Machtkampf in Ägypten verschreckt Investoren

Kurssturz an der Börse Kairo - EGX 30 büßt Spitzenplatz unter globalen Aktienindizes ein

Machtkampf in Ägypten verschreckt Investoren

ku Frankfurt – Der zunehmend härter geführte Machtkampf zwischen dem aus dem islamistischen Lager stammenden ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi und liberalen Kräften hat Schockwellen an den arabischen Börsen ausgelöst. Besonders betroffen war der Aktienmarkt in Kairo: Der Leitindex EGX 30 ist am Montag zunächst auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Monaten gefallen. In der Spitze büßte er 3,9 % auf 4 726 Zähler ein, nachdem er schon am Sonntag um 9,6 % auf 4 918 Punkte abgestürzt war. Die Marktkapitalisierung in Kairo hat dabei am Sonntag um rund 3,6 Mrd. Euro nachgegeben. Die Aussicht, dass es zu einem Gespräch zwischen den streikenden Richtern, die Mursi zuvor per Dekret weitgehend entmachtet hatte, und dem Präsidenten kommen würde, hat dann am Montag für eine gewisse Beruhigung gesorgt. Der Index erholte sich daraufhin teilweise und beendete den Handel mit 5 047 Zählern, ein Plus gegenüber Sonntag von 2,6 %.Mit den kräftigen Verlusten aufgrund der zunehmenden politischen Unsicherheit ist die Spitzenposition des EGX 30 unter den führenden Aktienindizes der Emerging Markets und der etablierten Märkte verloren gegangen. Im bisherigen Jahresverlauf verzeichnet der ägyptische Index nun ein Plus von 39 %. Die Spitzenposition hat jetzt der pakistanische Leitindex Karachi 100 inne, der seit Anfang des Jahres 43 % hinzugewonnen hat. Zum Vergleich: Der Dax ist 2012 auf ein Plus von 23 % gekommen und der MSCI World auf einen Anstieg von 10 %.Anleger haben in Ägypten auf den Erfolg der Demokratisierung nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak gesetzt. Dahinter steht das Kalkül, dass demokratisch regierte Staaten in der Regel wesentlich bessere Möglichkeiten für Unternehmen bieten und daher auch die Chancen am Aktienmarkt höher sind – vor allem, wenn sich für Anleger die Gelegenheit bietet, an der Umwandlung eines Landes hin zur Demokratie teilzuhaben. Dieses Kalkül scheint nun aber nicht aufzugehen, da sich Mursi und die ihn stützende Muslimbruderschaft zunehmend autoritärer aufführen. Die Analysten von Barclays fragen sich inzwischen sogar, ob die politische Krise die erfolgte vorläufige Einigung mit dem Internationalen Währungfonds über einen Kredit in Höhe von 4,8 Mrd. Dollar und umfassende Reformen gefährdet.Aus Sicht ausländischer Investoren zeichnet sich damit immer deutlicher ab, dass der “arabische Frühling” zu einer Enttäuschung wird. Dementsprechend haben auch andere Börsen der Region negativ reagiert. So büßte der saudi-arabische Tadawul in der Spitze 1,5 % ein. Tel Avivs Börse startete schwach mit leichten Verlusten in den Handel.In Kairo gaben Blue Chips am Montag nach, so etwa das Schwergewicht Orascom Construction Industries zeitweise um 5,4 % auf 216 Pfund. Die Titel der größten börsennotierten Bank Commercial International Bank Egypt sackten in der Spitze um 5,3 % auf 32 Pfund ab.