WALL STREET-BERICHT

Investoren fliehen aus HP Aktie sinkt auf Zehnjahrestief

Zweifel am Turnaround des Konzerns - Erneut Panne an der Nasdaq

Investoren fliehen aus HP Aktie sinkt auf Zehnjahrestief

Von Christiane Hanna Henkel, New YorkDie Börsianer an der Wall Street konnten die Handelswoche dank guter Daten vom Arbeitsmarkt mit einer positiven Note abschließen. Der Standard & Poor’s 500 liegt damit in der gerade beendeten Börsenwoche um fast 2 % im Plus. Damit hat die Kursrally eine weitere Etappe geschafft: Seit einem Jahr sind die Kurse der 500 größten US-Konzerne an der Wall Street nun um 30 % in die Höhe geklettert.Schlechte Nachrichten mussten allerdings die Aktionäre der Technologie-Firmen Hewlett-Packard (HP) und Facebook verdauen. So hat die Chefin von HP, Meg Whitman, die Geduld der Finanzgemeinde offensichtlich überschätzt. Anlässlich eines Treffens mit Analysten am Dienstagabend erklärte die seit rund einem Jahr amtierende Spitzenmanagerin, dass der Gewinn in den kommenden zwei Geschäftsjahren abermals zurückgehen werde, bevor er sich 2015 dann langsam erholen werde. Man habe das erste Jahr des auf fünf Jahre angelegten Restrukturierungsplans hinter sich, müsse aber sich nun aber schneller auf die Marktdynamik einstellen. Die Investoren flüchteten daraufhin aus dem Titel, der Kurs sackte auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren ab und ging am Mittwoch schließlich mit einem Minus von über 12 % aus dem Handel. Die Kredit-Rating-Agentur Moody’s Investor Service setzte den strauchelnden Technologie-Giganten zudem auf die Beobachtungsliste für eine mögliche Herabstufung des Ratings der langfristigen Schulden.Der Grund für die starken Reaktionen der Finanzgemeinde: Es wachsen die Zweifel daran, ob HP den Turnaround schaffen kann. Der Konzern versucht, durch den Trend zur mobilen Kommunikation bedingte Umsatzrückgänge im PC- und Druckergeschäft aufzufangen durch den Ausbau des margenträchtigen Dienstleistungsgeschäft wie der IT-Beratung. Während Konkurrent IBM diese Strategie erfolgreich umgesetzt hat, scheitert das unter zahlreichen Führungswechseln leidende HP nicht zuletzt an der schlechten Ausführung. Und damit verliert das im extrem dynamischen IT-Sektor tätige HP wertvolle Zeit.Wolken – wenn auch im Vergleich mit HP recht helle – zogen zu Wochenschluss über Facebook auf. Die Aktie gab am Freitag in New York bis zum Mittag um 3 % nach. Damit liegt die seit Mai notierte Aktie mehr als 40 % unter ihrem Ausgabepreis, während der Nasdaq-Index in dem Zeitraum um rund 10 % zulegen konnte. Grund für den neuerlichen Druck auf die Aktie: Die Geschäfte des Online-Spielebetreiber Zynga (“Farmville”), der in den letzten sechs Monaten für 14 % von Facebooks-Umsatz gesorgt hat, laufen immer schlechter. Am Donnerstagabend hatte das junge Unternehmen die Umsatzprognose für das zweite Halbjahr um rund 10 % gesenkt. Die Zynga-Aktien tauchten denn auch am Freitag bis zum Mittag um 18 % ab. Damit sind sie nur noch halb so viel Wert wie beim Börsengang im Dezember, während der Nasdaq-Index in dem Zeitraum um gut 20 % hat gewinnen können.In dieser Woche mussten Händler und Anleger abermals mit ansehen, wie die Börse kurzzeitig verrückt spielte. Nur wenige Sekunden nach Handelsbeginn schossen am Dienstag die Aktien des Lebensmittelherstellers Kraft Foods Group an der Nasdaq um 30 % in die Höhe und dann schnell wieder abzusacken. Die Trades wurden schnell als Irrläufer klassifiziert und rückgängig gemacht. Es war der erste Tag an dem der bisher an der Nyse notierte Titel an der Technologiebörse Nasdaq gehandelt wurde; am selben Tag debütierte die von Kraft abgespaltene Snack-Tochter Mondelez International an der Nasdaq. Erste Untersuchungen des Börsenbetreibers deuten darauf hin, dass fehlerhafte Algorithmen eines Brokers den Irrläufer produziert hatten. Der Vorfall erinnerte an das desaströse Börsendebüt der Facebook-Aktie im Mai. Und im April hatte ein Computerfehler der elektronischen Handelsplattform Bats Global Markets den eigenen Börsengang vereitelt. Die Vorkommnisse von dieser Woche dürften den laufenden Beratungen der diversen Aufsichts- und Regulierungsbehörden bezüglich des Hochfrequenzhandels neue Dynamik verschaffen.