TECHNISCHE ANALYSE

Kaufsignale in China und Japan

Von Patrick Hussy *) Börsen-Zeitung, 20.11.2013 Während der Dax von einem Allzeithoch zum nächsten strebt, geht so manche Entwicklung an fernen Märkten förmlich unter. Ein Index, der seit Jahren und insbesondere auch 2013 im Minus darbt, ist schwer...

Kaufsignale in China und Japan

Von Patrick Hussy *)Während der Dax von einem Allzeithoch zum nächsten strebt, geht so manche Entwicklung an fernen Märkten förmlich unter. Ein Index, der seit Jahren und insbesondere auch 2013 im Minus darbt, ist schwer zu finden. Schließlich profitierten die meisten Aktienmärkte weltweit vom billigen Geld der Notenbanken. Mit China steht aber eine solch seltene Spezies parat, und die Auguren verweisen auch gerne auf die Probleme, die das Land aus den letzten Wachstumsjahren mit sich herumträgt.Umso erstaunlicher erscheint die jüngste Bewegung im CSI 300, dem Blue-Chip-Index der inländischen Unternehmen in China. Dieser hat in den vergangenen drei Tagen eine beeindruckende Rallye hingelegt und die zuvor sehr bedenkliche Situation mit einem impulsiven Anstieg gekontert. Dem CSI 300 drohte zuvor ein Test der Jahrestiefs vom Juni 2013 bei knapp 2 000 Zählern, nachdem es zuletzt nicht gelungen war, den intakten Abwärtstrend seit 2010 zu brechen. Zudem war die markante Unterstützung der vergangenen 24 Monate bei 2 300 Punkten in Gefahr, unterschritten zu werden. Trotz der jüngsten Aufwärtsdynamik kann man Entwarnung erst mit Kursen über 2 420 Punkten vermelden. Doch es gibt Anzeichen, dass dies in den nächsten Wochen gelingen könnte.Eine starke Indikation dafür erhalten wir aus dem Sentix-Datenkranz, insbesondere wenn man sich die Grundüberzeugung der Anleger näher anschaut. Vergleicht man den strategischen Bias der Anleger für den europäischen Aktienmarkt mit dem chinesischen, so wird aus dieser relativen Betrachtung deutlich, dass die Outperformance Eurolands sich dem Ende nähern sollte und China Aufholpotenzial besitzt. Trotz des schlechten Medienechos zu China erkennen zunehmend mehr Anleger, dass sich im Reich der Mitte eine solide Basis ausbildet. Mit Hinblick auf die Börsenentwicklung 2014 könnte somit bereits heute der Grundstein für eine markante Entwicklung im nächsten Jahr gelegt werden, die den Konsens überrascht. Mit der Überwindung der genannten 2 420er Marke im CSI 300 fällt charttechnisch der Startschuss.Rückenwind erhält der China-Markt zudem aus seinem Nachbarland. In Japan hat der Nikkei 225 seine seit Mai laufende Dreieckskonsolidierung zur Vorwoche mit einem Anstieg über die 14 700er Marke abgeschlossen. Größe wie auch zeitliche Länge der ausgebildeten Dreiecksformation nach der Rally im ersten Quartal 2013 bedeuten für den Nikkei 225 enormes Potenzial. Auf dem Weg zu seinen Hochs aus 2007 bei 18 300 Punkten steht nur noch das Jahreshoch von 2013 bei 15 800 Punkten als Widerstand im Wege. Auffällig ist, dass das Ausbruchssignal von einer steigenden Volumenentwicklung begleitet wurde, was analytisch ein positives Zeichen ist.Die Chancen stehen also gut, dass es in Japan weiter aufwärtsgeht. Denn der Nikkei 225 hat sich in diesem Kalenderjahr peinlichst an sein saisonales Muster gehalten. Dieses ist traditionell von einer auffälligen Schwäche im Zeitraum Mai bis Mitte November geprägt. Die bisherige Konsolidierung passt zu dieser Blaupause. Das jüngste Chartsignal ist demnach vom Zeitpunkt her als mustergültig einzustufen. Und auch hier stützt das relative Sentiment (strategischer Bias) der Anleger den Nikkei 225. Von jetzt an müssten also bis April positive Börsenmonate am Kabutocho anstehen. Kampf um 100-Yen-MarkeDass dort nichts ohne einen schwachen Yen geht, dürfte vielen Marktbeobachtern einleuchten. Auch hier hat der Chartanalyst in den letzten Monaten eine vergleichbare Situation vorgefunden. Das Chartmuster der Dreieckskonsolidierung formte sich zeitgleich seit Mai 2013 und wurde – parallel zum Aktienmarkt – in der Vorwoche mit einem Bruch der oberen Begrenzung bei 99 Yen / Dollar aufgelöst. Zurzeit kämpft die Währung mit der magischen 100er Marke.Die Wichtigkeit dieser Marke verdeutlicht die Historie. Als runde Zahl war sie in den Jahren 1999 und 2004 / 2005 mehrfach eine entscheidende Unterstützung, an dem die Devise Halt erfuhr und nach oben drehte. Die damalige Unterstützung mutiert deshalb nun zur hartnäckigen Widerstandszone. Nicht zufällig stoppte der steile Aufwärtstrend im Mai 2013 an dieser Stelle. In der anschließenden sechsmonatigen Konsolidierung war zu beobachten, dass die Grundüberzeugung der Anleger hartnäckig an einer Yen-Abschwächung festhielt. Kurz vor Ende der Seitwärtsbewegung verloren einige Anleger die Geduld und deuteten ein Umdenken an. Wenige Handelstage später, nachdem der Ausbruch gelungen war, haben die “Zweifler” ihre vorherige Grundhaltung wieder eingenommen. Da sich diese Überzeugung noch nicht in den Portfolios adäquat widerspiegelt, dürften weitere Yen-Verkäufe anstehen, die den Wechselkurs über die entscheidende Marke bei 100 Yen/Dollar hieven. Das Potenzial aus einem solchen Preissignal wäre vielversprechend. Als erstes Ziel stechen die 105 Yen/Dollar ins Auge. Die Signifikanz des Signals im Falle eines Rebreaks über 100 Yen / Dollar würde aber für deutlich mehr sprechen. Das mittelfristige Kursziel wäre deshalb bei 120 Yen/Dollar anzusetzen. Die Wiederbelebung der Japan-Story ist sicher auch für alle anderen Aktienmärkte keine schlechte Nachricht. Der strategische Bias legt aber nahe, dass die Aussichten in Japan und China als relativ besser einzustufen sind.—-*) Patrick Hussy ist Geschäftsführer der sentix GmbH (www.sentix.de)