Investoren kehren in die Schwellenländer zurück

Indischer Aktienmarkt erreicht Rekordhoch - Koreanischer Won so teuer wie zuletzt 2008

Investoren kehren in die Schwellenländer zurück

sts Frankfurt – Die Aktienmärkte und Währungen zahlreicher Schwellenländer profitieren von der Rückkehr internationaler Investoren. Die Aussicht auf Konjunkturhilfen in China hat den Märkten am Mittwoch einen weiteren Schub gegeben. Während wichtige Indizes Mehrmonatshöchststände erreichten, war der koreanische Won so teuer wie zuletzt im August 2008.Am Dienstag erreichte der MSCI Emerging Markets Index ein Viermonatshoch. Kursgewinne verbuchten jüngst die Aktienmärkte in China und Indien. Der Aktienindex MSCI Asia ex Japan für Asien ohne das den Industrieländern zugerechnete Japan notierte ebenfalls so hoch wie seit Herbst nicht mehr. Der indische Sensex-Index stieg am Mittwoch um 1,6 % auf ein Rekordhoch von 22 702 Punkten. Investoren setzen auf eine wirtschaftsfreundlichere Politik nach den derzeit laufenden Parlamentswahlen in Indien.Mit den jüngsten Zuflüssen hat sich die Flucht aus den Schwellenländern wieder umgekehrt. Diese hatte im Frühsommer 2013 eingesetzt, als die US-Notenbank Federal Reserve erstmals öffentlich über den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik nachdachte. Inzwischen fließt wieder Kapital in die aufstrebenden Volkswirtschaften. Im März waren es laut den Daten des Institute of International Finance (IIF) netto 39 Mrd. nach 25 Mrd. im Februar und 5 Mrd. Dollar im Januar. Verbessertes Makro-UmfeldZu dieser Entwicklung dürfte auch die Verbesserung des makroökonomischen Umfeldes beigetragen haben. Mehrere Länder, darunter Brasilien und die Türkei, bekämpfen mit höheren Leitzinsen ihr Leistungsbilanzdefizit. Der Internationale Währungsfonds rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum von 6,7 % für die sich entwickelnden Staaten in Asien, verglichen mit 2,8 % für die USA und 1,2 % für die Eurozone. Für China erwartet der Währungsfonds ein Wachstum von 7,5 % und für Indien von 5,4 %.Am Dienstag erhielt der chinesische Aktienmarkt einen Schub durch die Aussicht auf weitere Konjunkturmaßnahmen. Zuvor hatten staatliche Medien höhere Investitionen in das Eisenbahnnetz angekündigt. Sie sollen in diesem Jahr um 20 Mrd. Yuan auf 720 Mrd. Yuan (84 Mrd. Euro) steigen. Der Shanghai Composite Index erreichte mit 2 105 Zählern den höchsten Schlussstand seit dem 21. Februar. In Hongkong stieg die Aktie des zweitgrößten chinesischen Zugherstellers, China Railway Group, seit Mitte März um 11 %. In Taiwan erreichte der Taiex Index den höchsten Stand seit Juni 2011.Zu den Rückkehrern in die Schwellenländer zählt die Schweizer Pictet, die ihren Bestand an Schwellenländer-Anleihen in lokaler Währung zuletzt aufstockte. “Die Bewertungen von Schwellenländer-Währungen sind auf ein Niveau gefallen, auf dem sie völlig in Gegensatz zu den Fundamentaldaten der Länder stehen”, schreibt Pictet-Chefstratege Luca Paolini. Dies gelte unter Berücksichtigung des Nettobestandes an ausländischen Vermögenswerten, der Inflationsrate und der relativen Produktivität. Pictet gewichtet Schwellenländer-Anleihen in lokaler Währung über. “Unsere bevorzugten Märkte sind Brasilien, wo die Bewertungen attraktiv sind, und China, das unserer Ansicht nach von einer unmittelbar bevorstehenden Lockerung der Geldpolitik profitiert.”Die Mittelzuflüsse ließen auch die Währungen zahlreicher Schwellenländer steigen. Mit 1 040 Won pro Dollar war die südkoreanische Währung so stark wie zuletzt im August 2008 und damit vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers. Unterstützung erhielt der Won von starken Konjunkturdaten: Die Arbeitslosenrate war im März auf 3,5 % von 3,9 % im Februar gefallen. Zudem erwirtschaftete das Land den 24. Monat in Folge einen Leistungsbilanzüberschuss, der sich im März noch erhöhte. Morgan Stanley sieht eine weitere Aufwertung des Won und erwartet einen Kurs von 950 Won pro Dollar.