Liquiditätsrisiko von Investments im Blick behalten

Alliance Bernstein: Governance, Technologie und Portfoliokonstruktion sind entscheidend

Liquiditätsrisiko von Investments im Blick behalten

dh Frankfurt – Das Liquiditätsrisiko hat in jüngerer Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt, nachdem mehrere bekannte Fonds, darunter auch der vom britischen Fondsmanager Neil Woodford, implodiert sind. Nun wird nach Wegen gesucht, wie man die Gefahr managen und Portfolios vor weiteren Rückschlägen schützen kann. Dazu sollten Anleger nach Einschätzung von Markus Peters, Senior Investment Strategist Fixed Income beim Assetmanager AllianceBernstein (AB), drei Dinge beachten, wenn sie vermeiden wollen, plötzlich auf dem Trockenen zu landen. “Wir sind der Meinung, dass Anleger über rigorose Governance, modernste Technologie und risikobewusste Portfoliokonstruktion verfügen müssen – nur so können sie das Liquiditätsrisiko verringern”, konstatiert Peters.Liquiditätsengpässe hätten sich seit der Weltfinanzkrise verstärkt gezeigt, so der Experte. Infolge dieser sei nämlich die Regulierung verschärft worden, wodurch Banken ihre Bilanzen stärken und so ihr Eigenkapitalengagement im Wertpapiergeschäft verringern mussten. Das Ergebnis sei nun, dass der Primärhandel der Banken den Märkten keine ausreichende Liquidität mehr zur Verfügung stellen würde, so dass das Liquiditätsrisiko von den Banken auf die Aktien- und Anleiheeigner übergegangen seien.Der erste Schutzwall vor Risiken sei eine gute Governance. Für das Liquiditätsrisiko würde das bedeuten, dass Portfoliomanager die Wertpapierkurse und die Zuordnung zu verschiedenen Wertpapierarten ständig überwachen müssen. Kurse, die stark von vergleichbaren Wertpapieren abweichen, oder “alte” Preise, die über einen längeren Zeitraum konstant blieben, könnten Anzeichen von Risiken sein. “Ein effektiver Governance-Prozess sollte beinhalten, dass interne Kursabweichungen und Ausnahmeberichte überprüft werden. Auf einer etwas weniger häufigen Basis sollten diese Kursüberprüfungen mit externen Anbietern abgeglichen werden. Und mindestens monatlich sollte das Governance-Team die Kurs- und Liquiditätsdaten analysieren und mit dem Portfoliomanagement-Team diskutieren”, rät Peters. Im Rahmen dieser Überprüfungen solle die Portfolioliquidität anhand von Stresstests mit verschiedenen Szenarien überprüft werden. Automatisierte ProzesseDen zweiten Ansatz stelle die technologische Innovation dar. Vorausschauende Anleihemanager haben nach Ansicht von Peters Research und Handel bereits transformiert und sind von hochgradig manuellen Ansätzen zu digitalisierten, automatisierten Prozessen übergegangen. “Research-Ergebnisse können nun automatisch abgerufen und gefiltert werden, und Aufträge zum Kauf oder Verkauf, deren Vorbereitung zuvor oft viele Stunden in Anspruch nahm, können mithilfe von digitalen Assistenten zusammengestellt werden”, sagt Peters. Diese Aufgabe würden Chatbots erledigen, die von Computeralgorithmen gesteuert werden. In schnelllebigen Anleihemärkten, die in viele kleine Liquiditätsinseln zersplittert seien, schaffe dieser Technologiesprung bereits einen deutlichen Vorteil, der noch wichtiger werde, wenn die Liquidität weiter sinke.In den aktuellen Märkten sei es von größter Bedeutung, Konzentrationsrisiken zu vermeiden, denn diese führten möglicherweise zu Liquiditätsengpässen. In weniger liquiden Segmenten des Anleihenmarkts könnten die Handelskosten hoch sein und bei größeren Handelsgeschäften stark ansteigen. Durch einen breiter diversifizierten Wertpapierkorb würden Anleger somit flexibler und kostengünstiger handeln können. Deshalb nennt Peters die Risikostreuung als dritte Maßnahme, wie Investoren es schaffen, das Liquiditätsrisiko zu verringern. “Ein risikobewusster Portfoliokonstruktionsprozess sollte einen rigorosen Ansatz zur Kosten- und Risikokontrolle beinhalten, indem einzelne Engagements minimiert werden und man über mehrere Emittenten diversifiziert. Gute Management-Kontrollsysteme sollten auf einen Blick Zugang zu diesen Informationen bieten”, sagt der Portfoliomanager von Alliance Bernstein. Absichern mit StaatsanleihenAuch Anleger mit begrenzter Risikobereitschaft könnten laut Peters von dynamisch verwalteten, risikobewussten Portfoliomanagementansätzen profitieren. Strategien etwa, die die Stabilität von Staatsanleihen mit den renditegenerierenden Eigenschaften von Unternehmensanleihen kombinieren, könnten attraktive Renditen erzielen und gleichzeitig Liquiditätsrisiken reduzieren. Zwar würden Staatsanleihen nur wenig Einkommen bieten, doch sie verbessern die Liquidität der Gesamtstrategie. Bei Anleihen-ETFs ist man bei AllianceBernstein dagegen zurückhaltender. Tatsächlich habe die britische Financial Conduct Authority angekündigt zu untersuchen, wie widerstandsfähig ETFs in Zeiten von Marktstress seien und inwiefern sie die erwartete Liquidität gewährleisten könnten. Viele Ressourcen nötigDer Grund für die Skepsis des Assetmanagers sind die Größe und Vielfältigkeit der Anleihemärkte. Dies mache es unmöglich sie präzise zu replizieren. “ETFs verwenden daher typischerweise Stichprobenmethoden, um ein repräsentatives Engagement gegenüber den von ihnen ausgewählten Basismärkten zu schaffen. Das kann sie anfällig machen, wenn große Rücknahmen Verkaufsaufträge auslösen, bei denen keine Liquidität vorhanden ist – insbesondere in risikoreicheren Märkten wie Hochzins- oder Schwellenländer-Unternehmensanleihen”, analysiert der Investmentexperte.Peters verweist in diesem Zusammenhang auch darauf, dass die Umsetzung und Verfeinerung der drei Ansätze Zeit, Geld und umfangreiche Ressourcen erfordert.