Industriewerte peilen Rekordhoch an
Von Sophia Wurm*)Der Stoxx Industrial Goods & Services ist gemessen an der Free-Float-Marktkapitalisierung der drittgrößte Sektorindex im Stoxx-Sektorsystem. Dieser Auswahlindex wurde Ende 1991 eingeführt. Mit Blick auf die Anzahl der Indexmitglieder ist der Stoxx Industrial Goods & Services allerdings mit aktuell 104 Mitgliedern (jeweils aus dem Stoxx600) der Sektorindex mit den meisten Einzelwerten. Dies ist unter anderem auf das sehr breit gefasste Sektoruniversum zurückzuführen, so dass neben den Sektorschwergewichten Siemens (10,4%), ABB (6,1%) und Schneider Electric (5,1%) beispielsweise auch EADS vertreten ist. Aus Deutschland sind die beiden Dax-Werte Deutsche Post und ThyssenKrupp sowie Gea, MTU Aero Engines, Bilfinger und Wirecard im Index zu finden. Zwei übergeordnete PhasenDiese Bandbreite an Unternehmen sorgt dafür, dass die technische Gesamtlage der einzelnen Sektormitglieder sehr unterschiedlich ausfallen kann. Die langfristige technische Entwicklung des Stoxx Industrials Goods & Services (Kursindex) lässt sich seit der Einführung in zwei übergeordnete Phasen einteilen. In der ersten Phase hatte der Sektorindex ab Oktober 1992 – ausgehend von ca. 92,1 Punkten – eine ausgeprägte technische Hausse durchlaufen und erreichte im Jahr 2000 sein bisheriges Allzeithoch um 417 Punkte. Im Anschluss ging der Stoxx Industrial Goods & Services in eine übergeordnete Seitwärtsbewegung über.Diese Seitwärtsbewegung hat aus technischer Sicht die Form eines Dreiecks und weist aus langfristiger Sicht einen trendbestätigenden Charakter nach oben auf. Begrenzt wird das Dreieck zum einen durch einen Aufwärtstrend, der sich aus den Tiefstkursen aus den Jahren 2003 (118 Punkte) bzw. 2009 (147 Punkte) ergibt und aktuell bei etwa 170 Punkten liegt. Zum anderen ist es auf der oberen Seite durch eine leicht fallende Widerstandszone, deren Trend aktuell bei ca. 370 Punkten liegt, charakterisiert, welche sich aus den Allzeithochs im Jahr 2000 (s. o.) sowie den Höchstkursen aus 2007 (388 Punkten) zusammensetzt.Innerhalb dieses übergeordneten Dreiecks liegt ein Wechselspiel von zum Teil ausgeprägten mittelfristigen Hausse- und Baisse-Trends vor. Hierbei hat der Stoxx Industrial Goods & Services im Frühjahr 2009 eine (Trading-)Bodenformation unterhalb von 200 Punkten abgeschlossen und einen neuen Hausse-Trend (Trendlinie aktuell um 315 Punkte) etabliert. Dieser hat den Index zuletzt in das Umfeld der seit dem Jahr 2000 bestehenden Widerstandszone geführt. Konsolidierung möglichEinerseits arbeitet der Stoxx Industrial Goods & Services somit insgesamt am Abschluss des 13-jährigen Dreiecks und an der Perspektive auf eine neue, übergeordnete Hausse bzw. technische Neubewertung. Das erste mittelfristige technische Etappenziel sollte hierbei im Bereich von etwa 450 Punkten liegen. Andererseits sollte es nicht überraschen, wenn der Sektorindex nach den ausgeprägten Kursgewinnen der Vorwochen zunächst in eine (nach oben) trendbestätigende Konsolidierung im Umfeld der langfristigen Widerstandszone hineinläuft.Betrachtet man die technische Marktbreite, fallen insbesondere einige der mittelgroßen Sektorindexmitglieder wie MTU Aero Engines, Schindler Holding oder Wartsila OYJ auf, die zu den technischen Marathonläufern gehören und bereits intakte technische Neubewertungen durchlaufen. Von den größeren Sektorwerten gehören die französische Schneider Electric sowie die britische Rolls-Royce (Nummer 4 im Sektor, Gewicht ca. 4,0%) in diese Kategorie.Darüber hinaus liegt eine technische Aufwärtsrotation vor, die auch den Sektorleader Siemens erfassen könnte. Die sich sukzessiv verbessernde technische Marktbreite sollte einen möglichen Abschluss des 13-jährigen Dreiecks unterstützen. Vor diesem Hintergrund sowie der ansprechenden technischen Gesamtlage sollte für ein technisch motiviertes Indexinvestment eine Anfangsposition aufgebaut werden, die bei einem nachhaltigen Verlassen des langfristigen Dreiecks mit einem neuen Investment-Kaufsignal (Kurse oberhalb von 390 Punkten) weiter ausgebaut wird. Neues Kaufsignal generiertMit Blick auf die drei größten Sektorwerte Siemens, ABB und Schneider Electric weist Schneider Electric zurzeit die attraktivste technische Gesamtlage auf: Ausgehend von 35,0 Euro im November 2011 konnte Schneider Electric einen neuen Hausse-Trend etablieren, dessen Trendlinie aktuell um 46,0 Euro liegt. Dieser hatte die Aktie im Frühjahr 2013 bis an die langfristige Widerstandszone im Bereich von 60,7 bis 61,8 (Allzeithochs aus dem Jahr 2007) geführt. Zuletzt hat die Aktie eine Konsolidierung direkt unterhalb dieser Widerstandszone mit einem neuen Kaufsignal abgeschlossen, so dass sich die intakte Hausse-Bewegung in Richtung 68,0 bis 70,0 Euro weiter fortsetzen sollte. Da die Aktie bereits neue Allzeithochs erreicht hat und die technische Neubewertung bereits läuft, weist sie zusätzlich eine mittelfristige relative Stärke gegenüber dem Stoxx Industrial Goods & Services auf. Gleichzeitig sollte dieses Sektorschwergewicht einen Vorlaufcharakter gegenüber dem Sektorindex aufweisen.—-*) Sophia Wurm ist technische Analystin bei der Commerzbank.