Eine geringere Lieferung russischen Erdgases nach Westeuropa durch die Ukraine sowie die Angst vor russischen Gegensanktionen, die auf eine Unterbrechung der Versorgung mit Erdgas hinauslaufen könnten, haben am Donnerstag für einen stark steigenden europäischen Gaspreis gesorgt. Am virtuellen niederländischen Knotenpunkt TTF verteuerte sich der Monatskontrakt um zeitweilig mehr als 20% auf ein Tageshoch von 114,75 Euro je Megawattstunde. Am Nachmittag wurde der Kontrakt dann mit einem Aufschlag von 17,8% zu 112,86 Euro gehandelt. Rasante Preisanstiege gab es auch an anderen europäischen Märkten. So sprang der Spotmarktpreis in Großbritannien um 109% auf 90 Pence je 100000 British Thermal Units.

Die neue Gaskrise hat damit be­gonnen, dass die Ukraine am Mittwoch die Durchleitung von russischem Gas an einem der beiden Übergabepunkte, Sochraniwka, un­terbrach und dies mit höherer Gewalt be­gründete. Nach Angaben des ukrainischen Gasnetzbetreibers GTSOU habe die russische Gazprom über den anderen noch im Betrieb befindlichen Übergabepunkt Sudscha für Donnerstag nur 53,19 Mill. Kubikmeter an Kapazität gebucht, nach 73,4 Mill. Kubikmeter am Mittwoch. Am slowakischen Übergabepunkt Velke Kapusany kamen am frühen Donnerstag nur noch 512056 Megawattstunden an nach 856922 Megawattstunden.

Zudem hat die russische Regierung Gegensanktionen gegen die vom deutschen Staat enteignete ehemalige deutsche Gazprom-Tochter sowie gegen den polnischen Netzbetreiber Europol Gaz verhängt, so dass Gazprom mitteilte, der Konzern könne nicht mehr über die Jamal-Europa-Pipeline, die in Polen von Europol Gaz betrieben wird. Von den bislang drei Gaspipelinesystemen, die russisches Gas nach Westeuropa transportiert haben, funktioniert damit nur noch Nord Stream 1 ohne Einschränkungen.