GASTBEITRAG

Mit Themenfonds von gesellschaftlichen Megatrends profitieren

Börsen-Zeitung, 15.11.2019 Fast jeder Mensch würde wohl gern einmal in die sprichwörtliche Glaskugel schauen, die einen Blick in die Zukunft erlaubt. Dabei ist gar keine Glaskugel nötig, um zu erkennen, wie die Welt in zehn, 20 oder gar 50 Jahren...

Mit Themenfonds von gesellschaftlichen Megatrends profitieren

Fast jeder Mensch würde wohl gern einmal in die sprichwörtliche Glaskugel schauen, die einen Blick in die Zukunft erlaubt. Dabei ist gar keine Glaskugel nötig, um zu erkennen, wie die Welt in zehn, 20 oder gar 50 Jahren wahrscheinlich aussehen wird. Stattdessen genügt es, die großen ökonomischen, sozialen, technologischen und demografischen Veränderungen, die unseren Alltag betreffen, aufmerksam zu beobachten und daraus Rückschlüsse zu ziehen. Diese gesellschaftlichen Entwicklungen werden als Megatrends bezeichnet. Dazu gehören technologische Durchbrüche, neue ökonomische Machtverhältnisse, der Klimawandel und die rasche Verstädterung. Es ist zu erwarten, dass sie im Laufe der kommenden Jahrzehnte immer wichtiger werden. Anpassung erforderlichDas Veränderungspotenzial von Megatrends zu erkennen, ist auch für langfristig erfolgreiche Anlageentscheidungen entscheidend. Frühere Investment-Ansätze spezialisierten sich auf Länder, Regionen, Branchen, Anlagestile oder Marktkapitalisierungen. Gesellschaftliche Megatrends führen jedoch dazu, dass sich physische und “unsichtbare” Anlagegrenzen auflösen. Vor diesem Hintergrund muss sich das Portfoliomanagement anpassen, um entsprechende Chancen zu nutzen.Anlegern bieten sich im Zusammenhang mit Megatrends interessante Möglichkeiten, um die positive Schubkraft der entsprechenden Veränderungen in Portfolios zu nutzen. Dabei sprechen wir nicht nur von den nächsten Quartalen, sondern eher vom nächsten Vierteljahrhundert, also von einem sehr langfristigen Potenzial. Investments in Megatrends sind für alle Anleger interessant, die dieses Potenzial nutzen und damit Mehrwert erzielen möchten.Unserer Ansicht nach sind vor allem fünf Megatrends interessant. Erstens der technologische Durchbruch. Der rasche technologische Fortschritt insbesondere bei künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen steht im Zentrum aller Megatrends. Laut Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums in Davos, befinden wir uns mitten in einer vierten industriellen Revolution, die als die digitale Revolution in die Geschichtsbücher eingehen wird. Hinzu kommen Demografie und sozialer Wandel. Veränderungen der globalen Bevölkerung wie die steigende Geburtenzahl und die Verbesserung des Bildungsniveaus bringen Herausforderungen und Chancen für Staat und Wirtschaft mit sich. Diese Veränderungen werden sich zwar in den einzelnen Weltregionen unterscheiden, aber weitreichende Auswirkungen auf die lokalen und globalen Märkte und Gesellschaften haben.Als dritten Megatrend sehen wir die Verlagerung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse. In weniger als einer Generation haben sich Schwellen- und Entwicklungsmärkte stark gewandelt: Waren sie früher vor allem Produzenten von Gütern und Handelsplätze für die Industrieländer, sind sie heute selbst wichtige Absatzmärkte für Konsumgüter und Dienstleistungen. Mittlerweile tragen Emerging Markets fast 80 % zum globalen Wirtschaftswachstum und 85 % zum Wachstum des weltweiten Konsums bei. Enorme Chancen Der vierte große Trend sind Klimawandel und Ressourcenknappheit. CO2-Emissionen zu begrenzen, erfordert erhebliche Investitionen in umweltfreundliche Infrastruktur und eine Reduzierung der Subventionen für fossile Brennstoffe. Dies kann enorme Investmentchancen schaffen, und zwar sowohl in Bereichen, die Kapital anziehen, als auch in Branchen mit disruptivem Potenzial. Der fünfte Megatrend, den wir identifiziert haben, ist die Urbanisierung. Es scheint fast paradox: Obwohl wir heute besser vernetzt sind und die Welt immer kleiner wird, konzentrieren sich unsere Bevölkerungen zunehmend auf Städte und große Ballungszentren. Dies wird den technologischen Fortschritt weiter vorantreiben und sich auf den Klimawandel auswirken, der seinerseits andere Megatrends beeinflusst. Bessere Risiko-Rendite-ProfileUnsere Analysen bestätigen, dass Investitionen in die genannten Megatrends dazu beitragen, die Risiko-Rendite-Profile von Portfolios zu verbessern. Um dies zu zeigen, haben wir an hypothetischen konservativen, ausgewogenen und renditeorientierten Portfolios simuliert, wie diese sich in den vergangenen Jahren entwickelt hätten, wenn Anleger eine Komponente von 10 % oder 20 % thematischer Investments beigemischt hätten. Das Ergebnis: Bei weitgehend unverändertem Risiko – gemessen an der Volatilität – ergeben sich durchweg höhere durchschnittliche jährliche Renditen (Quelle: BlackRock, Morningstar. Betrachtungszeitraum: 21. Juni 2011 bis 31. Oktober 2018). Was die Korrelation zu anderen Investments angeht, zeigen unsere Rückrechnungen: Die Korrelation der iShares-Themen-ETFs gegenüber den meisten großen Aktienindizes liegt bei unter 90 % (Quelle: BlackRock; Zeitraum 3. November 2014 bis 31. Dezember 2017 mit monatlicher Frequenz; auf Pfund-Basis). Dies unterstreicht den Mehrwert, den die Fonds als Bausteine im Portfolio liefern können.Anleger, die sich für Themenfonds interessieren, sollten mit einer Analyse ihrer Ausgangsportfolios beginnen. Im nächsten Schritt gilt es zu schauen, wie Themenfonds dazu beitragen können, die gewünschten Anlageziele noch besser zu erreichen. Grundsätzlich eignen sich thematische Investments vor allem, um Portfolios im Rahmen der Satellitenquote breiter aufzustellen und damit Chancen umfassender zu nutzen. Wie hoch das genaue Gewicht idealerweise sein sollte, hängt unter anderem vom Risikoprofil des Anlegers, seinen Investment-Zielen, dem Anlagehorizont und den weiteren Bausteinen im Portfolio ab. Small Caps im FokusInternationale Blue Chips mit diversifizierten Geschäftsmodellen erwirtschaften in der Regel nur einen kleinen Teil ihrer Erträge im Zusammenhang mit Megatrends. Daher gehören sie nicht unbedingt in ein Trend-Portfolio. Kleine und mittelgroße Unternehmen bieten in der Regel mehr Wachstumspotenzial, daher die tendenziell höhere Gewichtung von Small Caps. Diese können volatiler sein als Large Caps. Allerdings bieten sich Themenfonds ohnehin vor allem als Beimischung an. Daher sollte sich die Volatilität dieser Investments nicht allzu sehr auf das Gesamtportfolio auswirken.Zugang zu Anlagechancen im Zusammenhang mit Megatrends bieten sowohl ETFs (börsennotierte Indexfonds) als auch aktiv gemanagte Strategien. Für Letztere sprechen ein breites Anlageuniversum, aktuell unklare Erfolgsaussichten einzelner Unternehmen, eine starke Divergenz zwischen möglichen Gewinnern oder Verlierern sowie gute Chancen auf Börsengänge. Treffen diese Voraussetzungen nicht zu, kann ein ETF die bessere Wahl darstellen. David Wenicker, Head of iShares Wealth and Retail Sales Germany, BlackRock