Japan-Anleger auf dem falschen Fuß erwischt

Stillhalten der Bank of Japan lässt Kurse an der Tokioter Börse absacken - Nikkei büßt 3,6 Prozent ein

Japan-Anleger auf dem falschen Fuß erwischt

mf Tokio – Die Börsenbarometer in Japan haben ihre schwersten Verluste seit Mitte Februar erlitten, nachdem die Notenbank die hohen Erwartungen vieler Investoren auf eine kräftige Lockerung der Geldpolitik nicht erfüllte. Der Nikkei 225 sackte um 3,6 % auf den Schlussstand von 16 666 Yen ab. Der marktbreite Topix fiel um 3,2 % auf 1 341 Punkte. Zugleich schnellte der Yen um rund 3 % zum Dollar nach oben, so stark wie zuletzt beim sogenannten Flash Crash im Mai 2010.Die Bewegungen verstärkten sich gegenseitig, weil eine feste Landeswährung die Gewinne der Exportfirmen mindert. Die Volatilität wurde dadurch verschärft, dass in Japan am Freitag sowie von Dienstag bis Donnerstag nächster Woche nicht gehandelt wird. Daher dürften viele Anleger ihre Positionen reduziert haben.In der Vergangenheit hatte Gouverneur Haruhiko Kuroda den Finanzmarkt durch überraschende Geldpolitikmaßnahmen in seinem Sinne bewegen können. Der “Kuroda-Put” garantierte, dass die Spekulationen auf einen fallenden Yen und steigende Aktienkurse aufgingen. Diesmal überraschte Kuroda die Finanzakteure negativ. Weder erhöhte die Bank of Japan (BoJ) ihre Wertpapierkäufe von 80 Bill. Yen (650 Mrd. Euro), noch drückte sie den Zinssatz von – 0,1 % auf die überschüssigen Reserven der Geschäftsbanken weiter nach unten.Wegen der Aufwertung des Yen um 10 % in diesem Jahr und schwacher Wirtschaftsdaten hatten vor allem ausländische Hedgefonds in der vergangenen Woche über Terminkontrakte die Aktienkurse nach oben und den Yen nach unten getrieben. Als kurz vor dem BoJ-Beschluss noch der stärkste Rückgang der Verbraucherpreise seit Beginn des Quantitative Easing im April 2013 bekannt wurde, fühlten sich viele Anleger in ihrer Einschätzung bestätigt. Dabei hatte Kuroda bisher immer die Wirkung von neuen Schritten abgewartet. Vor dem Parlament hatte er kürzlich betont, der Anfang Februar eingeführte Negativzins habe sich noch nicht in der Wirtschaft ausgebreitet. Auch der bevorstehende G 7- Gipfel dürfte die Bank of Japan zum Abwarten motiviert haben. Gastgeber Japan möchte den Vorwurf der anderen Industriestaaten vermeiden, über die Geldpolitik den Yen zu schwächen und dadurch die eigene Deflation zu exportieren.Nach ihrem Stillhalten im April wächst allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanker entweder bei ihrem nächsten Treffen Mitte Juni oder schon vorher bei einer unplanmäßigen Dringlichkeitssitzung die Geldhähne weiter aufdrehen, sollte die Inflationsrate weiter negativ und die Konjunktur schwach bleiben.