. US-Strafzölle belastenIm krassen Gegensatz zur flotten Performance an anderen Weltbörsen sind Chinas Märkte nach einer Hausse in den ersten Wochen des Jahres vor dem Hintergrund der laufenden Handelsstreitigkeiten und der angespannteren monetären Bedingungen im Zuge einer Finanzstabilitätskampagne nicht mehr richtig in den Tritt gekommen. Für das Kalenderjahr weist der Shanghai Composite nun bereits ein Minus von 8,6 % aus. Der Abstand zum Jahreshoch bei 3 559 Punkten im Januar beträgt knapp 18 %, so dass man an der Schwelle zu einem Bärenmarkt steht. Da am Montag in China ein Feiertag ansteht, werden die Anleger erst am Dienstag auf die tatsächliche Veröffentlichung der Strafliste reagieren können. Marktteilnehmer vermuten dabei, dass – wie schon öfters in der Vergangenheit – das sogenannte “Nationalteam” aus staatlichen Fondsgesellschaften eingreifen könnte, um den Shanghai Composite mit Stützungskäufen möglichst über der Marke von 3 000 Punkten zu halten.