"Kein Puffer gegen Zinsrisiko mehr"

Sal. Oppenheim: Das Problem der kommenden zwölf Monate werden sichere Staatsanleihen sein

"Kein Puffer gegen Zinsrisiko mehr"

Mit Staatsanleihen werden Investoren nach Einschätzung von Sal. Oppenheim in den kommenden zwölf Monaten und auch darüber hinaus wenig Freude haben. Europäische Dividendentitel hält das Bankhaus dagegen für attraktiv.ck Frankfurt – Sal. Oppenheim schätzt die Aussichten von Staatsanleihen sehr skeptisch ein. “Unsere große Sorge für die kommenden zwölf Monate ist der Rentenbereich”, sagte Lars Edler, Co-Chief Investment Officer des Bankhauses, am Mittwoch in einem Pressegespräch in Frankfurt. Das Problem würden sichere Staatsanleihen sein, insbesondere Bundesanleihen, die in der Vergangenheit eine schöne Performance gezeigt hätten. Betroffen seien auch Unternehmens- und Peripherieanleihen. Das Problem werde letztlich bis in die Aktienmärkte hineinwirken. Negative Performance drohtDeutschland habe einen negativen Realzins. “Es gibt keinen Puffer gegen Zinsänderungsrisiken mehr. Wenn etwas passiert, schlägt es im Portfolio voll durch”, sagte Edler. Vor allem in den langen Laufzeiten drohe eine negative Performance. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde sich nicht aus dem internationalen Zinsumfeld verabschieden können. Die Sensitivität gegenüber der Zinsentwicklung sei möglicherweise geringer als früher. Die Fed-Zinserhöhungen würden aber einen Effekt haben, und das in einer Situation, in der es seitens der Kupons keinen Schutz mehr gebe. Edler, der die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in zwölf Monaten bei 0,60 % (aktuell 0,36 %) erwartet, verwies auch darauf, dass bei anhaltend guter Konjunktur und nach einem Sieg Emmanuel Macrons bei der französischen Präsidentschaftswahl eine Diskussion über ein Tapering (Ende der Anleihenkäufe) der EZB beginnen könnte. Repricing durch TaperingDie mit Bundesanleihen erzielbaren Erträge würden in den kommenden Jahren deutlich niedriger ausfallen als in der Vergangenheit. Dadurch seien die Investoren gezwungen, mehr Risiken einzugehen, um ihre Zielrenditen zu erreichen. Ohne risikobehaftete Assets funktioniere das nicht. Unternehmensanleihen hält Edler dennoch für problematisch. Die EZB-Käufe hätten eine “wahnsinnige” Spread-Einengung bewirkt. Es gebe zwei Risiken. Zum einen werde sich der zu erwartende Performance-Verlust von Staatsanleihen eins zu eins auf Unternehmensanleihen übertragen, zum anderen werde ein Tapering zu einem Repricing, das heißt zu einer Spread-Ausweitung führen.Besser beurteilt Edler Schwellenländerstaatsanleihen, die er zur Beimischung empfiehlt. Nach der Wahl Donald Trumps sei ihr Risikoaufschlag überraschenderweise nicht gestiegen. Die US-Zinsen seien gestiegen, wodurch Druck auf Emerging-Market-Anleihen entstanden sei. Ein Haken sei zwar die Sensitivität für US-Zinsen. In den nächsten zwölf Monaten werde dort aber nicht viel passieren. Daher seien Emerging Markets ein schönes Segment, in dem man eine gute Performance vereinnahmen könne.Darüber hinaus rät Sal. Oppenheim zu Aktien. Edler zufolge ist ihr guter Lauf nicht in erster Linie auf Donald Trump zurückzuführen. Trump habe ein gutes Umfeld geerbt, die Rally habe schon vor der Präsidentschaftswahl begonnen. Trump habe den Aufschwung mit seinen Versprechen lediglich verstärkt. Diese Versprechen würden nun ausgepreist. Der US-Aktienmarkt werde weiter steigen, seine Zugewinne aber kleiner ausfallen. Europa deutlich attraktiverEdler gibt europäischen Aktien den Vorzug. Zwei Gründe sprächen für die Region. Aus Bewertungssicht sei Europa deutlich attraktiver als die Vereinigten Staaten, die Region habe Nachholbedarf. Hinzu komme ein Umfeld, in dem sich die Unternehmen durch ihre Effizienzmaßnahmen der zurückliegenden Jahre gut aufgestellt hätten. Das führe bei starker Konjunkturentwicklung zu Margenausweitungen. “Im liquiden Bereich ist die europäische Aktie eine Kaufgelegenheit”, so Edler. Letztlich hänge die Aktie von der Geldpolitik ab. Solange nicht viel auf der Zinsseite passiere, werde es am Aktienmarkt zu keinen Crashs oder Korrekturen kommen, die nachhaltiger seien. “Selbst wenn Le Pen gewinnen sollte, würde das nur kurz- bis mittelfristig für Korrekturen sorgen.” Anschließend werde der Markt wieder zur guten fundamentalen Entwicklung übergehen. Den Dax erwartet das Bankhaus in zwölf Monaten bei 12 900 Zählern. Andere europäische Indizes hätten mehr Potenzial, da sie Nachholbedarf hätten, so Edler.