Währungen

Klare Richtungsvorgabe Fehlanzeige beim Euro

Aus charttechnischer Sicht dürfte der Euro kurzfristig vor einer Richtungsentscheidung zurückschrecken. Auf Wochensicht deuten die Euro-negativen Wochenindikatoren auf niedrigere Kurse hin.

Klare Richtungsvorgabe Fehlanzeige beim Euro

Von Sandra Striffler*)

Der Euro-Dollar-Wechselkurs ist zwar zuversichtlich mit Höchstwerten von knapp 1,1500 Dollar in das Jahr 2022 gestartet. Nachhaltig verteidigen konnte die europäische Gemeinschaftswährung diese Niveaus allerdings nicht. Vielmehr geriet sie bereits in den ersten Monaten des Jahres gegenüber der US-Devise unter zunehmenden Abgabedruck. Mit Tiefstwerten von rund 1,0350 Dollar markierte der Euro hierbei Mitte Mai seinen bisherigen Jahrestiefststand, welcher zugleich das niedrigste Niveau seit Anfang 2017 darstellte.

Alles in allem führte die in den vergangenen Monaten zu beobachtende Abwärtsbewegung von Euro-Dollar zur Ausbildung eines Abwärtstrendkanals, welcher aktuell zwischen etwa 1,0050 Dollar und 1,0605 Dollar auszumachen ist. Derzeit übt die obere Begrenzungslinie dieser charttechnischen Formation Anziehungskraft auf das Währungspaar aus. Doch wird es Euro-Dollar letztendlich auch gelingen können, diese markante Hürde nachhaltig zu überwinden? Oder sollte vielmehr davon ausgegangen werden, dass der Abwärtstrendkanal weiter die Marschrichtung der Gemeinschaftswährung vorgeben wird?

Indikatoren uneinheitlich

Geht es nach den charttechnischen Tagesindikatoren, so dürfte Euro-Dollar auf kurze Sicht vor einer nachhaltigen Richtungsentscheidung zurückschrecken und zunächst weiter die eben genannte Widerstandslinie des richtungweisenden Abwärtstrendkanals bei aktuell rund 1,0605 Dollar im Blick behalten. Anlass zu dieser Einschätzung geben die uneinheitlichen Tagesindikatoren. So stehen doch hier dem MACD, welcher oberhalb seiner Signallinie anzutreffen und damit als Euro-positiv zu werten ist, die Stochastik sowie das Momentum gegenüber. Beide bewegen sich unterhalb ihrer jeweiligen Trigger- bzw. Nulllinie und sind somit als Euro-negativ einzustufen. Was den ADX sowie den RSI betrifft, so kann die europäische Gemeinschaftswährung nicht auf diese Indikatoren zählen. Vielmehr beziehen beide aus technischer Sicht in diesem Zeitfenster keine klare Position und harren auf neutralen Niveaus der Dinge, die da kommen mögen.

Zeigt sich Euro-Dollar zur Wochenmitte hin erwartungsgemäß von seiner abwartenden Seite, so sehen wir die Abwärtsrisiken für das Währungspaar letztendlich durch das Tagestief vom 24. Juni bei 1,0513 Dollar begrenzt. Gen Norden sollte es der europäischen Gemeinschaftswährung auf kurze Sicht nicht gelingen, das Hoch vom 27. April bei 1,0655 Dollar zu überwinden.

Nimmt man nun den Wochenausblick näher unter die charttechnische Lupe, wäre der Euro gut beraten, sich wieder auf niedrigere Notierungen einzustellen. So überwiegt doch in diesem übergeordneten Zeitfenster die Euro-negative Indikatorenlage. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang erneut die Stochastik sowie das Momentum, welche auch hier unterhalb ihrer jeweiligen Trigger- bzw. Nulllinie anzutreffen sind. Darüber hinaus ist nun auch noch der ADX dem Euro-skeptischen Lager zuzuordnen. Dieser weist im Wochenchart mit 43,09 Punkten auf einen Euro-negativen Trendmarkt hin. Der MACD, der sich auch in diesem Zeitfenster oberhalb seiner Signallinie zeigt, dürfte damit als einziger Euro-stützender Indikator einen schweren Stand haben. Was den RSI betrifft, so bezieht dieser abermals keine Stellung und ist weiterhin auf neutralen Niveaus anzutreffen.

Gerät die Gemeinschaftswährung, wie aus charttechnischer Sicht zu erwarten ist, in den kommenden Tagen erneut unter Abgabedruck und hat sie hierbei auch den Bereich um 1,0500 Dollar nach unten hin durchbrochen, rücken bei 1,0470/45 Dollar die Tagestiefststände vom 22. und 17. Juni in den Blickpunkt. Können auch diese dem Euro nicht den benötigten Support bieten, stehen ihm bei rund 1,0400 Dollar die Tiefs vom 13. und 14. Juni zur Seite. Diese sollten der europäischen Gemeinschaftswährung unserer Ansicht nach auf Wochensicht schließlich treue Dienste leisten.

Belehrt Euro-Dollar jedoch die charttechnischen Vorgaben eines Besseren und entwickelt weiter Anstiegsdynamik, so gilt es nach dem Hoch vom 27. April bei 1,0655 Dollar, den Tageshöchststand vom 23. Mai bei knapp 1,0700 Dollar zu überwinden. Ist der Gemeinschaftswährung dies gelungen, stellt sich ihr bereits bei 1,0713 Dollar das Hoch vom 7. Juni in den Weg. An diesem sollte Euro-Dollar unserer Ansicht nach auf Wochensicht letztendlich nicht vorbeikommen.

Niedrigere Notierungen

Seit Anfang des Jahres gibt ein Abwärtstrendkanal die Marschrichtung von Euro-Dollar vor, wobei derzeit die obere Begrenzungslinie dieser Formation bei rund 1,0605 Dollar Anziehungskraft auf das Währungspaar ausübt. Aus charttechnischer Sicht dürfte die Gemeinschaftswährung zur Wochenmitte hin zunächst vor einer Richtungsentscheidung zurückschrecken und weiter um diese Widerstandslinie pendeln. Auf Wochensicht wäre das Währungspaar dann jedoch angesichts der mehrheitlich Euro-negativen Wochenindikatoren gut beraten, sich wieder auf niedrigere Notierungen einzustellen. Diesbezüglich sollte die europäische Gemeinschaftswährung wieder tiefer in den bestehenden Abwärtstrend­kanal eintauchen und hierbei Kurs auf den Bereich um 1,0400 Dollar nehmen.

*) Sandra Striffler ist Senior-Devisenanalystin der DZ Bank.