Chinas Märkte

Hongkonger Börse fängt sich wieder

An den vom Pekinger Parteikongress aufgewühlten chinesischen Finanzmärkten ist es am Dienstag zwar zu keiner weiteren Aktienkorrektur gekommen, der Druck auf die chinesische Währung hält aber an.

Hongkonger Börse fängt sich wieder

nh Schanghai

China kämpft mit einem manifesten Vertrauensentzug der Investoren, die in den jüngsten politischen Weichenstellungen zur Sicherung einer unbegrenzten Machtfülle und Wirtschaftskontrolle des Staats- und Parteichefs Xi Jinping enorme Risiken für die weitere Entwicklung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft erkennen. Nach dem kapitalen Absturz der Hongkonger Börse zu Wochenbeginn hat sich das Aktienmarktgeschehen am Dienstag wieder stabilisiert. So rutschte der Leitindex Hang Seng in der ersten Handelsstunde zwar um weitere 2% ab, fing sich dann aber wieder, um praktisch unverändert zu schließen. Am Montag war der Hang Seng in Reaktion auf die Ergebnisse des Pekinger Parteikongresses mit der Berufung einer ausschließlich mit kommunistischen Hardlinern besetzten neuen Führungsriege um 6,4% eingekracht und hatte damit den größten Tagesverlust seit der globalen Finanzkrise von 2008 hingelegt.

Am Devisenmarkt, an dem der von der Notenbank mit Referenzkursen zum Dollar in engen Schwankungsgrenzen gehaltene chinesische Yuan nur einen sanften Abstieg hinlegen kann, sehen die Marktteilnehmer allerdings anhaltenden Korrekturbedarf mit einer weiteren Schwächung gegenüber dem Dollar und mittlerweile auch dem Euro. In den Wochen vor dem Parteikongress hatte die People’s Bank of China (PBOC) alle erdenklichen Register gezogen, um Baissespekulationen zu erschweren und die von einer globalen Dollar-Hausse angefachte Abwertungstendenz gegenüber dem Greenback zumindest abzubremsen. Nun, da das Prestigeevent über die Bühne gegangen ist und neue Wirtschaftsdaten zeigen, dass Chinas Exportindustrie an Dynamik verliert und währungsseitige Unterstützung in Form einer Abwertung zum Dollar durchaus gebrauchen kann, scheint die PBOC den Fuß von der Bremse zu nehmen und dem Marktdruck hin zu einem schwächeren Yuan stärker nachzugeben.

Am Dienstag wurde der Referenzkurs zum Dollar, um den die chinesische Devise im Spothandel bis zu 2% schwanken kann, überraschend nah an den Marktvorgaben des Vortages orientiert, so dass der Yuan-Kurs neuen Raum erhielt, dem Spekulationsdruck nachzugeben. Zuvor allerdings hatte die PBOC über Wochen hinweg den täglichen Mittelkurs mit einer extrem starken Abweichung zum Markttrend fixiert. Dies verhindert zwar eine scharfe Abwertung, konterkariert aber die eigentliche Ratio des als „Managed Float“ bezeichneten chinesischen Wechselkurssystems, bei dem die Devise tatsächlich in beide Richtungen schwanken können soll.

Die Lockerung der Zügel im Rahmen des Referenzkurs-Fixings hat die chinesische Währung im Schanghaier Onshore-Handel am Dienstag um weitere 0,6% auf nunmehr 7,31 Yuan zum Dollar verlieren lassen. Damit steht die Devise auf dem niedrigsten Niveau zum Greenback seit Dezember 2007. Marktteilnehmer rechnen zwar mit einer Fortsetzung der Abwertungstendenz und stecken das Ende der Korrekturbewegung bei einer Marke zwischen 7,4 und 7,5 Yuan zum Dollar.

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