Finanzmärkte

IT-Chaos drückt Aktienmärkte weiter ins Minus

Auch zum Wochenabschluss musste der deutsche Leitindex Abschläge hinnehmen. Besonders heftig erwischte es einen Laborzulieferer. Dagegen bekam ein Halbleiterexperte kräftigen Rückenwind. Am Rohstoffmarkt setzte Kupfer seinen Sinkflug fort.

IT-Chaos drückt Aktienmärkte weiter ins Minus

Finanzmärkte

IT-Chaos drückt Dax weiter ins Minus

Sartorius-Titel stürzen zweistellig ab – Rückenwind für Süss Microtec – Kupferpreis bricht ein

tom Frankfurt

Eine Woche zum Vergessen hat der deutsche Leitindex mit weiteren Verlusten abgeschlossen. Aus dem Handel ging das Börsenbarometer mit einem Abschlag von 1% bei 18.172 Zählern. Auch MDax (-1% auf 25.343 Punkte) und Euro Stoxx 50 (-0,9% auf 4.827 Punkte) verbuchten erneut Verluste. Auf Wochensicht verlor der Dax satte 3% und bewegt sich nun wieder in dem Handelskorridor vom Juni. Der kurze Ausbruch nach oben in der Vorwoche scheint nur ein Strohfeuer gewesen zu sein. Das Allzeithoch aus dem Mai bei 18.892 Punkten ist damit vorerst aus dem Blick geraten.

IT und Trump sorgen Märkte

Gleich mehrere Faktoren lasten derzeit auf den Aktienmärkten: In den USA mehren sich die Anzeichen für eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump. Der Republikaner gilt als Verfechter protektionistischer Maßnahmen zum Schutz der eigenen Wirtschaft. Das zieht momentan europäische Börsen-Titel, die neue Zölle fürchten müssen, nach unten. In den USA ist der Dow Jones auf einem Höhenflug, wogegen Tech-Titel zuletzt ungewohnte Schwäche zeigten. Letztere leiden unter dem sich verschärfenden Handelskrieg zwischen den USA und China.

Zu diesen Problemen gesellt sich zum einen die Gefahr einer merklichen Konjunkturabkühlung und am Freitag auch noch eine deftige IT-Panne, die weltweit für Aufsehen und Störungen sorgte. Nach ersten Erkenntnissen könnte ein Fehler in einem Programm-Update der IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike, das vielfach in der Software des IT-Riesen Microsoft integriert ist, dafür verantwortlich sein. Betroffen von den Störungen war vor allem den Luftverkehr. Aber auch Krankenhäuser und Medienbetriebe kämpften mit Problemen. Das jüngste Update werde gerade wieder zurückgenommen, sagte ein Crowdstrike-Sprecher dem US-Sender CNBC. Crowdstrike-Aktien knickten bis zum Abend (MEZ) dennoch um 9,4% auf 310,63 Dollar ein. Auch Microsoft-Titel gaben nach (-0,7% auf 437,13 Dollar).

Lufthansa unter Druck

In Deutschland verzeichneten die Papiere von Lufthansa und Fraport Abschläge. Titel der Fluggesellschaft verloren 1,9% auf 5,77 Euro, die Aktie des Flughafenbetreibers gab um 1,5% auf 46,78 Euro nach. Ryanair gaben an der Börse in Dublin 1,5% auf 16,45 Euro nach. Auch die Papiere von Tui büßten 3,1% auf 6,55 Euro ein. Der Reisekonzern will mit dem Erlös neuer Wandelschuldverschreibungen alte Papiere zurückkaufen. Die Transaktion stellt den letzten Schritt zur Refinanzierung der von der staatlichen Förderbank KfW erhaltenen Kreditlinie dar. Mit dem Schritt sollen die Zinskosten deutlich reduziert werden.

Deutlich höher fielen die Verluste für Dax-Mitglied Sartorius aus. Am Index-Ende brachen die Vorzugsaktien um 13,1% auf 170,80 Euro ein, nachdem der Laborzulieferer nach einem schwachen ersten Halbjahr seine Ziele für 2024 stutzen musste. Dieser Schnitt war angesichts der andauernden Marktschwäche in China zwar erwartet worden, fiel aber deutlicher aus als befürchtet.

Rückenwind für Süss Microtec

Doch auch am Freitag gab es positive Überraschungen: Der Halbleiterzulieferer Süss Microtec erhöht nach dem ersten Halbjahr seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Analyst Tim Wunderlich von Hauck Aufhäuser Investment Banking mahnte zwar, dass das Unternehmen die tief hängenden Früchte in Sache Gewinnmarge nun geerntet habe, Anleger würdigten die Anhebung des SDax-Mitglieds trotzdem mit einem Aufschlag von 7,8% auf 60,80 Euro.

Am Rohstoffmarkt setzten Konjunktursorgen dem Kupferpreis weiter zu. Das Industriemetall notierte mit 9.306 Dollar je Tonne auf dem tiefsten Stand seit drei Monaten, in der Spitze verbilligte es sich um 0,9%. Auf Wochensicht ist der Kupferpreis sogar um mehr als 5% eingebrochen. Dass China keine Details zu weiteren Konjunkturmaßnahmen bekannt gegeben hat, enttäuschte viele Anleger, die eine schleppende Nachfrage des weltgrößten Metallverbrauchers fürchten. Das Wirtschaftswachstum in China blieb zuletzt hinter den Erwartungen zurück.