GASTBEITRAG

Infrastrukturkredite - eine attraktive Anlageklasse

Börsen-Zeitung, 24.5.2018 Investoren können auf verschiedenen Wegen Zugang zur Anlageklasse Infrastruktur finden: direkt über nicht börsennotierte (private) Fremd- und Eigenkapitalanlagen oder durch den Kauf börsennotierter (öffentlich gehandelter)...

Infrastrukturkredite - eine attraktive Anlageklasse

Investoren können auf verschiedenen Wegen Zugang zur Anlageklasse Infrastruktur finden: direkt über nicht börsennotierte (private) Fremd- und Eigenkapitalanlagen oder durch den Kauf börsennotierter (öffentlich gehandelter) Anleihen und Aktien.Der Markt für nicht börsennotierte Infrastruktur-Fremdkapitalanlagen ist in den vergangenen Jahren beständig gewachsen und hat sich zu einer besonders attraktiven eigenständigen Anlageklasse entwickelt.Investitionen in Infrastrukturkredite ermöglichen institutionellen Investoren ein Engagement in Vermögensanlagen mit erwarteten langfristig stabilen Cash-flows bei attraktiven Renditen, während sie Kreditnehmern den Zugang zu dringend benötigter Liquidität bieten. Die globale Finanzkrise hat den Markt für Infrastrukturfinanzierungen verändert, und regulatorische Veränderungen haben die Fähigkeit der traditionellen Geldgeber beschränkt, die Nachfrage der Kreditnehmer vollständig zu befriedigen. Dies wird besonders in Europa deutlich, wo neue Lösungen wie Infrastrukturkreditfonds geschaffen wurden, um den Markt für institutionelles Kapital im Infrastruktursektor voranzubringen. Da Investitionen in Infrastrukturkredite weiterhin ein komplexes Thema darstellen und geeignete Anlageobjekte schwer zu finden sind, sollten sich institutionelle Investoren der Anlageklasse mit der Unterstützung professioneller Assetmanager annähern.Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat bis 2030 einen erheblichen Bedarf an Infrastrukturfinanzierungen in der Größenordnung von 50 Bill. Dollar ausgemacht. Gemessen an den aktuellen Infrastrukturausgaben in der OECD bedeutet dies eine Finanzierungslücke von 1,5 Bill. Dollar jährlich. Der größte Teil dieses Kapitals wird über Kredite finanziert werden müssen. Zusätzlich wird es notwendig sein, einen erheblichen Teil der vor der Finanzkrise aufgenommenen Kredite für bestehende Anlageobjekte zu refinanzieren.Der Infrastrukturmarkt, der vor weniger als zehn Jahren noch von Banken dominiert wurde, hat sich zu einem Markt mit zunehmender Präsenz institutioneller Investoren entwickelt. Die fundamentalen Treiber dieser Entwicklung sind der regulatorische Wandel und die Suche nach Renditen.Mit der Einführung von Basel III wurde Banken die Vergabe langfristiger Darlehen erschwert, während Änderungen der Solvency-II-Richtlinie die Attraktivität von Infrastrukturinvestments für europäische Versicherungsunternehmen steigerten. Angesichts der Renditekompression in den traditionellen Festzinsmärkten durch eine lockere Geldpolitik ist darüber hinaus der Appetit institutioneller Investoren auf renditestärkere Alternativen wie Infrastruktur gestiegen.Gemessen am verwalteten Vermögen institutioneller Investoren in den OECD-Ländern ist der Infrastrukturanteil mit 1,1 % immer noch niedrig, auch wenn sich dieser Wert seit 2012 verdoppelt hat. Nach Angaben von Preqin, einem Anbieter von Daten und Marktinformationen im Bereich alternative Anlagen, sind institutionelle Investoren stark am Sektor interessiert: 89 % der befragten Infrastrukturinvestoren planen demnach, ihre Allokation in der Anlageklasse im kommenden Jahr beizubehalten oder zu erhöhen.Der Infrastrukturkreditmarkt ist vor allem aus drei Gründen attraktiv für Investoren: Er weist weniger Risiko als vergleichbare Unternehmensfinanzierungen auf, bietet gegenüber Unternehmensanleihen höhere Risikoaufschläge und wirkt diversifizierend durch seine niedrige Korrelation mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen. Weniger RisikoVon Moody’s gesammelte Ausfall- und Rückgewinnungsquoten der letzten 30 Jahre zeigen für Infrastrukturkredite weniger Risiko als Unternehmensfinanzierungen mit vergleichbarem Rating. Die Untersuchungen verdeutlichen außerdem, dass bei einem “BBB”-Rating die erwartete Verlustquote von Infrastrukturkrediten über zehn Jahre weniger als halb so hoch ist wie die von Unternehmensfinanzierungen.Infrastruktur ist kapitalintensiv und besitzt üblicherweise eine lange erwartete Nutzungsdauer. Diese Eigenschaften wirken unterstützend für langfristige Finanzierungen, die (verbunden mit stabilen Geschäftsrisiken) eine effektive Duration für Investoren mit entsprechenden Verbindlichkeiten bieten können. Inflationsgebundene Finanzierungen könnten für das Asset-Liability-Management zusätzliche Vorteile bringen.Private Infrastrukturkredite bieten einen Renditeaufschlag gegenüber öffentlich gehandelten Unternehmensanleihen. Dieser Aufschlag kompensiert die illiquide Natur und die Komplexität einer Investition, bei der Transaktionen typischerweise Strukturierungskompetenz und ein Verständnis der objektspezifischen Risiken erfordern. Der Spread von privaten Infrastrukturtransaktionen in Europa von 2014 bis 2017 zeigt die überlegene Renditeerfahrung im Vergleich zu einem passiven Index für Unternehmensanleihen. Niedrige KorrelationDie defensiven Merkmale von Infrastruktur sollten zu stabileren Cash-flows als bei klassischen Unternehmensanleihen führen. Dies zeigt das Ebitda-Profil von europäischen Infrastrukturemittenten mit “BBB”-Rating im Vergleich zu “BBB”-Unternehmensanleihen.Der Markt für Infrastrukturkredite ist gereift und hat sich als eigene Anlageklasse fest etabliert. Wichtige regulatorische Veränderungen haben in den vergangenen zehn Jahren zu einer signifikanten Verschiebung in der Zusammensetzung des Infrastrukturkreditmarktes geführt. Regulatorische VeränderungDie regulatorischen Veränderungen werden von einem Niedrigzinsumfeld überlagert, das von quantitativer Lockerung getrieben wird und die Renditen in den traditionellen Festzinsmärkten unter Druck setzt. Immer mehr Investoren interessieren sich für alternative Anlageklassen wie Infrastrukturkredite, um ihre Renditen zu steigern.Die risikomindernden Eigenschaften der Anlageobjekte, verbunden mit einem zusätzlichen Renditeaufschlag für private Infrastruktur, machen die Anlageklasse zu einer interessanten Investition für Pensionspläne und Versicherungsunternehmen. Darüber hinaus erhöhen die möglichen sozialen und ökonomischen Vorteile von Infrastruktur für die Gesellschaft die Attraktivität der Anlageklasse.—-Reiner HübnerGeschäftsführer Portfoliomanagement und institutioneller Vertrieb bei der UBS Asset Management (Deutschland) GmbH