Investoren sind tief verunsichert - Nun blicken alle auf die Fed
In der Woche vor der mit Spannung erwarteten Zinssitzung der US-Notenbank Fed hat sich die Berg- und Talfahrt an den US-Aktienmärkten fortgesetzt. Der Leitindex S&P500 gab über die Woche bis Freitagmittag um 18 Zähler auf knapp 1625 Punkte nach. Damit gingen die leichten Gewinne der vorangegangenen Woche schon wieder verloren. Das vom Internationalen Währungsfonds geringer erwartete US-Wachstum drückte vor dem Wochenende zwar auf die Stimmung an der Wall Street. Eine Verringerung der Anleihekäufe durch die Fed gilt nun aber wieder als unwahrscheinlicher.Von Sebastian Schmid, New YorkDer Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft im kommenden Jahr um ein Zehntel auf 2,7 % gesenkt. Damit dürfte sich in der Notenbank Fed jene Gruppe um Chairman Ben Bernanke gestärkt fühlen, die vor einem vorschnellen Ende der monatlich rund 85 Mrd. Dollar umfassenden Anleiherückkäufe warnen. Folglich hielten sich vor dem Wochenende positive und negative Signale für den Markt die Waage. Während ein Signal der Fed, die Anleiherückkäufe noch nicht so bald zurückfahren zu wollen, an der Wall Street sicher gut ankäme, sorgt der verschlechterte Ausblick für die US-Wirtschaft zusammen mit anderen negativen Konjunkturnachrichten aus anderen Regionen der Welt für Verunsicherung.An der Börse bedeutete dies einen Rückgang des Leitindex S&P 500 um 0,6 % auf 1 625 Punkte. Für die gesamte Woche betrug das Minus bis zum frühen Freitagnachmittag in New York somit mehr als 1 %. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen sank derweil um 4 Basispunkte auf 2,11 %, lag damit aber noch immer etwa 60 Basispunkte über der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen.Laut Bryan Novak von Astor Asset Management stehe am Aktienmarkt nun eine Periode mit erhöhter Volatilität an. “Die Zinsen müssen steigen”, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Allerdings gebe es nur eine geringe Fehlertoleranz für die US-Notenbank angesichts des geringen Wachstums. “Der Markt wird jedes Wort der Fed genau unter die Lupe nehmen”, prognostizierte Novak für die neue Woche. Der enormen Wertverlust, den bereits ein paar Andeutungen von Fed-Chairman Ben Bernanke auslösen können, lässt sich seit dem 22. Mai verfolgen. Damals hatte Bernanke angekündigt, die Fed könne die Stimulierungsmaßnahmen für die Märkte in den nächsten Monaten zurückfahren, sollte sich der Ausblick für den Arbeitsmarkt nachhaltig bessern. Über 3 Bill. Dollar an Aktienwert sind seitdem verloren gegangen.Neben den enttäuschenden IWF-Aussagen konnten auch andere Konjunkturindikatoren vor dem Wochenende nicht überzeugen. Das von der Universität Michigan und Thomson Reuters erhobene Verbrauchervertrauen ist im Juni gesunken. Allerdings war zuvor im Mai auch der höchste Wert seit Juli 2007 gemessen worden.An der Wall Street fiel die Reaktion darauf klar negativ aus. Nachdem der Leitindex S&P 500 am Donnerstag – dem besten Handelstag der Woche – noch 1,5 % zugelegt hatte, ging es am Freitag wieder nach unten. Zu den Verlierern des Tages unter den Blue Chips zählte J.P. Morgan Chase. Die Aktie der größten US-Bank gab um 2,1 % auf 53,05 Dollar nach. American Express sackte sogar um 2,8 % auf 73,10 Dollar ab. Auch Bank of America, Citigroup und andere Finanzkonzerne gaben vor dem Wochenende nach. Schon am Dienstag und Mittwoch hatten Aktien aus dem Finanzsektor mit dem Gesamtmarkt kräftig nachgegeben.Die größten Zugewinne im S&P 500 verzeichneten vor dem Wochenende die Titel der Videospiel-Einzelhandelskette Gamestop. Die Gamestop-Aktie kletterte um 3,8 % auf 38,98 Dollar – laut Händlern offenbar getrieben von der Hoffnung, dass die neuen Videospielekonsolen von Sony und Microsoft den Umsatz steigern werden. Die Titel waren nach dem Kursabsturz zum Höhepunkt der Finanzkrise über Jahre um den Wert von 22 Dollar geschwankt, ehe mit der Ankündigung der neuen Konsolen im Frühjahr ein steiler Kursanstieg startete.