Mit KI-Aktien zurück zu Japans Wachstumsstory
Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt (294)
Mit KI-Aktien zurück zu Japans Erfolgsstory
Growth is back in Japan. Das weltweit steigende Interesse an künstlicher Intelligenz (KI) macht Hoffnung für Qualitätswachstumsaktien – insbesondere in Japan. KI hält weltweit Einzug in immer mehr Lebensbereiche – sei es in Form von Chatbots, autonomem Fahren oder Datenanalyse. Das hat nicht nur positive Auswirkungen für Unternehmen, die KI in ihren Produkten und Dienstleistungen einsetzen, sondern auch für Produzenten von Infrastruktur und Komponenten.
Der KI-Trend führt zu einer starken Nachfrage nach leistungsfähigen Chips, von der die gesamte Halbleiterindustrie profitiert. Das Beratungsunternehmen Gartner etwa prognostiziert für die kommenden Jahre einen Umsatz von bis zu 112 Mrd. Euro. Für Japans Unternehmen ist diese Entwicklung ein Segen. Viele Firmen sind Anbieter von Schlüsseltechnologien rund um die Produktion von Halbleitern, die in den kommenden Jahren unerlässlich sein werden.
Hoya beispielsweise stellt wichtige Fotomasken für Halbleiter her, während Ibiden Substratschichtmaterial und Verpackungen liefert. Dank ihrer hervorragenden Positionierung konnten die Firmen auch der kurzfristigen zyklischen Korrektur in der Halbleiterindustrie trotzen: Lasertec, die Testsysteme für die Fertigung produziert, vermeldete kürzlich eine Zunahme des Umsatzes um knapp 70% und einen Anstieg der Erträge um 85%. Nachdem überschüssige Lagerbestände in der ersten Jahreshälfte abgebaut wurden, ist für den gesamten Halbleitermarkt zudem wieder ein deutliches Anziehen der Nachfrage zu erwarten.
Entsprechend haben sich die Kurse japanischer Aktien, die von dem Trend zu mehr KI profitieren, äußerst positiv entwickelt. Der MSCI Growth Japan konnte 2023 per Ende Juli ein Wachstum von 25,6% aufweisen – der größte Teil dieses Zuwachses wurde dabei von nur 7% der Unternehmen getrieben, die überwiegend als KI-Aktien angesehen werden. Der Run auf KI-Aktien könnte daher auch eine breitere Rückkehr zu Wachstumsthemen einläuten. Und diese dürfte zwei weitere Trends beflügeln, die sich derzeit in Japan beobachten lassen.
Zum einen befindet sich Japan immer noch in einer Phase der Normalisierung. Das Land hat erst Ende April die strengen Anti-Corona-Maßnahmen aufgehoben. Die Wiederöffnung der Wirtschaft beflügelt den privaten Konsum und lässt Ausgaben für Tourismus und Dienstleistungen steigen. So hat die größte Discounterkette des Landes, Don Quijote, im Juni einen Umsatzanstieg von 7,4% verzeichnen können. Auch der Betreiber des Tokyo Disneyland, Oriental Land Disneyland, hat für das dritte Quartal ein operatives Ergebnis von über 38 Mrd. Yen gemeldet – ein Rekordgewinn. Nicht zuletzt zieht auch das internationale Touristenaufkommen an: Schon im Mai 2023 reisten laut der Tourismusorganisation JNTO fast 1,9 Millionen Menschen nach Japan.
Zudem zieht die Medizintechnikbranche großen Nutzen aus der Rückkehr des Wachstums. Die während der Pandemie am Rande der Belastungsgrenze operierenden Krankenhäuser finden zurück zur Normalität. Für die Hersteller von Medizintechnik wie Asahi Intecc oder Sysmex ist dies eine gute Nachricht. Bedeutet ein regulärer Krankenhausbetrieb doch, dass der Absatz ihrer Produkte für Herz-Kreislauf-Verfahren oder Laboranalysegeräte wieder anzieht und ihre natürlichen Wachstumsraten zurückkehren sollten.
Schließlich verfügt Japan über gute makroökonomische Voraussetzungen, die eine Rückkehr von Growth-Aktien begünstigen: Für 2023 dürfte das Land mit 1,8% das stärkste Wirtschaftswachstum aller G7-Länder verzeichnen. Auch aus Investorensicht ist die Situation japanischer Unternehmen äußerst attraktiv. Vor allem die Bewertungen der Unternehmen halten viel Aufholpotenzial bereit. Zum Teil sind japanische Aktien bis zu 50% günstiger bewertet als ihre US-amerikanischen Pendants. Die tiefgreifenden Reformen im Unternehmenssektor erhöhen die Attraktivität der Aktien auch für japanische Investoren, die langsam an den heimischen Markt zurückkehren. Wenn zusätzlich das Gewinnwachstum der Unternehmen und die Aktienkurse weiter steigen, kommen internationale Investoren kaum noch um ein Engagement in japanische Qualitätswachstumsaktien herum.