Helaba sieht Dax auf Rekordkurs

Hausse wird aber nicht als nachhaltig angesehen - Chefvolkswirtin Traud kritisiert Draghi-Kurs scharf

Helaba sieht Dax auf Rekordkurs

Die Analysten der Helaba sehen den Dax 2016 auf Rekordkurs. Eine solche Hausse betrachten sie aber nicht als nachhaltig. Chefvolkswirtin Traud kritisiert unterdessen den EZB-Kurs scharf.ku Frankfurt – Die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnen damit, dass der Dax im kommenden Jahr auf 12 500 Punkte oder darüber steigen könnte. Damit würde er ein Allzeithoch markieren. Der bisherige Rekord des Index liegt bei 12 390,75 Zählern, er wurde im April diesen Jahres erreicht. Wie Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba, am Donnerstag vor der Presse in Frankfurt erläuterte, hält sie ein derartiges Niveau aber für nicht nachhaltig. In den offiziellen Prognosen der Bank (vgl. Tabelle) findet sich die Zahl daher nicht wieder. Der faire Wert für den Aktienindex liege zwischen 9 000 und 12 000 Punkten, betonte sie. Zur Begründung verwies auf den relativ flachen Wachstumspfad, auf dem sie die Weltwirtschaft 2016 sieht. Damit sei die Gewinnentwicklung der Unternehmen nicht so dynamisch wie in den vergangenen Jahren.Den Kurs des Euro erwartet Traud im nächsten Jahr in einer Spanne zwischen 1,10 und 1,15 Dollar. Dass die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback auf die Parität zurückfällt, glaubt sie nicht. Fundamental sei ein Kurs des Euro von 1,20 Euro angebracht. Einen ausgeprägten Schwächeanfall des Euro aufgrund der weiteren Lockerung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) erwartet sie nicht, weil der Markt die Aktionen bereits weitgehend eingepreist habe. Außerdem geht sie davon aus, dass die Schweizer Nationalbank und die nordeuropäischen Notenbanken mitziehen müssen. Sehr starke Schwankungen der Wechselkurse sieht sie nicht voraus: “Die Notenbanken machen die Wechselkurse.” Gefahr für StabilitätAn der Politik der EZB äußerte sie indes harsche Kritik. “Dass niedrige Zinsen Wachstum generieren können, daran glaubt nur noch die EZB”, sagte sie zu den Plänen der Notenbank, die Geldpolitik weiter zu lockern. Traud hält die EZB-Geldpolitik für eine Gefahr für die Finanzstabilität. Die Nebenwirkungen des EZB-Kurses seien riesig. Dass die Notenbank nicht bereit sei, den Stab aus der Hand zu geben, führe unter anderem zu Attentismus der Unternehmen, sagte sie unter Verweis auf die Schwäche der Ausrüstungsinvestitionen. Zudem sieht sie die Gefahr von Preisblasen unter anderem bei Aktien und in Teilen des Immobilienmarktes. Die EZB treibe mit ihrer Politik die Risikoaufschläge zusammen. Auf diese Weise würden die Spreads ihre Signalfunktion verlieren, ohne dass das Risiko verschwunden sei. Vier Zinsschritte 2016Was die Fed betrifft, so geht Traud zwar von einem etwas stärkeren geldpolitischen Anziehen aus als andere Analysten. Dennoch rechnet auch sie nicht mit einem starken Anziehen der Zinsschraube durch Amerikas Währungshüter. Nach einem ersten Schritt im Dezember, den sie für eine ausgemachte Sache hält, erwartet sie, dass die Fed im kommenden Jahr viermal den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte anheben wird. Damit sei die Geldpolitik der Fed aber nach wie vor extrem locker, denn ein neutrales Zinsniveau fange bei 3 % an.Für die Anleihemärkte sagt Traud moderat steigende Zinsen voraus. Die zehnjährige Bundesanleihe prognostiziert sie per Jahresende 2016 bei einer Rendite von 1 %. Damit hält sie eine gewisse Versteilung der Zinskurve für wahrscheinlich, denn am kurzen Ende rechnet sie für die zweijährigen Bundesanleihen nicht damit, dass deren Rendite negatives Terrain verlässt. Für zehnjährige US-Treasuries geht Traud von einem Renditeanstieg bis auf 3 % aus.Beim Ölpreis glaubt sie nicht an eine rasche und ausgeprägte Erholung. Sie verweist darauf, dass sich auf dem Ölmarkt die Übertreibungen abgebaut haben, und sieht den Ölpreis nun wieder auf seinem langfristigen Trend (siehe Grafik). Per Ende 2016 vermutet sie den Brent-Ölpreis bei 48 Dollar je Barrel (159 Liter). Bis 2019 soll er dann bei etwa 60 Dollar liegen.Für die Entwicklung der Weltwirtschaft ist die Helaba-Chefvolkswirtin grundsätzlich positiv gestimmt. Das Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts soll sich 2016 auf 3,3 % beschleunigen, nach 2,9 % im laufenden Turnus. Traud erläutert, dass sich die Wachstumsimpulse durch den niedrigen Ölpreis bislang noch nicht so recht durchgesetzt hätten, weil die Wirtschaftssubjekte noch nicht recht daran glaubten, dass der Ölpreis dauerhaft niedrig bleibe. Bislang habe ein positiver Ölpreisschock aber immer die Industrieproduktion angekurbelt.