J.P. Morgan: US-Aktien im Aufwind

Assetmanager sieht Fortsetzung der Rally über weitere 18 bis 24 Monate - Firmengewinne als Treiber

J.P. Morgan: US-Aktien im Aufwind

Die Kapitalmarktexperten von J.P. Morgan Asset Management erwarten eine Fortsetzung der guten Performance des US-Aktienmarktes über weitere 18 bis 24 Monate. Dafür würden die Fundamentaldaten sprechen. Die Entwicklung der Unternehmensgewinne würde die konstruktive Sicht stützen.kjo Frankfurt – Die anhaltend starke Rally am US-Aktienmarkt veranlasst viele Anleger, sich über Spekulationsblasen Sorgen zu machen. Ein solch negatives Sentiment der Investoren halten die Experten von J.P. Morgan Asset Management nicht untypisch für den aktuellen Zyklus, denn er gleiche einem Hindernislauf mit vielen Hürden. “Seit 2009 mussten Aktien eine Wand der Angst erklimmen: Im Jahr 2011 kam es zur europäischen Schuldenkrise, 2013 versetzte die mögliche Straffung der US-Geldpolitik die Märkte in Sorge – das sogenannte Taper Tantrum -, und 2013 sowie 2016 erfolgten deutliche Korrekturen im verarbeitenden Gewerbe, die mit dem Einbruch des Ölpreises zusammenhingen. Die Rally verlief also alles andere als reibungslos, doch der US-Aktienmarkt trotzte jedem Hindernis”, sagt Susan Bao, Portfoliomanagerin bei dem Assetmanager. Ist es zu spät für den Einstieg?Höhere Bewertungen von US-Aktien lassen laut Bao nun die Frage aufkommen, ob es mittlerweile zu spät ist, in US-Aktien zu investieren? Nach Einschätzung von J.P. Morgan Asset Management weist die Rally nach wie vor gute Ertragsmöglichkeiten auf. In den vergangenen zwölf Monaten hätten viele Anleger in der Hoffnung auf günstigere Einstiegspunkte eine weitere Korrektur abgewartet. “Wenn wir aber in der letzten Zeit etwas gelernt haben, dann dass es sinnvoller ist, sich auf das Trendwachstum zu fokussieren. Und der Trend deutet weiter nach oben”, sagt die Expertin.Die absolute Bewertung des S & P 500 Index weise auf ein Forward-KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von 16,1. Momentan würden sich die Bewertungen von US-Aktien also genau auf dem Niveau des 25-jährigen Durchschnitts von 16,1 befinden. Bao nennt drei wesentliche Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, damit der Markt weiterhin gut performt. Erstens: Ein Umfeld mit niedrigen Realzinsen: “Wir haben in der Vergangenheit niedrige Inflationsraten gesehen, wodurch es zu negativen Realzinsen gekommen ist. Obgleich erwartet wird, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem und im nächsten Jahr schneller anheben dürfte, bleiben die Zinsen weiterhin eine Unterstützung”, sagt die Expertin. Zweitens: Gewinnwachstum. Die Gewinnrendite im S & P 500 Index liege bei 6,2 %. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen sei dies ein relativ guter Wert, und diese Rendite dürfte noch weiter steigen, meint Bao. Die vorige Gewinnsaison habe der spätzyklischen Hausse wieder zu mehr Schubkraft verholfen. Auch künftig dürfte das Gewinnwachstum die Kurse antreiben.Drittens: Eine Hausse sterbe nicht an Altersschwäche. “Historisch liefert die Dauer einer Hausse keinen Hinweis auf Abverkäufe an den Märkten. Die meisten Bullenmärkte enden mit dem Beginn einer Rezession. Während also sprunghafte Zinsanstiege oder Rohstoffschocks für wesentliche Verluste an den Märkten verantwortlich sein können, ist nicht das Alter des Zyklus dafür heranzuziehen”, führt Bao aus. Nach Einschätzung der Experten von J.P. Morgan Asset Management deutet vieles auf eine Fortsetzung der aktuellen wirtschaftlichen Rally für mindestens weitere 18 bis 24 Monate hin. “Unser Rezessionsbarometer – eine Kombination von Top-down-Makro-Daten und den Bottom-up-Informationen unseres US-Researchteams – hilft uns dabei, eine Rezession zu prognostizieren. Momentan steht die Mehrheit unserer Signale eindeutig auf Grün. Wir befinden uns also nach wie vor auf festem Terrain, und es gibt keinerlei Hinweise, die diese große Angst vor dem “R-Wort” stützen. Keine Rezession in SichtLaut Bao gibt insbesondere fünf Gründe, die gegen eine Rezession sprechen. Erstens: Unternehmensgewinne. Die Unternehmensgewinne seien einer der wichtigsten Faktoren des Wirtschaftswachstums. “Wir gehen davon aus, dass sie in den USA sehr robust ausfallen werden. Für dieses Jahr wird ein zweistelliger Zuwachs erwartet”, sagt Bao. Zweitens: Änderung des Beschäftigungstrends. In der Regel würden die Beschäftigungsdaten einen perfekten Hinweis auf eine Rezession bieten. Kurz vorher steige die Arbeitslosigkeit für gewöhnlich, und zwar um rund 50 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr. Bisher würden Anzeichen eines Anstiegs der Arbeitslosigkeit auf sich warten lassen. Drittens: wirtschaftlicher Frühindikator. Per Definition zeige der wirtschaftliche Frühindikator die Gefahr einer Rezession an und könne eine hohe Prognosekraft bieten. Er bestehe aus zehn Komponenten, darunter der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe, der Einkaufsmanagerindex, die Zahl der Baugenehmigungen und das Kreditumfeld. “Umso wichtiger ist, dass dieser Indikator nach wie vor nicht auf eine Rezession hinweist”, führt sie aus. Inversion der ZinskurveViertens: Inversion der Renditekurve: Ein inverser Verlauf der Renditekurve sei in der Regel ein Hinweis auf eine bevorstehende Rezession. Sobald es zu einer Inversion komme, sei davon auszugehen, dass sich innerhalb von sechs bis zwölf Monaten eine Rezession abzeichnen werde. Aktuell spreche die Renditekurve nach wie vor für die Auffassung, dass kurzfristig von keiner Rezession auszugehen sei. Fünftens: Spreads von Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen. In den vergangenen zwei Jahren habe der Markt Momente der Panik durchlebt. Als der Energiesektor eingebrochen sei, hätten sich die Spreads von Hochzinsanleihen massiv ausgeweitet, da der Energiesektor eine wichtige Komponente des Index für Hochzinsanleihen darstelle. Dies habe zu großer Sorge geführt, insbesondere Anfang 2016. Derzeit sei der Spread aber sehr gering.Der Dollar habe sich zu Beginn des Jahres abgeschwächt, was US-Unternehmen Rückenwind bescheren werde. Mehr als 40 % der Gewinne der Unternehmen im S & P 500 Index werden im Ausland erzielt. Ein schwächerer Dollar komme somit den Gewinndaten zugute. Der Dollar sei wieder moderat angestiegen, aber im historischen Kontext nach wie vor auf niedrigem Niveau: “Wir glauben daher, dass der Dollar nach wie vor als Rückenwind für US-Unternehmensgewinne dienen kann”. Der Energiesektor habe im S & P 500 Index seit jeher einen starken Gewinnbeitrag geleistet. Mit dem Einbruch des Ölpreises 2014 und seiner anhaltenden Schwäche bis in das Jahr 2016 habe der Energiesektor in diesem Zeitraum ein negatives Gewinnwachstum aufgewiesen und in den vergangenen zwei Jahren das Gewinnwachstum im S & P 500 Index geschmälert. “Das Jahr 2017 brachte leicht höhere Ölpreise mit sich, die sich allerdings nach wie vor deutlich unterhalb ihres Fünfjahresdurchschnitts befanden. Selbst unter der Annahme, dass Öl auf diesem niedrigen Niveau verharrt, prognostizieren wir in den nächsten Quartalen für den Energiesektor ein positives Gewinnwachstum”, so Bao. Die Experten des Assetmanagers sind überzeugt, dass die Gewinne der Unternehmen im S & P 500 im nächsten Jahr steigen werden. Die Vergleichsdaten zum Vorjahr würden schwieriger sein, aber die Steuerreform sollte dem aktuellen spätzyklischen Wachstumsumfeld Rückenwind verleihen. Die Auswirkungen der Handelspolitik, der Geldpolitik der US-Notenbank und der Arbeitskräfteverknappung werden laut J.P. Morgan die Anlegerstimmung wesentlich beeinflussen und für weiterhin erhöhte Volatilitätsniveaus sorgen. Aktuell belaufen sich die Schätzungen der Analysten des Assetmanagers für die Gewinne der Unternehmen im S & P 500 im Jahr 2018 auf 157,2 Dollar je Aktie. Finanzbranche im BlickInnerhalb der einzelnen Sektoren unterscheide sich Wachstumspotenzial sich stark je nach Sektor und erfordere einen aktiven Ansatz für Investments in US-Aktien. Ein wichtiger Sektor sei die Finanzbranche, wo die Experten von J.P. Morgan von einem starken Beitrag dank eines soliden Gewinnwachstums ausgehen. Der Finanzsektor dürfte von steigenden Zinsen profitieren, die zu höheren Nettozinsmargen führen sollten, heißt es. Zudem halten die Experten an ihrer positiven Sichtweise des Mediensektors fest, der über eine attraktive Ertragskraft und angemessene Bewertungen verfüge. Auch die negative Einstellung gegenüber Basiskonsumgütertiteln, Reits und Versorgern bleibe unverändert, da hier die Umsätze zusehends unter Druck geraten und die Bewertungen ausgereizt seien.