Prognose

Marktkorrektur in den Karten

Axa Investment Managers hält eine Marktkorrektur durchaus für möglich, denn die Bereitschaft der Anleger für Gewinnmitnahmen nimmt zu.

Marktkorrektur in den Karten

kjo Frankfurt

Die Kapitalmarktexperten von Axa Investment Managers schließen größere Korrekturen an den Finanzmärkten nicht aus. In Europa habe sich die Wirtschaft später von den massiven Bruttoinlandsprodukteinbußen des vergangenen Jahres erholt als in China und in den USA. Jetzt, nachdem der erste Nachholbedarf gedeckt worden sei, sei Europa stabil, während der Aufschwung wiederum anderswo stark an Tempo verliere. „Es kommen mehrere Negativfaktoren zusammen, die sich gegenseitig verstärken und das Wachstum verringern“, so die Einschätzung von Chris Iggo, CIO Core Investments bei Axa Investment Managers.

Ermutigend sei, dass dies wohl nicht von Dauer sein werde. So scheine die Welle der Delta-Variante in den USA ihren Höhepunkt überschritten zu haben und dürfte nun langsam abflachen. „Die Kaufkraft mag nachgelassen haben, aber die Haushaltskassen in den Industrieländern sind wegen der hohen Ersparnisse aus dem Vorjahr gut gefüllt. Zwar kann es noch dauern, bis die Lieferkettenstörungen behoben sind, aber es gibt klare Anzeichen dafür, dass der Preisanstieg allmählich nachlässt“, sagt Iggo. Und der chinesische Abschwung sei reversibel, sei er doch im Wesentlichen hausgemacht und eine Folge politischer Entscheidungen. Auf zu radikale Maßnahmen werde man mit Rücksichtnahme auf die soziale Stabilität daher verzichten. „Wir glauben demnach, dass Peking zum Jahresende wieder zu einer wachstumsfreundlicheren Politik zurückkehrt“, so der Experte.

Und doch sei die Lage an den Märkten nicht einfach, hatte man doch mit dem vollständigen Ende der Pandemie und einer ruhigen Zeit gerechnet. Auch der Konjunkturoptimismus der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Diskussionen über einen möglichen Inflationsanstieg seien verfrüht. „Der Aufschwung kommt in unserem Basisszenario aber nicht zum Stillstand, auch wenn er gebremst wird, und an der Erwartung einer maßvollen Normalisierung der Geldpolitik hat sich kaum etwas geändert. Es könnte jedoch in den nächsten Wochen und Monaten turbulenter an den Märkten werden“, so Iggo.

Überdurchschnittliche Erträge

Einerseits hätten risikobehaftete Assetklassen – Credits und Aktien – in den vorigen 18 Monaten vor allem von der sehr expansiven Geld- und Fiskalpolitik, der Impfstoffentwicklung und auch von der Normalisierung der Konjunktur profitiert. Zusammen habe dies zu stark überdurchschnittlichen Erträgen geführt. Mit Blick auf die Fundamentaldaten spreche daher wenig für einen ausgeprägten Pessimismus. „Andererseits zählen an den Märkten nicht nur die Fundamentaldaten. Viele Märkte und Assetklassen, vor allem Anleihen, sind mittlerweile recht teuer geworden. Sowohl die Renditen als auch die Credit Spreads sind seit Längerem so niedrig wie nur selten seit der internationalen Finanzkrise, und an den Aktienmärkten sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse weiter gestiegen, obwohl die Gewinnerwartungen zugelegt haben.“ Wer jetzt investieren möchte, stehe vor großen Herausforderungen.

Die anhaltenden Angebotsstörungen, massiv steigende Energiepreise, Probleme am chinesischen Kreditmarkt und weltpolitische Spannungen gefährden laut Iggo den Aufschwung, was Anleger nervös und Investmentbanken pessimistisch stimmt. „Viele der aktuellen Probleme könnten zwar durch Verbesserungen auf der Angebotsseite oder politische Maßnahmen gelöst werden. Allerdings könnte sich durch die wachsende Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen auch leicht eine ausgeprägte Marktkorrektur entwickeln“, sagt er. Dann könnten die US-Staatsanleiherenditen in Richtung von 1% fallen, die Credit Spreads könnten sich ausweiten, und die Aktienkurse würden weiter zurückgehen. Profitieren könnten davon laut Iggo Währungen wie der Schweizer Franken, der japanische Yen oder auch der US-Dollar.