Hoffnungsschimmer am Markt für Minibonds
wb Frankfurt – Den deutschen Markt für Anleihen von kleinen und mittleren Unternehmen gibt es nach den Pleiten, Pech und Pannen vor einigen Jahren zwar noch, doch er fristet ein Schattendasein. Im ersten Halbjahr 2019 gab es nach Angaben von IR.on, der Beratungsgesellschaft für Investor Relations und Finanzkommunikation, elf Emissionen mit einem platzierten Volumen von 508 Mill. Euro. In den ersten sechs Monaten 2018 waren es 14 Transaktionen über 578 Mill. Euro gewesen. Allerdings bedeutet dies eine Steigerung gegenüber der Zeit von 2014 bis 2017, als im Schnitt im Mittel nur etwa sieben Anleihen untergebracht werden konnten. Insbesondere die Schuldscheindarlehen haben den Minibonds längst den Rang abgelaufen.Von Januar bis Ende Juni stieg die Platzierungsquote im Vergleich zur Vorjahreszeit von 89 auf 94 %. Der durchschnittliche Kupon kletterte um 34 Basispunkte auf 5,23 %. Klar dominierende Branche unter den elf Emittenten war erneut der Immobiliensektor mit vier Unternehmen. Die vom Immobilienboom gestützte Investorennachfrage bestehe somit grundsätzlich, wie 2018, unabhängig vom Geschäftsmodell.Die jüngste Emission kommt vom deutsch-russischen Milchproduzenten Ekosem-Agrar, der als Wiederholungstäter in dem Markt auf 100 Mill. Euro zielt und 7,5 % auf fünf Jahre bietet. Sieben der elf Bonds wurden vollplatziert, eine Anleihe befindet sich noch in der Privatvermarktung (FCR Immobilien). Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg sei wenig verwunderlich die Kapitalmarkterfahrung. So liege die Vollplatzierungsquote bei börsennotierten Emittenten (60 %) und bei Folgeemissionen (75 %) jeweils deutlich höher als bei Kapitalmarktneulingen.Von drei Neulingen wurde lediglich ein Papier voll verkauft. Bei den Emissionsvolumina lag das Gros der Transaktionen zwischen 10 und 30 Mill. Euro. Bei den Laufzeiten dominierten weiterhin fünf Jahre. In der ersten Hälfte des laufenden Turnus 2019 gab es keine Ausfälle bestehender Anleihen. Verhaltenes WachstumZu Jahresbeginn hatte IR.on neun in dem Segment aktive Emissionshäuser nach ihrer Prognose für das laufende Jahr 2019 befragt. Die Emissionshäuser hatten dabei für das Gesamtjahr durchschnittlich 21 Emissionen erwartet (vgl. BZ vom 11. Januar). Damit waren sie mit ihrer Prognose optimistischer als zu Beginn des Vorjahres, jedoch zurückhaltend im Vergleich zum tatsächlichen Niveau 2018 mit 35 Transaktionen. Die Zahl der aktuell laufenden Emissionen sowie das Feedback von Marktteilnehmern lassen darauf schließen, so die Berater, dass die Gesamtzahl der Emissionen auch am Ende dieses Jahres höher als die Prognose liegen könnte. Befragt wurden die in dem Segment tätigen Häuser Bankhaus Lampe, ICF Bank, Quirin Privatbank, Pareto Securities, BankM, IKB, MWB Fairtrade, Bankhaus Scheich und GBC Kapital.Richtig lagen sie bisher mit der Erwartung, dass die Zinsen leicht steigen sowie die Immobilienbranche dominant bleiben werde. Die Tatsache, dass im ersten Halbjahr keine Anleihe im General Standard oder im Scale-Segment der Frankfurter Börse gelistet wurde, bestätige zudem die Erwartung der Befragten, dass das Börsensegment zunehmend unbedeutend für den Erfolg einer Emission sei.