Nachhaltige Investments

Low-Carbon-Anlageprodukte unterstützen Klimaschutz

Das Erreichen der Klimaneutralität erfordert immense Investitionen. Low-Carbon-Anlageprodukte tragen zum Erreichen des Pariser Klimaschutzziels bei.

Low-Carbon-Anlageprodukte unterstützen Klimaschutz

Durch Gluthitze im Westen Nordamerikas zerstörte Ernten und durch Überflutungen nach Starkregen verwüstete Landstriche in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz – in den vergangenen Tagen und Wochen haben uns extreme Wetterereignisse nicht nur geschockt, sondern auch drastisch vor Augen geführt, wie hilflos wir ihrer Gewalt gegenüberstehen. Seitdem wird intensiv diskutiert, ob es sich dabei um isolierte meteorologische Geschehen oder Phänomene eines grundlegenden Klimawandels handelt.

Laut einer Studie der Initiative World Weather Attribution, zu der Wissenschaftler aus den USA, Kanada, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und der Schweiz beigetragen haben, ist die Antwort jedoch eindeutig: Temperaturen wie unlängst im westlichen Nordamerika gemessen seien ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel „praktisch unmöglich“. Gleichzeitig gibt die Initiative einen Ausblick, der erschauern lässt: In einer 2 Grad Celsius wärmeren Welt würde ein solches Ereignis nicht mehr wie aktuell noch schätzungsweise einmal alle 1000 Jahre auftreten, sondern etwa alle fünf bis zehn Jahre. Und diese 2 Grad Celsius wärmere­ Welt lasse nicht mehr lange auf sich warten: Angesichts des gegenwärtigen Emissionsniveaus wäre dieser Wert bereits in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts erreicht.

Diese düstere Prognose zeigt, wie essenziell das im Pariser Abkommen vereinbarte Klimaschutzziel ist: Bei der Konferenz in der französischen Hauptstadt hatten sich im Dezember 2015 insgesamt 197 Staaten darauf verständigt, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter­ auf „deutlich unter“ 2 Grad Celsius zu begrenzen mit Anstrengungen für eine Beschränkung auf 1,5 Grad Celsius.

Ein Maßnahmenbündel zum Erreichen dieses Ziels hat die Europäische Kommission vorgestellt. Damit sollen die Netto-Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union bis 2030 um mindestens 55% gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt werden können. Bis 2050 soll Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt werden.

28 Bill. Euro erforderlich

Das Erreichen der Klimaneutralität ist dabei selbst für eine wohlhabende Region wie Europa ein finanzieller Kraftakt. Nach Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey sind in den kommenden 30 Jahren dafür Investitionen in Höhe von 28 Bill. Euro nötig. Diese Summe werden nicht nur Staaten und supranationale Organisationen aufbringen müssen. Vielmehr ist auch die Mobilisierung von privatem „grünem“ Kapital unabdingbar, wobei den Vermögensverwaltern auch eine wichtige Rolle zukommt. Sie müssen als Kapitalsammelstellen ihrer ge­samtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und die Instrumente anbieten, mit denen private Gelder auch tatsächlich in klimaschützende Technologien geleitet werden können. Entscheidend für die Mobilisierung von privatem „grünem“ Kapital ist dabei weniger die Bereitschaft der Investoren, denn die Überzeugung, dass es höchste Zeit zum Handeln ist, ist schon längst zum gesellschaftlichen Mainstream geworden.

Vielmehr geht es darum, das Vertrauen zu schaffen, dass die Mittel effizient investiert werden und schnell die erhoffte Wirkung entfalten. Ein Weg, um dieses Ziel zu erreichen, sind simple und nachvollziehbare Regeln. Beispielsweise in einem Anleihenportfolio, in dem die CO2-Intensität der Emittenten zu Beginn mindestens 50% unter der des breiten Markts liegt und dann alle zwölf Monate um 7% reduziert wird.

Damit trägt ein Produkt nicht nur transparent zum Erreichen des Pariser Klimaschutzziels bei, sondern stellt Unternehmen auch das für die Verringerung der CO2-Emissionen nötige Kapital zur Verfügung. Dabei stehen ganze Branchen nicht nur vor immens teuren technologischen Herausforderungen, sondern sind auch gezwungen, die Geschäftsmodelle flexibel anzupassen. So muss die Automobilindustrie ihre Fahrzeuge nicht nur auf elektrische Antriebe entweder durch Akkumulatoren oder Brennstoffzellen umstellen, sondern auch damit zurechtkommen, dass der Anteil des Leasinggeschäfts deutlich gestiegen ist. Dies hat damit zu tun, dass die Einführung neuer Technologien mit Risiken hinsichtlich der Restwerte behaftet ist, die man als Kunde gerne den Herstellern überlässt.

Doch welche Chancen bieten Fonds, die Unternehmen auf ihrem Weg zu niedrigeren CO2-Emissionen begleiten wollen, den Anlegern? Dazu  ein  Blick  auf die Anleihen eines Automobilherstellers: Dessen Schuldtitel rentierten wegen Risikoprämien aus der Umstellung von Technologie und Geschäftsmodell lange deutlich über Marktniveau. Aufgrund der inzwischen deutlich gewordenen Verbesserungen ließ sich mit den Anleihen dieses Emittenten über die vergangenen fünf Jahre eine Wertentwicklung von teils über 30% erzielen.

Vermiedene Liquiditätsrisiken

Aber auch aus der Perspektive der Risikoreduzierung haben sogenannte Low-Carbon-Produkte ihren Charme. Denn beispielsweise Emittenten von Anleihen, die einen hohen Umsatzanteil mit Kohle erwirtschaften, werden von großen Investoren wie dem Staatsfonds Norwegens nicht mehr allokiert. Die damit womöglich verbundenen Liquiditätsrisiken werden so vermieden.

Was passiert aber, wenn eine Vielzahl von Fonds mit dem Ziel, einen Beitrag zum Erreichen des Pariser Klimaschutzabkommens zu leisten, alljährlich die CO2-Intensität der Emittenten im Portfolio weiter absenken muss? Rutschen dann nicht alle Anbieter solcher Produkte gewissermaßen automatisch in die gleichen Anleihen? Dies wäre aus Gründen der Diversifikation und der Bewertung tatsächlich nicht wünschenswert. Dem lässt sich aber die beruhigende Feststellung entgegensetzen, dass sich etwa bei in Euro ausgestellten Unternehmensanleihen mit immerhin noch 90% dieses Investmentuniversums eine Reduzierung der CO2-Intensität um 50% erreichen lässt. Noch dazu werden eine ganze Reihe von Emittenten im Verlauf von zwölf Monaten die eigene CO2-Intensität um 7% oder mehr verringern. Damit ließen sie sich langfristig auf ihrem Weg begleiten, was die Notwendigkeit von Umbaumaßnahmen am Portfolio begrenzen würde.

Grenzen gesetzt

Diesem „Begleiten“ sind durch die Standards für Vergleichsindizes, die zum Erreichen der Klimaziele von Paris beitragen, jedoch gewisse Grenzen gesetzt. Bei einer sogenannten „EU Paris-aligned Benchmark“ z. B. soll das Niveau der Treibhausgasintensität um mindestens 50% unter dem Wert für den breiten Markt liegen. Vor diesem Hintergrund lassen sich etwa die Anleihen von Autoherstellern nur in geringer Dosierung in ein Portfolio integrieren. Deren erfolgreiche Transformation ist aber nicht nur kapitalintensiv, sondern paradoxerweise auch einer der Schlüsselfaktoren im Kampf gegen den Klimawandel.

Zuletzt erschienen:

Die Wirtschaftsstruktur macht den Unterschied (183), Assenagon

Was höhere Inflation für Aktien bedeutet (182), Metzler Capital Markets

Was uns Krisen über die ESG-Risiken von Unternehmen verraten (181), Comgest