Interesse an Aktien sinkt

DAI: 9,7 Millionen Deutsche halten Dividendentitel und verwandte Fonds

Interesse an Aktien sinkt

Die Zahl der Aktienbesitzer ist im vorigen Jahr im Vergleich zu 2018 um rund 660 000 gesunken. Das geht aus den neuen Aktionärszahlen hervor, die das Deutsche Aktieninstitut (DAI) gestern vorgelegt hat. Für die deutsche Aktienkultur stellt das Jahr 2019 damit laut DAI einen Rückschlag dar.kjo Frankfurt – Vergangenes Jahr hat es in Deutschland noch 9,7 Millionen Aktienbesitzer gegeben. Laut Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) waren 15,2 % der Bürgerinnen und Bürger über 14 Jahren in Aktien oder Aktienfonds investiert – also knapp jeder Siebte. “Obwohl sich der Aktienmarkt letztes Jahr sehr positiv entwickelt hat, sank die Zahl der Aktienbesitzer 2019 nach zwei Jahren positiver Entwicklung erstmalig wieder. Auch wenn dies für die deutsche Aktienkultur einen Rückschlag bedeutet, stimmt der langfristige Trend dennoch positiv”, resümiert Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand des DAI. “Im Vergleich zu 2010 sparen heute rund 1,3 Millionen Menschen mehr in Aktien oder Aktienfonds. Das letzte Jahrzehnt war unterm Strich ein erfolgreiches Jahrzehnt für die Aktie”, betont sie.Die Kursverluste 2018 und pessimistische Konjunkturausblicke können Anleger nach Einschätzung des DAI nervös gemacht und dazu geführt haben, dass sie sich von Aktien trennten. Auch die Signale, die die Politik mit Blick auf die Aktienanlage sende, seien kontraproduktiv. So drohe die diskutierte Finanztransaktionssteuer auf Aktien, potenzielle Aktionäre und Fondssparer abzuschrecken. Für Vorsorge “prädestiniert””Die Politik muss das Umfeld für Aktien und Aktienfonds dringend verbessern. Sie sollte das langfristige Engagement der Menschen in Aktien fördern, statt diesem durch eine diskriminierende Steuerpolitik Steine in den Weg zu legen”, kritisiert Bortenlänger. “Gerade angesichts des sinkenden Rentenniveaus sollten wir die attraktiven Renditen von Aktien in der Altersvorsorge dringend stärker nutzen”, führt sie aus. Eine breit gestreute, langfristige Aktienanlage erwirtschafte durchschnittlich jährliche Renditen von 6 % bis 9 %. Für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge seien Aktien deshalb prädestiniert. “Das sollte für die Politik Grund genug sein, sich in allen Regionen Deutschlands beherzt für Aktien einzusetzen”, so die Forderung von Bortenlänger. Unterschiede in Ost und WestAnlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls 2019 gibt es in der aktuellen Ausgabe der Aktionärszahlen einen ausführlichen Ost-West-Vergleich. Demnach unterscheidet sich die Aktienkultur in beiden Landesteilen nach wie vor deutlich. Während in Westdeutschland jeder Sechste Aktien oder Fonds besitze, sei es im Osten nur knapp jeder Zehnte.Die Vorlieben für die Art und Weise, wie in Aktien angelegt wird, seien in Ost und West unterschiedlich ausgeprägt: Mit 45 % habe knapp die Hälfte der Aktiensparer im Westen mindestens eine Aktie im Depot, das seien 3,7 Millionen Menschen. In Ostdeutschland seien direkte Beteiligungen an Unternehmen weniger verbreitet. Dort gebe es nur 423 000 Aktionäre, die direkt Anteile an Unternehmen halten würden. Das seien nur ein Drittel aller ostdeutschen Aktienbesitzer. Das Sparen in Aktien über die Fondsanlage werde im Osten eindeutig bevorzugt.