IPOs spielen 8,8 Mrd. Euro ein
ck Frankfurt
Mit 14 Börsengängen, über die Unternehmen 8,8 Mrd. Euro eingenommen haben, hat der deutsche IPO-Markt in den ersten sechs Monaten sein stärkstes erstes Halbjahr seit dem Dotcom-Boom des Jahres 2000 erlebt. „Allein zehn IPOs fanden zwischen April und Juni statt, – so viele Börsengänge in einem Quartal gab es in Frankfurt zuletzt vor 20 Jahren“, so das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC am Dienstag anlässlich der Veröffentlichung seiner vierteljährlichen Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“. Im starken Gesamtjahr 2018 wurden in Frankfurt über 18 IPOs 11,3 Mrd. Euro eingenommen.
„Wegen der Corona-Pandemie hatten zahlreiche Börsenaspiranten ihre IPO-Pläne im vergangenen Jahr auf Eis gelegt“, so Nadja Picard, PwC Europe Capital Markets Leader bei PwC Deutschland. „In der ersten Jahreshälfte 2021 profitierten die Märkte dann von der sich entspannenden Corona-Lage in Deutschland, die Konjunkturaussichten hellten sich auf, und die Aktienmärkte schossen nach oben. Um von diesem hohen Bewertungsniveau zu profitieren, setzten viele Unternehmen ihre Börsenpläne in der ersten Jahreshälfte in die Tat um.“
„Pipeline gut gefüllt“
PwC sieht gute Chancen, dass die starke Entwicklung sich im zweiten Halbjahr fortsetzen wird. „Die IPO-Pipeline in Deutschland ist weiterhin gut gefüllt“, so Carsten Stäcker, Leiter Equity Advisory bei PwC Deutschland. „Mit dem Online-Optiker Mister Spex und dem Wind- und Solarparkbetreiber Blue Elephant Energy stehen bereits zwei weitere Kandidaten in den Startlöchern, die ihre Pläne noch im Juli realisieren könnten.“ Zudem arbeiteten mindestens zehn weitere Börsenaspiranten daran, ihr Erst-Listing noch 2021 umzusetzen. „Sofern die Märkte stabil bleiben und die möglichen Herausforderungen des zweiten Halbjahrs gut meistern, gehe ich davon aus, dass 2021 das stärkste Jahr für den deutschen IPO-Markt seit 2000 wird“, so Picard.
Allerdings verweist PwC auch auf Risiken und Schattenseiten des Marktes. Die Indizes notierten derzeit auf oder nahe ihren Allzeithochs. Die deutliche Erholung der Wirtschaft und die starken Gewinnzuwächse der Unternehmen seien in den hohen Bewertungen allerdings bereits eingepreist. Es zeichne sich bereits ab, dass das Umfeld wieder schwieriger werde. Neben einem nach wie vor unsicheren Pandemieverlauf drohten weitere Herausforderungen die Märkte in den kommenden Monaten zu belasten. „Insbesondere die steigende Inflation, die Diskussionen um eine Reduktion der Anleihekäufe durch die Notenbanken, wachsender Margendruck und eine höhere Besteuerung der Unternehmen dürften für Unsicherheit an den Märkten sorgen“, so Stäcker.
Investoren zurückhaltender
PwC geht davon aus, dass die Investoren deutlich zurückhaltender und selektiver werden, und verweist neben der IPO-Flut auf die insgesamt eher mäßige Performance der an die Börse gegangenen Unternehmen. Der Blick auf die Kursentwicklung der Börsenneulinge zeige ein gemischtes Bild. Hinzu komme, dass der Emissionspreis bei allen IPOs im zweiten Quartal am unteren Ende der Bookbuilding-Spanne gelegen habe. Auch das spiegle das schwierige Marktumfeld wider. Bei den Kapitalerhöhungen kam es im zweiten Quartal zu einem Rückschlag. Ihr durchschnittliches Volumen fiel von 242 Mill. in den ersten drei Monaten auf 30 Mill. Euro, das Gesamtvolumen von 3,9 Mrd. auf 420 Mill. Euro. Allerdings hielt sich die Anzahl der Transaktionen mit 14 in etwa auf dem Niveau des zweiten Quartals 2020.
Weniger Anleiheemissionen
Das Gesamtvolumen für die Kapitalerhöhungen im ersten Halbjahr 2021 habe bei 4,3 Mrd. Euro und damit bereits auf dem Niveau von 2019 gelegen, so PwC. Von den starken Jahren 2017 und 2018 sei das Volumen jedoch noch weit entfernt. Die größten Kapitalerhöhungen des zweiten Quartals führten Tele Columbus (146 Mill. Euro), Deutsche Beteiligungs AG (105 Mill. Euro), Bauer (38 Mill. Euro) und Compleo Charging Solutions (10 Mill. Euro) durch. Deutlich rückläufig war im zweiten Quartal auch das Volumen der Fremdkapitalemissionen. Im Vergleich zu den ersten drei Monaten brach es um rund zwei Drittel von 46,3 Mrd. auf ungefähr 20 Mrd. Euro ein. Dabei hielt sich das High-Yield-Segment allerdings mit rund 7,1 Mrd. nach 7,4 Mrd. Euro relativ stabil.
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Bericht Seite 20