Dax kann von KI-Rally an der Wall Street nur leicht profitieren
Der deutsche Aktienmarkt steuert auf Erholungskurs, bleibt aber hinter der Entwicklung an der Wall Street erneut zurück. Der Dax gewann im frühen Handel 0,8% auf 18.205 Punkte, ermäßigte sich aber bis mittags wieder etwas und lag nur noch 0,4% vorne auf 18.144 Punkte. Der MDax stieg um 0,6% auf 25.690 Punkte. Europas Blue-Chip-Index Euro Stoxx 50 rückte bis mittags um 0,4% auf 4.901 Zähler vor.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland haben sich im Juni um 0,4 Punkte auf 47,5 Punkte verbessert. Gleichzeitig hat sich aber die Beurteilung der konjunkturellen Lage für Deutschland verschlechtert. Am Aktienmarkt haben die ZEW-Zahlen zu keinen Impulsen geführt.
Im Dax gewannen Qiagen bis mittags 2,9% auf 41,59 Euro. Das Unternehmen rechnet mit einer nachhaltigen Beschleunigung des Wachstums wie es auf seinem Kapitalmarkttag verkündete. Die Analysten von Berenberg empfehlen die Qiagen-Aktie zum Kauf mit einem Kursziel von 54,20 Euro.
Im MDax gewannen Jungheinrich bis mittags 4,3% auf 33,18 Euro. Im SDax rückten Süss MicroTec 4,1% auf 61,40 Euro vor. SAF Holland gewannen nach einer Analystenempfehlung 3,5% auf 17,68 Euro.
Marktstrategen der UBS sehen am Aktienmarkt eine Überreaktion auf das politische Risiko durch die Neuwahlen in Frankreich. Diese biete Chancen, denn der wahrscheinlichste Ausgang sei eine Pattsituation mit anschließenden Kompromissen.
Unterstützung für die europäischen Aktienmärkte kommt einmal mehr von der Wall Street. Dort waren am Vortag Technologiewerte an der Nasdaq erneut auf Rekordstände vorgeprescht. Der Auswahlindex Nasdaq 100 liegt inzwischen gut 18% über seinem Stand vom Jahresbeginn.
Kursfantasie kennt keine Grenzen
„Die durch künstliche Intelligenz und ihre Umsatzchancen erzeugte Kursfantasie scheint nicht aufzuhalten“, sagt Jochen Stanzl, Chefstratege beim Broker CMC Markets. „Es findet eine Neubewertung der Situation statt, weil dieser Bullenmarkt keine niedrigeren Zinsen benötigt, vielmehr noch, sich trotz hoher Zinsen in dieser Fulminanz ereignet.“ Leerverkäufer würden in diesem Umfeld aus dem Markt gedrängt.
„Es besteht im Moment kein wirkliches Verkaufsinteresse, weil man davon ausgeht, dass die Dynamik anhält und die Aktien weiterhin gewinnen werden“, sagte Daniela Hathorn, Analystin bei Capital.com. Vor diesem Hintergrund hoben die Analysten von Goldman Sachs ihr Jahresziel für den S&P 500 Index auf 5.600 von zuvor 5.200 Punkten an. Auch die Analysten von Evercore ISI schraubten ihre Erwartungen nach oben und setzten die Marke für den S&P 500 für das Jahresende auf 6.000 von zuvor 4.750 Punkte. Beide Brokerhäuser begründeten die Hochstufungen mit der Stärke des Technologiesektors und der Börsen-Euphorie für künstliche Intelligenz.
Wirtschaftsdaten im Fokus
Frische Impulse erhoffen sich Investoren von US-Wirtschaftsdaten am Dienstag Nachmittag wie etwa den Einzelhandelsumsätzen im Mai oder der Industrieproduktion. Im Fokus stehen auch Kommentare von Vertretern der Federal Reserve, um mehr Klarheit über die Geldpolitik der US-Notenbank zu erhalten. Trotz jüngster Entspannungssignale von der Preisfront peilt die US-Notenbank mittlerweile nur noch eine Zinssenkung im laufenden Jahr an.
Am Anleihemarkt zogen die Renditen von US-Staatsanleihen nach dem Rückgang in der vorangegangenen Woche wieder an. Die Rendite von Treasuries mit zehnjähriger Laufzeit kletterte um 7,4 Basispunkte auf 4,29%. „Die Renditen sind letzte Woche stark gesunken, und deshalb nehmen einige Leute hier Gewinne mit“, sagte Stan Shipley, Stratege bei Evercore ISI in New York.
Am deutschen Anleihemarkt ermäßigte sich der richtungsweisende Bund-Future bis mittags um 0,1% auf 132,26%. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg leicht auf 2,43%.
Euro kaum verändert
Der Euro büßte hat am Dienstag einen Teil seiner zu Wochenbeginn erzielten Gewinne wieder ein. Im Vergleich zu den deutlichen Kursschwankungen in der vergangenen Woche aber hielten sich die Bewegungen in engen Grenzen. Mittags notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0724 Dollar.
Der Preis für Öl der Sorte Brent ermäßigte sich bis mittags um 0,3% auf 84 Dollar je Barrel.