Lohnenswerte Kündigungen
Lohnenswerte Kündigungen
High-Yield-Unternehmen können sich nun günstiger refinanzieren
Die gesunkenen Bondrenditen im High-Yield-Bereich kommen den Emittenten gelegen. Denn sie können Anleihen nun kündigen und sich Fremdkapital günstiger am Bondmarkt beschaffen. Aber nicht nur die tieferen Anleiherenditen sind ein Grund für Non-Investment-Grade-Unternehmen, sich von bestehenden Anleihen zu trennen.
kjo Frankfurt
Für viele Unternehmen aus dem höher verzinslichen Bondbereich wird es zunehmend attraktiv, bestehende Bonds nun zu kündigen und sich neu am Anleihemarkt zu verschulden. Der Grund: Die Bondrenditen im High-Yield-Segment haben sich von ihren Hochs wieder abgesetzt. Das macht es attraktiv, die Papiere, die mit einem Call-Termin versehen sind, nun durch günstigere Schuldpapiere zu ersetzen.
Für Unternehmen gibt es verschiedene Gründe, einen Hochzinsbond zu kündigen, halten die Analysten von Insight Investment, die zu BNY gehören, in einer Studie fest, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Dazu gehören eine Änderung des Geschäftsmodells, ein Abbau der Verschuldung durch Cash-Generierung oder durch eine Veräußerung von Vermögenswerten (Assets), um die Schuldenlast des emittierenden Unternehmens zu verringern.
Günstigere Alternativen
Ein weiterer Grund kann für das Unternehmen sein, dass eine attraktivere Finanzierung anderswo verfügbar wird; dies kann etwa ein Bankkredit sein. Zudem kann ein günstigerer Kupon für neue Schuldtitel am Markt verfügbar sein, d.h., am Bondmarkt kann Fremdkapital aufgrund von gesunkenen Renditen nun günstiger beschafft werden, was es attraktiv macht, den „alten“ teuren Bond zu kündigen. Des Weiteren könnte auch ein Change of Control bei dem Unternehmen dazu führen, dass die Fremdkapitalseite neu strukturiert wird. Zudem könnten bestehende Schulden auch dann refinanziert werden, wenn wichtige geschäftliche Meilensteine seitens des Unternehmens erreicht werden, halten die Experten von Insight Investment fest.
Viele Hochzinsanleihen sind so strukturiert, dass der Emittent des Bonds die Möglichkeit hat, die Anleihe zu bestimmten Terminen vor ihrer endgültigen Fälligkeit zurückzukaufen. Dies ist ein Unterschied zum Investment-Grade-Markt, an dem Anleihen in der Regel nur einen Fälligkeitstermin haben. Diese Rückzahlungstermine werden als Kündigungstermine (Call Dates) bezeichnet, und in der Regel muss ein Emittent einen Preis von über 100% zahlen, um die Anleihe vorzeitig zurückzukaufen.
Feste Termine
Die Preise und Daten der Anleihekündigung werden am Tag der Bondemission festgelegt und können sich danach nicht mehr ändern, da es in den Anleihebedingungen, also einem Legal Document, festgehalten wird. Je früher die Anleihe gekündigt wird, desto höher ist der Preis, den der Emittent zahlen muss. Der Anleger verzichtet für eine bestimmte Zeit danach auf die höheren jährlichen Zinsen. Der Rückzahlungswert sinkt zudem im Laufe der Zeit bis auf 100% bei Fälligkeit. Eine Anleihe kann beispielsweise 2028 zu einem Kurs von 100% fällig werden, aber 2026 zu einem Kurs von 101% kündbar sein. Sobald an den Märkten erwartet wird, dass eine Anleihe seitens des Emittenten gekündigt wird, tendiert der Kurs der Anleihe in Richtung des Kündigungspreises, und der Anleger erzielt einen Gewinn, der über die Marktrendite hinausgeht. Die Experten von Insight Investment weisen zudem darauf hin, dass High-Yield-Unternehmen in der Regel mehr Fremd- als Eigenkapital in ihrer Kapitalstruktur haben, während bei Investment-Grade-Unternehmen, also Firmen mit einem besseren Rating, das Gegenteil der Fall ist.
Im Durchschnitt werden der Analyse von Insight Investment zufolge 10% der Emissionen pro Jahr gekündigt. Dies wurde in der Zeit seit 2006 beobachtet. Die Kündigung eines ausstehenden Bonds ist von den Finanzierungskosten abhängig. Es war aber auch zu beobachten, dass Emittenten auch dann noch Anleihen gekündigt haben, als die Zinssätze während der weltweiten Finanzkrise in die Höhe schnellten. Es wird aber auch festgehalten, dass dies in einem geringeren Umfang erfolgte.