Heftige Ausschläge an Japans Aktienmarkt
Von Martin Fritz, TokioDer japanische Aktienmarkt hat 2018 die hohen Erwartungen vom Jahresanfang nicht erfüllt. Der Nikkei 225 verzeichnet bei einem Schlussstand von 20 015 ein Jahresminus von 12,8 %. Der breiter gefasste Topix gab um 17,8 % auf 1 494 nach und wurde damit fast zum Bärenmarkt. Einen Jahresverlust hatte Japans Aktienmarkt zuletzt vor sieben Jahren verzeichnet.Die Ausschläge im Jahresverlauf waren beträchtlich. Im Januar und im Oktober ging es beim Nikkei auf jeweils neue 27-Jahres-Hochs steil nach oben. Danach sackte der Markt jeweils wieder um 13 % bis 15 % ab. Dafür bewegten sich die Indizes zwischen April und September ein knappes halbes Jahr lang seitwärts und blieben dabei unter dem Niveau des Vorjahres. Im Gleichklang mit den internationalen Börsen folgte ein rabenschwarzer Dezember mit dem Jahrestief am zweiten Weihnachtstag.Die Hauptgründe für diese Bewegungen waren die Unsicherheit über Japans Geldpolitik, die Handelsspannungen zwischen den USA und China und die konjunkturellen Folgen mehrerer Naturkatastrophen. Den häufigen Beteuerungen der Bank of Japan, ihre ultraexpansive Geldpolitik beizubehalten, wurde anfangs wenig Glauben geschenkt. Das ließ die Kurse schwanken. Danach verunsicherte viele Japan-Investoren, dass US-Präsident Donald Trump mit einem Sonderzoll für japanische Importautos drohte. Die Gewinne etwa von Mazda hängen stark vom Export aus Japan ab.Auch die Abhängigkeit vieler japanischer Unternehmen vom Chinageschäft wirkte sich negativ aus. Chinesische Unternehmen bestellten weniger Maschinen. Darunter litt zum Beispiel Fanuc. Die Chinesen drosselten ihren Konsum, was die Autobauer traf.Ein Taifun legte den Flughafen von Osaka lahm, und ein Erdbeben traf die Landwirtschaft auf der Nordinsel Hokkaido. Das schmerzte Industriewerte durch Ausfälle der Produktion und Konsumwerte durch einen Rückgang in der Zahl ausländischer Touristen. Zum Jahresende geriet Japans Börse unter starken Druck, weil der Yen kräftig aufwertete. Dies belastet die Gewinne der exportorientierten Unternehmen. Bank of Japan stabilisiertDie Achterbahnfahrt der Kurse hing auch mit der Dominanz von ausländischen Anlegern im japanischen Börsenhandel zusammen. Bis zu 70 % des Tagesumsatzes an der Tokioter Börse gehen auf ihr Konto. Rund 30 % der japanischen Aktien befinden sich in ihrer Hand. Bis September verkauften diese Anleger japanische Titel im Wert von umgerechnet 67 Mrd. Euro netto.Während dieser Zeit stabilisierte nur die Bank of Japan durch ihr Kaufprogramm für Aktienindexfonds im Volumen von jährlich 47 Mrd. Euro die Aktienkurse an der Börse in Tokio. Im September kehrten die Ausländer in Scharen zurück und trieben die Indizes auf ihre Jahreshochs, aber im Dezember nahmen sie erneut in Massen Reißaus.