Katalanen verderben Dax-Party

Der wichtigste deutsche Aktienindex bleibt trotz eines Rekordhochs knapp unter 13 000 Punkten stecken

Katalanen verderben Dax-Party

Wegen der von der angespannten Lage in Katalonien ausgehenden Unruhe ist die Rekordjagd des Dax kurz unter 13 000 Punkten ins Stocken geraten. Sobald die Lage dort sich beruhigt hat, sollte diese Marke jedoch übersprungen werden können.Von Stefan Schaaf, FrankfurtDas Rekordhoch des Dax lag am Mittwochmorgen in der Luft. Nachdem der deutsche Aktienmarkt am Dienstag wegen des Feiertages Tag der Deutschen Einheit geschlossen war, galt es, die Lücke zur Kursentwicklung der global taktgebenden US-Börsen aufzuholen. Dieses sogenannte Closing Gap wurde geschlossen, mit 12 976,24 Punkten stand der Dax direkt nach Handelsbeginn auf seinem bislang höchsten Stand.Doch nachdem die Lücke geschlossen war, ging dem Dax wie auch anderen europäischen Indizes die Puste aus. Aus dem Handel ging er mit einem Plus von 0,5 % auf 12 971 Punkten. Der Euro Stoxx 50 fiel wegen schwacher spanischer Aktien um 0,3 % auf 3 594 Stellen. Für die Zurückhaltung gab es zwei Gründe: Unsicherheit über die weitere Entwicklung in Katalonien und über die künftige US-Geldpolitik. Unsicherheit lastet in der Regel auf Risikoanlagen wie Aktien.Eine Lösung im Konflikt der Region Katalonien mit der spanischen Zentralregierung in Madrid zeichnet sich derzeit nicht ab. Es wird mit einer Unabhängigkeitserklärung der wirtschaftsstarken Region gerechnet. Der katalanische Präsident Carles Puigdemont wollte am gestrigen Abend eine Erklärung abgeben.Wegen der unabsehbaren Folgen des Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien suchten Anleger vor allem an der Madrider Börse das Weite. Der Leitindex Ibex 35 fiel um 3 % auf 9 949 Stellen. Besonders Bankaktien rauschten in die Tiefe. Unter Druck standen die Titel der Geldhäuser Banco de Sabadell und Caixabank, die in Barcelona ihren Hauptsitz haben. Sie büßten 5,7 % bzw. 5 % ein. Die Aktien der beiden spanischen Marktführer Santander und BBVA brachen um 3,8 % bzw. 3,6 % ein. “Noch lässt sich nicht einmal erahnen, wie es weitergeht”, sagte der Anlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan. “Spanische Aktien würde ich vorerst meiden.”Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Finanzmärkte ist derzeit die US-Geldpolitik. Auf kurze Sicht fragen sich derzeit Anleger, ob die Federal Reserve die Zinsen weiter erhöhen wird. Auf längere Sicht ist derzeit nicht absehbar, welchen geldpolitischen Kurs die Notenbank einschlagen wird, falls US-Präsident Donald Trump im kommenden Jahr einen Nachfolger von Notenbankchefin Janet Yellen beruft. Die US-Börsen ließen sich jedoch nicht schrecken und erreichten im frühen Handel erneut Rekordstände, der Dow Jones Industrial Average erreichte 22 663 Punkte. Grundsätzlicher OptimismusGrundsätzlich herrscht unter Marktakteuren jedoch viel Optimismus für die künftige Kursentwicklung an den Aktienmärkten vor, und das nicht nur wegen der US-Rally. Sollten die Unsicherheitsfaktoren verschwinden oder zumindest in den Hintergrund treten, dann könnte der Dax schnell in den Bereich von über 13 000 Punkten vorrücken. “Sollte diese Hürde überwunden werden, bekäme der Markt ein sogenanntes Momentum, und neue Käufer dürften den Index schnell weiter nach oben treiben”, erläuterte Analyst Milan Cutkovic von Axitrader.Grundsätzlich sind noch immer jene Faktoren in Kraft, welche die europäischen Aktienmärkte in diesem Jahr bereits hochgetrieben haben. Beim Euro Stoxx 50 beträgt das Plus im bisherigen Jahresverlauf gut 9 %, beim Dax sind es gut 12 %. Die Differenz erklärt sich im Wesentlichen daraus, dass in den Dax die Dividendenrendite von rund 3 % einberechnet ist.So erhalten die europäischen Aktienmärkte weniger Gegenwind von der Geldpolitik und der Währungsseite, als zuletzt noch erwartet worden war. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird jüngsten Aussagen von führenden Vertretern zufolge langsamer als noch jüngst am Markt erwartet ihre Geldpolitik straffen. Damit hat die Aufwertung des Euro zum Dollar zunächst ein Ende gefunden, auch weil zuletzt wieder Hoffnungen auf eine Fortsetzung des US-Zinserhöhungszyklus keimten. Ein schwächerer Euro wirkt positiv auf Exporte und außerhalb der Eurozone erzielte Gewinne. Wesentlich ist jedoch auch die negative Korrelation zwischen Euro-Dollar-Kurs und Risikobereitschaft. Fällt der Euro, so wirkt dies als Signal für mehr Risikobereitschaft und damit steigende Aktienkurse.Hinzu kommen für die Aktienmärkte positive Fundamentaldaten auf Makroebene und von Seiten der Gewinnerwartungen. Die Eurozone bleibt auf Wachstumskurs, laut Bloomberg-Daten rechnet der Markt aktuell mit einem Wirtschaftswachstum von 2,1 % im laufenden Jahr, im April hatte die Erwartung noch auf 1,6 % gelautet. Die höheren Wachstumserwartungen übertragen sich in die Erwartungen an die Firmengewinne. Steigen diese, so können die Aktienkurse ebenfalls klettern, ohne dass sich die Bewertung verändert.Allerdings ist der Dax inzwischen in einem nicht mehr als günstig betrachteten Bereich bewertet. Das für 2017 erwartete KGV liegt bei 14,2 verglichen mit 15,8 für das Vorjahr und 13,3 für 2018. Kursgewinne müssen also in Zukunft durch steigende Gewinnerwartungen gerechtfertigt werden. Dies lässt eine spannende Bilanzsaison zum zweiten Quartal erwarten.