LGIM erwartet harte Haltung Chinas

Eskalation des Handelskonflikts belastet Konsum

LGIM erwartet harte Haltung Chinas

dm Frankfurt – Der Vermögensverwalter Legal & General Investment Management (LGIM) geht von einer Belastung der US-Wirtschaft durch die Einführung neuer Zölle auf chinesische Importprodukte aus. US-Präsident Trump hatte in der vergangenen Woche angekündigt, Waren im Gegenwert von 300 Mrd. Dollar per Anfang September mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 10 % zu belegen. “Praktisch wird der betroffene Warenwert deutlich geringer ausfallen. Importe aus China stürzen bereits jetzt ab – seit Jahresbeginn um 12 % – und werden wahrscheinlich noch deutlich weiter fallen”, meint Tim Drayson, Head of Economics bei LGIM. Der Einbruch des Handels zwischen den USA und China sei bereits jetzt größer als während der Finanzkrise 2008.Die vorherigen Strafzölle hätten vor allem Investitionsgüter und Zwischenerzeugnisse betroffen. Die neuen Zölle hingegen würden direkt prominente Konsumgüter wie Kleidung, Schuhe, Videospiele, Fernseher, Telefone und Sportartikel treffen. “Wenn Trump sagt, er wolle China mit immer neuen Abgaben herausfordern, wird auch der Mehrheit der US-Bevölkerung klar werden, dass dann die USA darunter leiden. Die Verbraucher bekommen jedoch vom Einzelhandel die Erklärung, dass die Preissteigerungen auf Trumps neue Zölle zurückgehen”, sagt Drayson.Er prognostiziert einen weiteren Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 Prozentpunkte und einen Anstieg der Kerninflation um 0,1 Prozentpunkte, vorausgesetzt die Hälfte der Zollerhöhung werde auf die Kunden überwälzt. Zudem seien indirekte Auswirkungen auf das Geschäftsklima sowie die finanziellen Rahmenbedingungen zu erwarten. “Die Strafzölle werden zwar die Staatseinnahmen verbessern, aber der Haushalt ist inzwischen festgeschrieben”, so Drayson. Es bestehe also nur wenig Spielraum, mit den Mehreinnahmen die Folgen abzumildern. “Die Fed kann einen Teil der Auswirkungen ausgleichen”, sagt Drayson. Der Markt habe bereits eine Leitzinssenkung im September vollständig eingepreist. Allerdings sei die Fed eher zurückhaltend, über die bereits eingepreisten Wachstumsimpulse hinaus aktiv zu werden, meint der Experte. “Zum einen besteht die Möglichkeit, dass Trump plötzlich umschwenkt und ein Abkommen abschließt. Zum anderen missbilligt die Notenbank Trumps Versuche, sie zu Zinssenkungen zu drängen”. Sollten sich die Strafzölle unmittelbar inflationär auf die Konsumgüter auswirken, könnte es für die Fed einfacher sein, Trumps Forderungen zu widerstehen. Ziel ist ein Regierungswechsel Doch Drayson sieht auch das Risiko von Gegenmaßnahmen Chinas. “Die chinesische Führung wird ihren Ansatz ändern und dazu übergehen, den USA größtmöglichen Schaden zuzufügen. Das Ziel ist, einen Regierungswechsel bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 herbeizuführen”, sagt er. Trump werde wahrscheinlich noch stärker auf seine erfolglose Strategie setzen, China zu Strukturreformen zu zwingen, denen Peking nicht zustimme.In der Zwischenzeit geht Wirtschaftsexperte Drayson von weiteren Konjunkturmaßnahmen in China aus. Darüber hinaus werde die chinesische Führung bereit sein, die chinesische Währung Renminbi auf über 7 Yuan pro Dollar abzuwerten. “Das wird die Auswirkungen zwar teilweise ausgleichen, aber wir erwarten dennoch einen weiteren Rückgang des offiziell prognostizierten chinesischen Wirtschaftswachstums für 2020 um 0,2 Prozentpunkte”, argumentiert Drayson. “US-Wirtschaftsunternehmen werden in China ein zunehmend schwieriges Terrain vorfinden. Unmittelbar über gestiegene Regulierung, Strafen und Ungleichbehandlung; mittelbar durch einen patriotischen Boykott von US-Marken. Vermutlich wird China zudem eine Kampagne führen, um Tourismusreisen in die USA zu unterbinden.”