Französische Staatsanleihen unter Druck
Finanzmärkte
Französische Staatsanleihen unter Druck
Spread-Ausweitungen gegenüber Bunds – Yen zeigt weiter Schwäche – Teamviewer fällt
ku Frankfurt
Die Parlamentswahl am kommenden Sonntag wirft ihre Schatten voraus: Der Renditeunterschied zwischen zehnjährigen französischen Staatsanleihen und zehnjährigen Bundesanleihen ist erneut deutlich gestiegen. Lag er vor der Entscheidung von Staatspräsident Emmanuel Macron, kurzfristig Wahlen anzusetzen, bei rund 50 Basispunkten (BP), so ist er danach zunächst bis auf 79 Basispunkte geklettert und hat nun am Freitag 85 Basispunkte erreicht, um bis zum Abend wieder leicht auf 83,3 BP zu sinken. Dies ist der höchste Stand seit zwölf Jahren. Unter Druck gerieten auch französische Aktien. Der Leitindex CAC 40 gab um 0,8% auf 7.469 Punkte nach. Dies ist der niedrigste Stand seit Januar diesen Jahres. Der Index hat damit praktisch den gesamten Anstieg des laufenden Jahres wieder aufgeben müssen. Seit der Ankündigung der Wahlen hat der CAC 40 rund 6% eingebüßt. Belastet werden französische Staatsanleihen und Aktien aktuell dadurch, dass neueste Umfragen der Partei Rassemblement National von Marine Le Pen inzwischen Chancen auf bis zu 37% der Stimmen einräumen.
Demgegenüber zeigte sich der Dax etwas fester. Er kletterte um 0,1% auf 18.234 Zähler. Der Euro Stoxx 50 verzeichnete ein kleines Minus von 0,2% auf 4.891 Punkte.
Schwach zeigten sich am Freitag Airbus mit einem Minus von 2,1% auf 127,86 Euro. Die Aktie leidet nach wie vor unter der jüngsten Gewinnwarnung des
Konzerns. Gesucht waren hingegen Daimler Truck mit einem Plus von 1,9% auf 37,17 Euro.
Teamviewer brachen um 6% auf 10,48 Euro ein. Anleger machen sich Sorgen, welche geschäftlichen Folgen ein Hackerangriff auf den Anbieter von Software zur Fernwartung haben könnte. Der Aktienkurs gab daraufhin auf den niedrigsten Stand seit November 2022 nach. Das Unternehmen sprach von einer „Auffälligkeit“, die in der internen IT-Umgebung entdeckt worden sei. Das Unternehmen führte den Angriff auf die bekannte Hackergruppe „Cozy Bear“ zurück.
Fest waren auch MTU Aero Engines mit einem Aufschlag von 2,4% auf 238,80 Euro. Der Konzernn gründet zusammen mit der französischen Safran ein Gemeinschaftsunternehmen für Triebwerke für militärische Hubschrauber.
Als sehr schwach erwies sich am Devisenmarkt die japanische Währung. Sie ermäßigte sich bis auf 161,27 Yen je Dollar. Zum Mittag legte sie wieder etwas zu und wurde dann zu 160,86 Yen gehandelt. Die japanische Regierung hat ihren Chefdiplomaten für Währungsfragen, Masato Kanda, seines Amtes enthoben und durch Atsushi Mimura ersetzt, einen Spezialisten für Fragen der Finanzmarktregulierung. Damit reagiert die Regierung darauf, dass sich der Yen auf dem niedrigsten Stand seit 38 Jahren befindet. Der Euro war mit 1,0716 Dollar gegenüber Vortag nur minimal um 0,1% fester.
Der Preis der wichtigsten Rohölsorte legte leicht zu. Er befestigte sich um 0,1% auf 88,50 Dollar je Barrel. Bei amerikanischem Leichtöl sank der derzeit besonders liquide Zweimonatskontrakt um 0,4% auf 80,52 Dollar. Am Markt hieß es, die Erwartung einer baldigen Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve nehme zu. Allerdings steige auch die Wahrscheinlichkeit eines regionalen Kriegs im Nahen Osten mit der Intensivierung des israelisch-libanesischen Konflikts deutlich.
In der neuen Handelswoche gilt es für die europäischen Märkte, den Ausgang der französischen Parlamentswahl zu verarbeiten. Weitergehende Spread-Ausweitungen von französischen gegenüber deutschen Staatsanleihen könnten die Europäische Zentralbank auf den Plan rufen, die dann ihr Transmission Protection Instrument (TPI) aktivieren und damit zum Kaufen Anleihen übergehen könnte, um eine einheitliche Transmission der Geldpolitik in der Eurozone zu gewährleisten. Politische Unwägbarkeiten könnten sich aber auch in den USA ergeben und die Märkte beeinflussen.
Dort hat sich Joe Biden im TV-Duell mit seinem Herausforderer Donald Trump als angeschlagen erwiesen hat. Insofern könnte es zu einer Auswechslung des Kandidaten auf demokratischer Seite kommen. Zu Wochenbeginn stehen zudem Inflationsdaten aus Deutschland auf dem Programm, aus den USA kommen in Wochenverlauf die Einkaufsmanagerindizes und das Protokoll der jüngsten Notenbanksitzung.