Japanische Aktien erscheinen günstig

Anhaltend attraktive Bewertung durch starkes Gewinnwachstum - Risiken bei Yen-Aufwertung

Japanische Aktien erscheinen günstig

Die Mehrheit der Analysten erwartet für 2018 erneut ein positives Abschneiden des japanischen Aktienmarktes. Allerdings könnten die Geldpolitik und eine mögliche Yen-Aufwertung zu Unsicherheit führen.Von Martin Fritz, TokioAuch Japans Aktienmarkt ist ein starker Jahresstart gelungen. Der Nikkei 225 verzeichnete am ersten Handelstag den größten Auftaktgewinn seit 1996. Im abgelaufenen Jahr stieg der Nikkei um 17,7 % und der breiter gefasste Topix um 21 %. Das war das beste Abschneiden seit 2013. Dabei erreichten Nikkei und Topix ihre höchsten Werte seit 26 bzw. 25 Jahren.Auch für 2018 herrscht überwiegend Optimismus für japanische Aktien vor. Der Indexfonds-Anbieter Wisdom Tree nennt das niedrige Bewertungsniveau, die positive Gewinnentwicklung und den schwachen Yen als Basis für weitere Kurssteigerungen und plädiert für Exporttitel. Der Assetmanager Lingohr & Partner spricht von einem Markt “voller Value-Gelegenheiten” und verweist auf hohe Cash-Reserven und Rentabilität der Unternehmen als Chancen. Janus Henderson plädiert für unterbewertete kleine Unternehmen, die potenzielle M&A-Ziele seien. Lazard sieht Japan-Anlagen “zurück auf der Tagesordnung”. Japan sei der einzige Aktienmarkt, der auf Zehnjahressicht nicht über seinem Bewertungsmittel liege. Nomura erwartet den Nikkei zum Jahresende in einer Spanne zwischen 24 000 und 27 000 und den Topix zwischen 1 880 und 2 080. Das bedeutet ein Potenzial von knapp 14 % bzw. 11 %. Anlagestratege Peter Jenkins verweist auf die Kombination aus einer robusten positiven Ertragsdynamik und attraktiven Bewertungen. Die Gewinnaussichten lassen ihn für 2018 eine Rendite von 5 bis 10 % erwarten.Zu den Warnern zählt ausgerechnet die Investmentbank Morgan Stanley, die 2017 den größten Optimismus hatte und darin auch bestätigt wurde. Ihre Analysten sehen den Topix zum Jahresende nur bei 1 820. Das wären 3 % weniger als zuletzt. Nach einem Wachstum von 40 % in 2017 wird der Gewinn je Aktie (EPS) laut der Schätzung im neuen Kalenderjahr nur noch um 6 % zulegen. Auf dieser Basis entspricht die Topix-Prognose einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15. Für 2019 sagt Morgan Stanley einen EPS-Rückgang um 1 % voraus. Der Marktkonsens sieht jedoch ein EPS-Wachstum von je 8 % für 2018 und 2019 vor. Wachstum verlangsamt sichIn Sachen Konjunktur sind sich die meisten Analysten einig, dass sich das Wachstum verlangsamen wird. Nach einer Zuwachsrate von +1,5 % im laufenden Fiskaljahr (bis 31. März) rechnet Nomura 2018 mit einem Rückgang auf +1,0 % und 2019 auf +0,6 %. Zwar erlebe Japan voraussichtlich den längsten Aufschwung der Nachkriegszeit, aber dieser sei zu schwach, um von der Bevölkerung gespürt zu werden. Ohne eine höhere Produktivität werde es keine höheren Löhne geben. Zudem beruhten die starken Exporte auf Ersatzinvestitionen im Ausland und nicht auf einer Steigerung der Produktionskapazität.Edmund Rothschild sagt eine reale Wachstumsrate von +1,2 % für 2018 und von +0,9 % für 2019 vorher. Unterstützung käme von den Kapitalausgaben, weil die Unternehmen wegen des Arbeitskräftemangels in Automatisierung investierten, und von den Exporten. Auf der negativen Seite werden sinkende Staatsausgaben genannt. Nach einem Plus von 28,1 Bill. Yen in 2017 zeichneten sich für 2018 nur Fiskalmaßnahmen von 2 Bill. Yen (15 Mrd. Euro) ab. 2019 werde sich die Erhöhung der Umsatzsteuer von 8 % auf 10 % negativ auswirken.Die Geldpolitik und damit der Wechselkurs des Yen gilt als größter Unsicherheitsfaktor. Zwar mehren sich die Anzeichen, dass die Löhne wegen des Arbeitskräftemangels in diesem Jahr stärker als bisher steigen könnten. Die Arbeitslosenrate fiel im November auf das 23-Jahres-Tief von 2,7 % und die Quote von Stellenangeboten zu Jobsuchenden stieg auf den höchsten Wert seit Januar 1974. Aber nicht einmal die Gewerkschaften wollen bei den Tarifverhandlungen im Frühjahr jene 3 % mehr Lohn fordern, die sich die Regierung gewünscht hat. Tapering könnte startenDie Notenbank strebt 2 % Kerninflation an. Bisher beruht der Anstieg auf zuletzt +0,9 % vor allem auf den höheren Energiepreisen und dem schwachen Yen. Die steigenden US-Zinsen sprechen für eine weitere Abwertung der japanischen Währung. Doch nach Ansicht von UBS Japan ist der Yen bereits stark unterbewertet. Daher liege das Risiko eher auf der Aufwertungsseite, etwa durch die Wahlen in Europa. Als weiteres Risiko gilt ein Tapering der japanischen Notenbank. Morgan Stanley sagt eine Verringerung der Indexfondskäufe und für das dritte Quartal eine Anhebung der Zielrendite für 10-jährige Staatsanleihen auf 0,25 % (derzeit 0 %) voraus. Dies begrenzt die Wahrscheinlichkeit einer höheren Aktienbewertung und könnte Gewinnmitnahmen einiger Auslandsanleger auslösen.