Maue Aussichten für Seismik-Dienste

BoA Merrill Lynch erwartet weiter schwache Nachfrage aus Ölindustrie - Nur TGS zum Kauf empfohlen

Maue Aussichten für Seismik-Dienste

Angesichts makroökonomischer Unsicherheiten und einer ausreichenden Ölversorgung wird die Nachfrage der Ölkonzerne nach seismischen Diensten einer Studie der Bank of America Merrill Lynch zufolge verhalten bleiben. Große Chancen sehen die Analysten für Aktien aus der Branche daher nicht.amb Frankfurt – Die Aussichten für auf seismische Daten spezialisierte Öldienstleister sind nach Ansicht der Bank of America Merrill Lynch (BoA Merrill Lynch) trotz des zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Ölpreises nur durchwachsen. Die US-Bank hat die Perspektiven für die Unternehmen, die Ölexplorations- und -förderfirmen mit Informationen über mögliche Ölvorkommen im Meer und an Land versorgen, in einer Studie untersucht und rät nur bei TGS Nopec Geophysical aus Norwegen zum Einstieg. Den französischen Öl- und Gasdienstleister Compagnie Générale de Géophysique (CGG) setzt sie nur auf “Neutral”, den norwegischen Anbieter mariner Seismik Petroleum Geo-Services (PGS) sogar auf “Underperform”. Kaum AusgabenspielraumNach dem Angriff auf wichtige Ölanlagen in Saudi-Arabien Mitte September war der Ölpreis kurzzeitig kräftig gestiegen – und mit ihm die Aktien von Ölkonzernen und Öldienstleistern. Sowohl Ölpreis als auch Aktienkurse haben mittlerweile aber wieder nachgegeben. Unabhängig davon leidet der Markt für seismische Vermessungen der BoA zufolge derzeit unter einer schwachen Nachfrage, Überkapazitäten und niedrigen Preisen. Das wird sich nach Ansicht der Analysten auch nicht so schnell ändern: “Angesichts der makroökonomischen Unsicherheit und der ausreichenden Ölversorgung rechnen wir damit, dass die Förder- und Produktionsunternehmen (E&P) in der Ölbranche weiterhin auf Kapitaldisziplin setzen, was nur begrenzten Spielraum für ein Wachstum der seismischen Ausgaben lässt”, heißt es in der Studie. Sie prognostizieren für die Anbieter seismischer Dienste für die kommenden Jahre maximal ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Den Analysten zufolge zeichnet sich der Markt für seismische Dienste ohnehin durch eine besonders hohe Volatilität aus, höher auch als bei anderen Öldienstleistern. Die Unternehmen hingen voll und ganz an den Ölkonzernen, die die Nachfrage nach diesen Dienstleistungen besonders schnell hoch- und zurückfahren könnten. Laut Studie liegen die Umsätze der Großen in der Branche derzeit 45 % unter dem Niveau des Spitzenjahres 2013.BoA macht nur wenige Lichtblicke in dem Bereich aus: Gut liefen etwa das Geschäft in Brasilien, das US- Onshore-Geschäft sowie die Bereiche Marineausrüstung und die sogenannten Ocean Bottom Nodes, auf dem Meeresboden installierte Messgeräte. Hier sehen die Experten Chancen für TGS und CGG. PGS leide hingegen unter dem schwächelnden Explorationsgeschäft und der rückläufigen Nachfrage nach Daten von Messschiffen in bestehenden Förderfeldern wie dem Golf von Mexiko und der Nordsee.Für die Zukunft am besten gerüstet seien Unternehmen, die auf “Asset-Light” setzen, also etwa keine eigenen Messschiffe haben. Die Bank geht zudem davon aus, dass sich der Anteil der Multi-Client-Projekte, der zuletzt stark gestiegen war, stabilisieren wird. Im Multi-Client-Geschäft stellen die Öldienstleister Daten für unterschiedliche Ölkonzerne bereit, nicht nur für einen Auftraggeber. Außerdem werde der Anteil des “Brownfield”-Geschäfts höher werden, also der Messungen auf bestehenden Förderfeldern. Des Weiteren werde der Anteil der konventionellen Messungen über Messschiffe zurückgehen. Die Ocean Bottom Nodes halten die Experten für eine interessante Nische, sie seien wegen der hohen Kosten aber kein “Game Changer.”Am Markt werde für die drei untersuchten Unternehmen mit einem Ebitda-Wachstum von 8 % bis 15 % im Jahr bis 2021gerechnet. Die Analysten erwarten keine schnelle Erholung am Markt und schauen eher auf die individuellen Gewinntreiber. Für CGG machen sie am meisten Aufwärtspotenzial für die Gewinnschätzungen aus, für TGS etwas weniger. Für PGS erwarten sie hingegen deutliche Korrekturen der Gewinnprognosen.Favorit und einzige Empfehlung ist der norwegische Öldienstleister TGS (“Buy”), der geophysikalische Daten, Software und Dienstleistungen für die Ölbranche anbietet. Das Kursziel setzen die Experten bei 310 nkr an, deutlich über dem aktuellen Kurs von 227 nkr. TGS punkte mit seinem Asset-Light-Geschäftsmodell ohne eigene Schiffe und der Konzen-tration auf das Multi-Client-Geschäft, das gut in die aktuellen unsicheren Zeiten in der Branche passe. Außerdem überzeuge das Unternehmen mit dem richtigen regionalen Exposure, mit Synergien aus dem gerade abgeschlossenen Zukauf des Unternehmens Spectrum, einer Free- Cash-flow-Rendite von 8 % bis 10 % 2020/2021 sowie einer Dividendenrendite von über 10 % ab 2020. CGG NeutralDen französischen Spezialisten für seismische Vermessungen CGG stuft die US-Bank in einer Wiederaufnahme der Beurteilung nur auf “Neutral”. Als Kursziel für die Aktie, die sich in diesem Jahr deutlich verteuert hat, nennt sie 2,50 Euro (aktuell 1,93 Euro). Die Analysten zeigen sich überzeugt von der Turnaround-Story des Unternehmens, dessen Schulden 2018 umstrukturiert werden mussten. Sie begrüßen das Ziel, sich eher auf Dienstleistungen und das Datengeschäft zu konzentrieren und die “teuren” Schulden zu refinanzieren. CGG sei gut positioniert, um sich überdurchschnittlich zu entwickeln. Allerdings sei das schon eingepreist, zudem werde die Nettoverschuldung vor 2021 nicht deutlich zurückgehen. Zu viele MessschiffeDas norwegische Unternehmen PGS wird hingegen nur mit “Underperform” eingestuft. Das Kursziel für das Unternehmen von 9 nkr liegt unterhalb der aktuellen Notierung von 12,68 nkr. Zum Vergleich: Im Sommer letzten Jahres kostete die Aktie noch über 40 nkr. Hier sind die Unsicherheiten den Analysten zufolge noch zu hoch. PGS agiere vor allem im von Überkapazitäten geprägten Markt für Messschiffe. Sie verweisen zudem auf die hohe Verschuldung und die wahrscheinlich steigenden Refinanzierungskosten.Abgesehen davon empfiehlt BoA auch Öldienstleister, die in anderen Geschäftsfeldern tätig sind, konkret den norwegischen Anlagenbauer Aker Solutions, den italienischen Stahlkocher und Pipeline-Bauer Tenaris, den französischen Stahlkonzern Vallourec und den schottischen Ingenieurdienstleister Wood plc. Auf “Underperform” stufen die Analysten hingegen den britischen Zulieferer Hunting, den Hersteller von schwimmenden Öl- und Gasförderplattformen SBM Offshore aus den Niederlanden, das britische Ingenieurs- und Bauunternehmen Subsea7 und den britischen Ölfelddienstleister und Anlagenbauer TechnipFMC. “Neutral” lautet das Votum für den Anlagenbauer Saipem aus Italien.