KABUTOCHO-BERICHT

Hoffnung auf Erdrutschsieg der LDP stützt Nikkei

Mehrheit für Shinzo Abe könnte Yen-Verkäufe auslösen - Gewinnmitnahmen bei Index-Schwergewichten

Hoffnung auf Erdrutschsieg der LDP stützt Nikkei

Von Martin Fritz, TokioVor der Parlamentswahl am Sonntag hat der japanische Aktienmarkt am Freitag uneinheitlich geschlossen. Verkäufe wegen der Verluste an der Wall Street wurden durch Käufe aufgrund neuer Yen-Schwäche ausgeglichen. Der Nikkei 225 ging auf 9 738 Yen und damit 0,1 % tiefer aus dem Handel. Der marktbreite Topix verbesserte sich um 0,2 % auf 801 Zähler. Mit 3,3 Mrd. Stück wurde der zweithöchste Umsatz des Jahres erzielt. Das zeigt den Grad der Aufmerksamkeit, den Japans Markt gerade erhält. Ausländische Investoren, die ein Viertel der japanischen Aktien halten, waren zum vierten Mal hintereinander Nettokäufer. Zur Vorwoche konnte der Nikkei bis Freitag um 2,2 % zum fünften Mal in Folge zulegen, beim Topix ging es um 1,4 % aufwärts.Mehr Investoren stehen offenbar in den Startlöchern, um auf einen fallenden Yen und einen steigenden Nikkei zu setzen. Als Einzelwerte eignen sich Exporttitel, deren Gewinne von der Yen-Schwäche profitieren, sowie Bautitel, da der mutmaßliche Wahlsieger, die Liberaldemokratische Partei (LDP), die Konjunktur durch neue Bauprogramme ankurbeln will. Die Bank of Japan (BoJ) dürfte nach ihrer Sitzung am Donnerstag die Geldpolitik weiter lockern, nachdem ihr jüngster Tankan-Bericht einen Stimmungseinbruch in der Industrie anzeigt. Erwartet wird, dass die BoJ ihr Assetkaufprogramm um 5 bis 10 Bill. Yen (45 bis 90 Mrd. Euro) aufstockt.Doch die Durchsetzung einer radikaleren Geld- und Fiskalpolitik hängt davon, ob Shinzo Abe eine Zwei-Drittel-Mehrheit schafft, entweder aus eigener Kraft oder mit einem Partner. Ohne Zwei-Drittel-Mehrheit im Unterhaus kann Abe das Veto des Oberhauses, das von den LDP-Gegnern kontrolliert wird, nicht überstimmen. Dann würde in den sieben Monaten bis zur Neuwahl des Oberhauses im Juli 2013 weiterhin politischer Stillstand herrschen. Landeskenner warnen vor zu hohen Erwartungen, radikalen Wandel gebe es in Japan nur selten.Im Freitagshandel wurden bei den Nikkei-Schwergewichten Fast Retailing (- 1,4 %) und Softbank (- 2,8 %) Gewinne mitgenommen. Fast Retailing hatte binnen vier Wochen 19 % zugelegt. Ebenso blieben die Investoren bei Immobilienaktien vorsichtig, die in Erwartung einer weiter gelockerten Geldpolitik kräftig gestiegen waren. Sumitomo Real Estate & Development sanken um 1 %. Auch der Kreditgeber Credit Saison fiel zurück (- 1,1 %). Die Aktien von Sharp verbesserten sich um 7,6 %, der achte Gewinn in neun Handelstagen. Sharp entwickelt angeblich mit Apple einen Fernseher und ist am iPhone 6 beteiligt. Seit dem 29. November ist Sharp, zuvor der Lieblingswert der Leerverkäufer in diesem Jahr, um 59 % gestiegen.