Impulse für Anleger durch Elektronutzfahrzeuge
Nach Ansicht der Berenberg Bank wird der Bedarf an Batterien durch die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen wie Lkw und Vans unterschätzt. In einer Studie nennt die Bank fünf Sektoren und zwölf Unternehmen, die davon besonders profitieren werden, darunter auch einige deutsche Adressen. amb Frankfurt – Der Trend hin zur Elektromobilität wird sich fortsetzen, daran ändert auch der Wegfall der Subventionen für Elektroautos nichts, erklärt die Berenberg Bank in einer Studie zur Zukunft des Batterieantriebs. Nach Ansicht der Analysten sollte man die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen wie Lkw oder Vans nicht unterschätzen, die immerhin ein Großteil der Emissionen auf der Straße verursachten. Besonders zugutekommen werde der Trend Kobalt- und Nickelproduzenten sowie Recycling-Unternehmen, Batteriezellenherstellern und Ausrüstern für die Batterieproduktion. Doch nicht alle Profiteure werden empfohlen: Auf “Buy” stuft die Bank BASF, Deutz und Siemens, außerdem Umicore, Johnson Matthey, Tesla und Ceres Power. Für die Norma Group lautet das Votum hingegen nur “Hold”.Im April hatte das belgische Unternehmen Umicore, das unter anderem Kathoden für den Bau von Lithium-Ionen-Batterien herstellt, eine Gewinnwarnung herausgegeben – auch wegen des Wegfalls der Subventionen in China. Die Aktie gab deutlich nach. Nach Einschätzung der Berenberg Bank haben die Subventionen ihren Zweck allerdings bereits erfüllt: So seien die Kosten für die Batterieherstellung seit 2015 um fast die Hälfte gefallen, die Batteriezellenproduktion habe sich seitdem weltweit verdreifacht. Konsolidierung im MarktBerenberg geht davon aus, dass die großen Batteriezellenanbieter ihre Produktion in den nächsten drei Jahren nochmals verdreifachen werden. So werde es in jedem Fall Skaleneffekte für die Unternehmen geben Der Wegfall der Subventionen werde daher keinen nachhaltigen Effekt auf die Verbreitung von Elektroautos haben, er habe sogar Vorteile: Er bringe die benötigte Konsolidierung im Markt für Batterieproduzenten voran.Die Analysten machen deutlich, dass die Batteriezellenhersteller nicht nur vom Trend hin zum Elektroauto profitieren werden: Auch andere Bereiche seien auf dem Weg zur Elektrifizierung: Lkw, Vans und Fahrzeuge in der Bau- und Minenbranche sowie Industrie und Landwirtschaft. “Vans und Lkw sind verantwortlich für 60 % der Emissionen beim Transport auf der Straße”, heißt es in der Studie. Aus diesem Grund habe die EU bereits CO2-Emissionsziele für Lkw in Europa gesetzt: Die neue Norm sieht vor, 2030 rund 30 % unter den Emissionen von 2019 zu liegen. “Um diese Ziele zu erreichen, ist eine Elektrifizierung nötig.”Konkret erwartet die Bank, dass für die Elektrifizierung von Lkw, Vans, Bussen oder Baumaschinen bis 2023 zusätzlich 81 Gigawattstunden (GWh) und bis 2028 ungefähr 192 GWh über Batterien bereitgestellt werden müssen, während der Bedarf an Batterien für Elektroautos bis 2023 um 346 GWh und bis 2028 um 1 457 GWh ansteigen werde. Eine besonders schnelle Umstellung prognostiziert sie für Lieferwagen im innerstädtischen Verkehr und Lkw für kürzere Strecken. “Wir schätzen, dass sich die Umstellung für Elektrovans und -Lkw auf kurze Strecken schon nach etwa fünf Jahren rechnet.” Bei anderen Fahrzeugen mit höherem Energieverbrauch werde die Umsetzung länger dauern und zum Teil auch Hybridtechnik eingesetzt werden müssen.Die Unternehmen hätten sich jedenfalls bereits für die Zukunft positioniert und batteriebetriebene Fahrzeuge im Angebot oder in der Entwicklung: im Bereich Lieferwagen etwa Iveco, Peugeot, Nissan, Renault und Byd, bei den Lkw Byd, Daimler, Volvo und MAN, bei Gabelstaplern Jungheinrich, Kion/Linde und Hyster Yale, bei Baumaschinen Caterpillar, Hyundai & Cummins, Komatsu und Volvo und bei Bergbaumaschinen Epiroc und Sanvik.Berenberg geht davon aus, dass fünf Sektoren mit insgesamt zwölf Unternehmen vom Trend hin zur Elektrifizierung der Nutzfahrzeuge besonders profitieren werden, konkret Umicore, Johnson Matthey, Glencore, Norilsk Nickel, Manz, Siemens, Deutz, Norma Group, Akasol, Ceres Power, CATL und LG Chem. Doch nicht alle werden zum Kauf empfohlen.Als Gewinner sieht die Bank zum einen Kobalt- und Nickelproduzenten sowie Recycling-Unternehmen wie Umicore und Glencore. So erwartet sie, dass sich die Nachfrage nach Kobalt bis 2028 gegenüber 2018 verdreifachen wird. Auch für Nickel und Lithium rechnet sie mit einer deutlich anziehenden Nachfrage, im Fall von Lithium allerdings begleitet von niedriger Auslastung der Produktionsstätten und niedrigen Preisen. Zum Kauf empfiehlt Berenberg in dieser Gruppe Umicore als Kobalt- und Nickelproduzenten. Das Kursziel liegt bei 42 Euro, weit über der aktuellen Notierung von 30,45 Euro.Ein weiterer Sektor mit vielen Chancen ist laut Studie die Kathodenherstellung, besonders die Produktion von Kathoden bzw. Kathodenmaterial mit hohem Nickelgehalt. Mit der Elektrifizierung der Nutzfahrzeuge werde die Nachfrage nach solchen Kathoden nämlich stark steigen, prognostizieren die Analysten. Profiteure dieses Trends seien Umicore, Johnson Matthey und BASF. Alle werden von den Berenberg-Analysten auf “Buy” gesetzt, für Johnson Matthey liegt das Kursziel bei 36 Pfund (aktuell 31,59 Pfund), für BASF bei 72 Euro (aktuell 65,23 Euro).Dritte Gruppe mit viel Potenzial seien Ausrüster wie Manz, Siemens, Bhuler, Bosch und Hitachi. Die Kapazitäten für die Batterieproduktion werden sich bis 2023 verdreifachen, heißt es in der Studie, dafür seien Investitionen in Höhe von 39 Mrd. Dollar in den kommenden fünf Jahren nötig. Empfohlen wird aber nur Siemens bei einem Kursziel von 130 Euro (aktuell 107,02 Euro). Auch die großen Batterieproduzenten wie CATL aus China sowie LG Chem und Samsung aus Korea werden auf der Gewinnerseite stehen, meint die Berenberg Bank. Sie prognostiziert, dass die globale Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien von 146 GWh im Jahr 2018 auf 509 GWh im Jahr 2023 steigen wird.Für den chinesischen Markt rechnet die Hamburger Privatbank zwar mit einer Konsolidierung, dadurch würden die verbleibenden Unternehmen aber höhere Margen erwirtschaften können. Zum Kauf rät die Bank in dieser Gruppe beim US-Autobauer und Batteriehersteller Tesla bei einem Kursziel von 500 Dollar (aktuell 236,89 Dollar).Da nicht alle Nutzfahrzeuge komplett auf Elektromotoren umgestellt werden können, werden laut Studie auch Hersteller von Hybridmotoren bzw. Komponenten kräftig verdienen. Dazu gehörten Deutz, Norma Group, Akasol und Ceres Power. Auf “Buy” stuft die Bank allerdings nur den Motorenhersteller Deutz bei einem Kursziel von 9,60 Euro (aktuell 8,42 Euro) und das britische Unternehmen Ceres Power (Kursziel 2,30 Pfund, aktuell 1,85 Pfund). Für den Verbindungsteilespezialisten Norma Group lautet das Votum hingegen nur “Hold” (Kursziel 53 Euro, aktuell 39,32 Euro).