ICMA-JAHRESKONFERENZ IN DUBLIN - IM INTERVIEW: ELISABETH CORLEY

"Man muss Risiken eingehen"

Vice Chair von Allianz Global Investors über Geldanlage und die Rolle der EZB

"Man muss Risiken eingehen"

– Frau Corley, wie kann man sein Geld im Niedrigzinsumfeld überhaupt noch anlegen?Man muss als Anleger Risiken eingehen – und diversifizieren, vor allem gut diversifizieren. Wenn man kein professioneller Investor ist, muss man sich dabei beraten lassen. Multi-Asset-Anlagen gewinnen an Popularität, bei denen ein Experte die Entscheidung über die Aufteilung der Anlagen auf Aktien, Anleihen und alternative Anlageklassen trifft. Alternative Anlagestrategien, die mittelfristig positive Renditen unabhängig vom Markttrend erzielen, wachsen ebenfalls. Für Anleger, die kurzfristig Volatilität vertragen, sind Dividendenfonds interessant.- Welche Aktien sind besonders gefragt?Wir sehen noch immer sehr viel Nachfrage nach europäischen Aktien, auch bei Kunden in Asien und den USA. Man kann argumentieren, dass die Bewertungen durch das, was wir zuletzt gesehen haben, eine gewisse Normalisierung erfahren haben. Interessant sind Aktien mit nachhaltig hoher Dividendenrendite, Qualitätstitel mit guten Wachstumsperspektiven.- Die Deutschen sparen traditionell stark über Sparkonten. Was sollten sie nun angesichts von Nullzinsen tun?Ganz ohne Risiken geht es nicht. Sie sollten in gute Werte gehen, diversifizieren und mit einem längeren Zeithorizont anlegen. Sie sollten nicht versuchen den Markt perfekt zu timen, sondern einen klaren Zeithorizont haben, nicht ständig auf die Kurse schauen und akzeptieren, dass die Märkte in der Zwischenzeit steigen und fallen.- Sie schreiben privat Kriminalromane. Welche Rolle würde EZB-Präsident Mario Draghi darin zufallen: die des Zinsdiebs oder die des Helden, der die Welt rettet?Nun, ich schreibe nie über reale Personen, so dass er nicht in meinem Buch vorkäme. Sicherlich ist die Geldpolitik von Herrn Draghi in Deutschland umstritten. Es besteht jedoch auch kein Zweifel daran, dass wir ohne Eingriffe der EZB in die Märkte eine viel schlimmere Situation gesehen hätten. Nichts zu tun wäre keine Alternative gewesen.—-Das Interview führte Stefan Schaaf.