Leerverkäufer mögen Autowerte

Daimler und Volkswagen im Fokus - Hoher Anteil ausgeliehener Aktien bei Eon-Kraftwerkstochter Uniper

Leerverkäufer mögen Autowerte

Leerverkäufer setzen im Dax vermehrt auf die Aktien von Volkswagen (Vorzüge) und Daimler, wie Daten des Finanzdatendienstes Markit zeigen. Allerdings bewegt sich die Aktivität der Shortseller weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Auffällig ist der hohe Anteil ausgeliehener Aktien bei der Eon-Kraftwerkstochter Uniper.Von Dietegen Müller, FrankfurtIm deutschen Aktienmarkt sind Leerverkäufer wie schon in den Monaten zuvor nur zurückhaltend unterwegs. Laut Angaben des Finanzdatendienstleisters Markit ist die Anzahl ausgeliehener Aktien zwischen Anfang September und Anfang Oktober (per 2. Oktober) nahezu unverändert niedrig bei 1,27 % geblieben. In Nebenwerteindex MDax lag der Anteil zuletzt bei 2,89 % und damit 10 Basispunkte höher als Anfang September. Die niedrige Zahl ausgeliehener Aktien ist ein Hinweis auf eine fehlende Absicherung der Marktteilnehmer. Die Zahl ausgeliehener Aktien ist in der Regel ein guter Indikator für die Aktivität von Leerverkäufern in diesem Wert. Sie kann ein Anzeichen von Sorglosigkeit sein und damit Korrekturpotenzial im Markt signalisieren oder so interpretiert werden, dass die meisten Marktteilnehmer weiterhin steigende Kurse erwarten und die Hausse sich damit selbst nährt. Im Dax fällt der Anstieg des Short Interest in Automobilwerten auf: In Volkswagen-Vorzügen legte die Zahl ausgeliehener Aktien im Vier-Wochen-Vergleich um 22 % auf 3,1 % zu und im Fall von Daimler um 21 % auf 1,7 %. Demgegenüber sank sie in den Aktien von BMW leicht um 7 % auf 1,6 %. Hintergrund der Short-Aktivitäten dürften Befürchtungen wegen größerer Auswirkungen des Dieselskandals sein sowie die unterschiedliche Wahrnehmung der einzelnen Anbieter in puncto Elektromobilität, wo BMW in Erhebungen von Beratungsunternehmen sowie nach Ansicht einiger Analysten tendenziell besser abschneidet.Deutlich rückläufig (-19 %) war der Short-Anteil in den Aktien von ProSiebenSat.1. Der Aktienkurs hatten nach einer Prognosesenkung Ende August stark gelitten, sich seither aber wieder etwas aufgefangen. An der Spitze der zehn am meisten ausgeliehenen Aktien stehen weiterhin Deutsche Bank (-4 % auf 3,5 %). Rückläufig war die Zahl beim Konsumgüter- und Klebstoffhersteller Henkel (-17 % auf 1,3 %). Uniper im Griff von FortumUnter den Nebenwerten stachen Uniper mit einem Plus von 1 724 % auf 10,2 % heraus. Hier zeigt sich, dass ein hoher Anteil von Aktien auf Leihe nicht zwingend eine Short-Wette darstellen muss: Hintergrund dieses enormen Anstiegs wird die feindliche Übernahmeofferte des finnischen Versorgers Fortum sein. Die Uniper-Mutter Eon hat mit den Finnen vereinbart, ihnen ihr Paket von 47 % für 22 Euro je Aktie abzutreten. Am 26. September hatte die Republik Finnland laut Stimmrechtsmeldung den Erwerb von Instrumenten in Höhe von 46,65 % der Stimmrechte an Uniper gemeldet, und zwar über die Fortum-Tochter Karemi Charge and Drive in Düsseldorf – die künftig Fortum Deutschland heißen soll. Bei den Instrumenten handelt es sich um eine Tender-Option, die durch die Eon-Beteiligungen zwischen dem 2. und dem 16. Januar 2018 physisch ausübbar ist. Das Übernahmeangebot soll keine Mindestannahmeschwelle haben. Das Uniper-Management sträubt sich gegen die Übernahme (vgl. BZ vom 30. September), so dass am Markt Spekulationen über einen Weißen Ritter herumgereicht wurden.Weiterhin hoch, aber rückläufig ist der Anteil ausgeliehener Titel bei K+S (15,7 %) und Bilfinger (12,7 %) und Gea (10,7 %).