Hellere Perspektiven für Japans Indizes
Von Martin Fritz, Tokio und Georg Blaha, FrankfurtNach dem neuerlichen Dreimonatshoch vom Donnerstag nahmen die Investoren in Japan vor dem Wochenende Gewinne mit. Der Nikkei-Index verlor 1,2 % und schloss auf 9 071 Yen, ein Minus von 1 % zur Vorwoche. Der marktbreite Topix gab 1 % ab und notierte zum Handelsschluss bei 757 Punkten. Das waren ebenfalls 1 % weniger als in der Vorwoche.Auslöser waren schlechte US-Arbeitsmarktdaten und Zweifel am Ende der europäischen Schuldenkrise. Zu den Verkäufern zählten nach Angaben von Marktteilnehmern vor allem japanische Privatanleger, während Investoren aus dem Ausland bei schwächeren Kursen zugriffen. In der vorangegangenen Woche waren Auslandsanleger zum zweiten Mal in Folge wieder als Nettokäufer mit 94 Mrd. Yen (950 Mill. Euro) aufgetreten. Dieses höchste Kaufvolumen seit der zweiten Aprilwoche deutet auf höhere Kurse hin.Auch technisch sehen beide Marktbarometer gut aus. Beim Nikkei-Chart bildete sich ein “goldenes Kreuz”, als am 20. August die 25-Tage-Kurse die 75-Tage-Linie nach oben durchstießen. Der Topix-Chart zeigte dieses Signal für steigende Kurse am Mittwoch. Zugleich bewegen sich beide Indizes seit Mitte August über der Ichimoku-Wolke, die als unterstützende Formation gilt. Zu guter Letzt hat der Nikkei mit einem Doppel-Tief eine W-Formation vollendet. Nur die niedrigen Umsätze wecken bei Technikern Zweifel an der Aussagekraft dieser Indizien.Gefahr für den Nikkei droht jedoch durch die Verteuerung des japanischen Yen. Die Währung hatte sich zu Wochenbeginn bis auf 79,7 je Dollar abgeschwächt und damit die japanischen Aktienmärkte unterstützt. Jedoch legte der Yen nach den schwachen US-Daten vor dem Wochenende wieder zu und stieg bis auf 78,4 je Dollar. Die Analysten von Nomura gehen davon aus, dass Japans Notenbank bald wieder die Geldpolitik lockern und damit den Yen schwächen wird. Im Februar hatte die Zentralbank damit am Markt Erfolg gehabt.Am Freitag litten besonders Werte, deren Geschäfte an der US-Konjunktur hängen. Nissan mit fast einem Drittel US-Umsatz rutschten um 1,5 % ab. Die Aktien von Honda, die rund die Hälfte ihres Gewinns in Nordamerika erzielt, verloren 1,1 %. Verkauft wurden vor dem Griechentreffen von Kanzlerin Merkel auch Europa-sensitive Werte. So fiel etwa der Kopiererproduzent Ricoh um 2,5 % zurück. Die Anteile von Werkzeughersteller Makita mit 40 % Umsatz in Europa notierten um 1,2 % tiefer. Weiterhin folgten die Stahlwerte der US-Vorgabe und tendierten gegen Süden. Papiere des Branchenführers Nippon Steel gaben um 1,2 % nach. Börse Osaka unter DruckDie Aktien der Osaka Securities Exchange (OSE) sackten mit dem Tageslimit von 70 000 Yen bzw. um 16 % ab. Ein Grund für den Absturz ist die Angst von OSE-Aktionären vor einer Verkaufsflut, weil die Tokyo Stock Exchange (TSE) nur knapp 67 % der OSE-Aktien übernehmen will, obwohl ihr knapp 80 % der Anteile angeboten wurden. Auch einige ausländische Hedgefonds dürften ihre Anteile jetzt abstoßen. Sie hatten OSE-Aktien in der Hoffnung auf ein höheres Kaufgebot der TSE erworben. Zudem stufte UBS das Kursziel für OSE um 23 % herunter, da die Profitabilität unter der Fusion mit Tokio leiden würde. Der Zusammenschluss der beiden Börsenbetreiber soll Anfang 2013 unter dem Namen “Japan Exchange Group” erfolgen. Mit einer Marktkapitalisierung von 3,43 Bill. Dollar würde die neue Japan-Börse den dritten Platz hinter der Nyse Euronext (13,2 Bill. Dollar) und Nasdaq OMX (4,5 Bill. Dollar) einnehmen.