LME stößt in Londoner Goldhandel vor

World Gold Council und Investmentbanken mit im Boot - Die beiden wichtigsten Banken aber außen vor

LME stößt in Londoner Goldhandel vor

ku Frankfurt – Die London Metal Exchange (LME) führt einen neuen börsengehandelte Futures-Kontrakt auf Gold ein. Unterstützt wird sie dabei von einer Reihe von Investmentbanken sowie vom World Gold Council, dem Interessenverband der Goldproduzenten. Ziel der Initiative soll es sein, das Geschehen am weltweit wichtigsten Goldhandelsplatz transparenter zu gestalten. Rund drei Viertel des weltweiten Goldhandels werden über London abgewickelt.Der neue Futures-Kontrakt wird durch die Investmentbanken Goldman Sachs, Société Générale, Natixis, die chinesische ICBC sowie einen Goldhändler namens OSTC unterstützt. Allerdings sind die beiden im Goldhandel wichtigsten Londoner Banken, HSBC und J.P. Morgan, nicht mit im Boot. Das weckt am Markt Zweifel hinsichtlich des Erfolgs der Initiative. Am Markt heißt es, es bestehe die Gefahr, dass sich mit der neuen Initiative am Londoner Markt quasi zwei Lager bilden und er damit in zwei Teile aufgespalten werden könnte. The World Gold Council als eine treibende Kraft hinter der Initiative gibt sich allerdings optimistisch. “Wir werden im Goldhandel in London eine neue Ära erleben”, kommentierte Aram Shishmanian, Chief Executive des Interessenverbands. Einige Marktteilnehmer sind zudem der Ansicht, dass London als Goldhandelsplatz attraktiver wird, wenn es neben dem Spothandel auch Futures-Kontrakte gibt.Die Initiative ist auch im Zusammenhang zu sehen mit dem Skandal um die Preismanipulationen im Londoner Goldhandel. Bis vor 18 Monaten hatte im Rahmen eines Fixing noch zweimal am Tag eine kleine Gruppe von Goldhändlern von Banken den Goldpreis per Telefon festgelegt, wobei es zu Manipulationen gekommen war. Mittlerweile ist das traditionelle Fixing durch ein elektronisches System ersetzt worden.Nach wie vor findet allerdings der Löwenanteil des Goldhandels per Telefon, also per Over-The-Counter-Geschäften (OTC) statt. Börsen ist es bisher nicht gelungen, im Londoner Goldhandel Fuß zu fassen. Doch erfordert der OTC-Handel in Gold für die Banken umfangreiche Kapitalunterlegungen, so dass sich diverse Institute bereits aus diesen Aktivitäten zurückgezogen haben. Zudem ist es der Edelmetallbörse Comex in New York und der Shanghai Futures Exchange gelungen, London im Goldhandel Marktanteile abzunehmen.Die London Bullion Market Association als die 1987 von der Bank of England geschaffene Selbstregulierungsorganisation des Goldhandels plant die Einführung einer eigenen Handelsplattform, die allerdings nicht den Ausbauzustand eines echten Börsenhandels erreichen würde. In diesem Umfeld ist der Vorstoß der LME zu sehen, die damit versucht, bei der von Regulatoren bevorzugten Umstellung auf einen börsengestützten oder zumindest auf elektronischen Handelsplattformen transparenter ablaufenden Goldhandel die dominierende Position einzunehmen. Die von der LME geplanten Futures würden von ihrer Struktur den Kontakten entsprechen, welche die Börse im Industriemetallhandelsgeschäft anbietet. Unter anderem soll es ein physisches Settlement und ein zentrales Clearing geben. Verlust von MarktanteilenDie LME ist dringend auf gute Nachrichten angewiesen. Sie erlebt in ihrem Kerngeschäft derzeit einen Aufstand der Marktteilnehmer. Die 2012 von Hong Kong Exchanges and Clearing gekaufte Börse hat mit einer Reihe von Preiserhöhungen, die 2015 begonnen haben, viel böses Blut erzeugt. Wegen der höheren Gebühren hat die LME deutlich Marktanteile an den US-Wettbewerber CME verloren. Derzeit planen Brokerhäuser unter Mitwirkung des früheren LME-Chefs Martin Abbott eine konkurrierende Handelsplattform für Industriemetalle aufzubauen. Vor Kurzem ist die LME auf die Marktteilnehmer zugegangen und hat eine Reihe von weitreichenden Gebührensenkungen angekündigt.