J.P. Morgan: 2020 ist nicht zu retten

Jahr der Rezession - Dramatischer Rückgang der Ölnachfrage - Katastrophale Quartalszahlen erwartet

J.P. Morgan: 2020 ist nicht zu retten

J.P. Morgan Asset Management hakt das Jahr 2020 in konjunktureller Hinsicht ab: Dieses Jahr werde zum Rezessionsjahr. Der Assetmanager sieht einen dramatischen Rückgang der Ölnachfrage im April und auch im Mai. Bei den Quartalszahlen der Unternehmen werden katastrophale Berichte erwartet.kjo Frankfurt – Das Jahr 2020 ist das Jahr der Krise und das Jahr der Rezession. Diese Einschätzung vertritt J.P. Morgan Asset Management (J.P. Morgan AM) . “Mit Blick auf die Wachstumsraten wird 2020 nicht mehr zu retten sein”, sagte Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte bei dem Assetmanager, in einem Ausblick.Die Covid-19-Pandemie habe weltweit zu Eindämmungsmaßnahmen gegen die weitere Ausbreitung des Virus geführt. Reisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen hätten allein im ersten Quartal die Ölnachfrage um 5,6 Mill. Barrel Rohöl pro Tag (mb/d) reduziert. “Den maximalen Einbruch werden wir weltweit im April und Mai erleben mit einem durchschnittlichen Einbruch der Nachfrage von 20 mb/d. Das entspricht ziemlich genau 20 % des täglichen weltweiten Bedarfs von 2019”, sagte Galler. Selbst wenn die Eindämmungsmaßnahmen schrittweise bis Ende Mai gelockert würden und es gelinge, die Weltwirtschaft zu normalisieren, würden die großen Energieagenturen mit einem Rückgang der Nachfrage für 2020 zwischen 5,2 und 9,3 mb/d rechnen. Zum Vergleich: 2009, im Jahr der vorigen globalen Rezession, ging die Ölnachfrage um 0,8 mb/d zurück. “Der aktuelle Rückgang ist umso dramatischer als in einer ,normalen` Rezession, da 57 % der Ölnachfrage durch den Treibstoffbedarf für den Verkehr verursacht werden.” Die Reisebeschränkungen hätten allein bis März den weltweiten Flugverkehr um 30 % einbrechen lassen, und der Straßenverkehr sei durch Quarantänemaßnahmen um bis zu 40 % zurückgegangen. Das habe zu einem starken Nachfrageeinbruch bei Kerosin, Benzin und Diesel geführt. Kürzungen beim Öl zu geringDie Ölschwemme sei Anfang März noch verstärkt worden durch einen Preiskrieg zwischen Russland und Saudi-Arabien. Der Absturz des Ölpreises und die sich verschärfende Situation bei den Lagerkapazitäten habe nun zu einer historischen Vereinbarung zwischen der Opec und den anderen großen Ölförderländern geführt. Die Produktion wird ab Mai für zwei Monate um 9,7 mb/d gekürzt, und für den Rest des Jahres werden die Kürzungen auf 7,6 mb/d gelockert. Von Januar 2021 bis zum Ende des Abkommens im April 2022 werden die Kürzungen weiter auf 5,6 mb/d gedrosselt. “Trotz des historischen Ausmaßes sind die Kürzungen aber wohl nicht genug, um kurzfristig die Balance zwischen Angebot und Nachfrage wiederherzustellen. Zudem fängt das Abkommen erst im Mai an. Einige Ölförderländer gehen derzeit mit aggressiveren Preisen auf den Markt”, führt Galler aus. Aggressive NotenbankenDie Krise hat dazu geführt, dass die Staaten mit umfangreichen Fiskalprogrammen reagiert haben, um die Wirtschaft zu stützen und sich damit gegen die Rezession zu wehren. In den USA schnellt die Arbeitslosigkeit in die Höhe. Und die Notenbanken haben weitere QE-Maßnahmen ins Leben gerufen, die die Zentralbankbilanzen noch weiter aufblähen werden (vgl. Grafiken). Diese aggressive Politik der Notenbanken habe dazu geführt, dass mit sicheren Staatsanleihen nun nochmals weniger an Renditen zu verdienen sei als jemals zuvor. Spreads von Unternehmensanleihen haben sich im Zuge der Covid-19-Pandemie erheblich ausgeweitet. Und Galler sieht im Bereich von Investment-Grade-Unternehmensanleihen durchaus Opportunitäten für Investoren und verweist in diesem Zusammenhang auf die Käufe der EZB und der Fed.Die Covid-19-Pandemie breitet sich nun langsam auch auf die Länder des Emerging-Market-Raumes aus. “Die Risiken werden damit größer, und wir betrachten EM-Anleihen deshalb mit einer gewissen Skepsis”, so Galler. Gewinnrevisionen ein Risiko Mit Blick auf die Unternehmensberichtssaison erwartet der Kapitalmarktexperte, dass das zweite Quartal katastrophal wird. Wichtig werde jetzt der Ausblick, den die Unternehmen für die kommenden Monate abgeben werden. Die Gewinnerwartungen der Unternehmen an den Aktienmärkten tendiere eher in Richtung einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft. “Anhaltend negative Gewinnrevisionen bleiben ein Risiko für die Märkte”, so Galler. Er rät dazu, gegenwärtig einen relativ prononcierten Risikoansatz zu fahren und Aktien unterzugewichten sowie nach Opportunitäten in Investment-Grade-Bonds Ausschau zu halten. Die Märkte für Risikoassets würden Unterstützung erfahren durch die Maßnahmen der Notenbanken. Damit werde aber auch die Jagd der Anleger nach Rendite weitergehen.