GASTBEITRAG

In Schwellenländern ist ESG besonders wichtig

Börsen-Zeitung, 21.11.2019 In den Emerging Markets ist die zukünftige Entwicklung ganz entscheidend von ökologischen, sozialen und Faktoren der Unternehmensführung abhängig, für die sich das ESG-Kürzel (Environment, Social, Governance) etabliert...

In Schwellenländern ist ESG besonders wichtig

In den Emerging Markets ist die zukünftige Entwicklung ganz entscheidend von ökologischen, sozialen und Faktoren der Unternehmensführung abhängig, für die sich das ESG-Kürzel (Environment, Social, Governance) etabliert hat. Schaut man auf die Bevölkerung, wird dies sofort deutlich. Eine UN-Projektion geht davon aus, dass bis 2050 die Population der Erde um weitere 2,1 Milliarden Menschen wächst, ausgehend von aktuell 7,7 Milliarden. Zunehmende VerstädterungDieser Zuwachs findet fast ausschließlich in den Schwellenländern statt, was zu einer weiteren starken Ausbreitung von Städten führen wird. Diese hat einen steigenden Verbrauch von Wasser, Luftverschmutzung und Flächenverbrauch von schätzungsweise 25 Mill. Kilometern an neuen Straßen bis 2050 zur Folge. Um dieses Wachstum in umwelt- und sozialverträgliche Bahnen zu steuern, kann es sehr wirksam sein, Investitionen an ESG-Kriterien auszurichten. Ebenfalls für Schwellenländer relevant sind extreme Wetterereignisse in Verbindung mit dem fortschreitenden Klimawandel, steigende Ungleichheit der Einkommen, Rückgang der Biodiversität und Korruption.Daher überrascht es nicht, dass der Effekt einer Kapitalanlage nach ESG-Kriterien in Schwellenländern besonders stark ist. Die Verbindung zwischen ESG und der Unternehmensentwicklung aus einer regionalen Perspektive ist in den Schwellenländern stärker als in jeder anderen Region.Um diese Effekte abzumildern, sind hohe Investitionen in Infrastruktur nötig. Die Finanzbranche ist sich der Verantwortung bewusst und hat bereits Initiativen gestartet. Die Coalition for Climate Resilient Investment (CCRI) vereint 34 Unternehmen und Organisationen, unter anderem die DWS, mit einem verwalteten Vermögen von mehr als fünf Bill. US-Dollar. Ausdrücklich unterstützt die DWS den Plan der Europäischen Union zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums und die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD).Diese koordinierte Herangehensweise ist bei den immensen Herausforderungen wichtig. Die Ausbreitung der Städte in Schwellenländern wird die ohnehin in vielen Teilen der Erde bereits kritische Versorgung mit Trinkwasser verschärfen. Die Möglichkeiten, mit nachhaltigen Strategien zu helfen, sind enorm. Immerhin wird in der Landwirtschaft mehr als die Hälfte des Wasserbrauchs durch unzuverlässige Technologien oder eine falsche Saatauswahl verschwendet. Anfällig für Wetterereignisse Eng verbunden mit der Gefährdung der Ressourcen in Schwellenländern ist die Anfälligkeit der Schwellenländer für extreme Wetterereignisse und die Folgen des Klimawandels. Zwischen 1998 und 2017 lagen die zehn am stärksten betroffenen Länder in Asien, Mittelamerika und der Karibik. Die Gefahr ist hoch, dass Schwellenländer auch in Zukunft von Stürmen, Hitzewellen und Überflutungen betroffen sein werden.Besonders auf dem asiatischen Kontinent werden die Städte stark wachsen, sie sind auf tief liegende Küstenregionen konzentriert, die besonders von extremen Wetterereignissen betroffen sind. Es wird erwartet, dass bis 2050 die Verluste durch Überflutungen in Megastädten wie Guangzhou, Mumbai, Kalkutta und Jakarta, in denen insgesamt rund 130 Millionen Menschen leben, am stärksten sein werden.Besonders groß ist der Aufholbedarf der Schwellenländer beim dritten ESG-Kriterium, dem “G” für Governance. Unternehmen in Schwellenländern sind häufig von unzureichenden Aktionärsrechten, undurchsichtigen Besitzverhältnissen und insgesamt mangelhafter Transparenz betroffen. Während es laut der Harvard Law School und ISS Analytics in Südafrika positive Entwicklungen gibt und 60 % der Aufsichtsräte unabhängig besetzt sind, sind es in Indonesien gerade einmal 17 %. Die Einführung von Corporate-Governance-Regeln hat in einigen Schwellenländern schon zu Fortschritten geführt, insgesamt ist aber noch viel zu tun. Hier können Investoren, die die Einhaltung von Corporate Governance konkret einfordern, viel bewirken. Anlageprofis gefordertAssetmanager stehen in der Verantwortung, ihren Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre Kapitalanlagen nach nachhaltigen Strategien auszurichten. Bei der DWS sind ESG-Kriterien daher ein integraler Bestandteil des Assetmanagements. Das gilt gerade für Schwellenländer-Fonds, sei es in aktiv oder passiv gemanagten Produkten. Fazit: In Schwellenländern sind die Herausforderungen am größten, aber auch die Chance, dass die Konzentration auf ESG-Kriterien in der Geldanlage zu einer Verbesserung führen kann. Michael Lewis, Head of ESG Thematic Research, DWS