Mittelstandsanleihen bergen hohe Refinanzierungsrisiken

Zinsdeckung bei jedem dritten Emittenten kritisch

Mittelstandsanleihen bergen hohe Refinanzierungsrisiken

kjo Frankfurt – Das Ratingunternehmen Scope sieht bei einem Drittel der Emittenten von börsengelisteten Mittelstandsanleihen hohe Refinanzierungsrisiken. Ursächlich seien die zum Teil sehr schwachen Finanzkennzahlen der Unternehmen. Bereits in den kommenden drei Jahren müssen Mittelstandsanleihen im Volumen von mehr als 2 Mrd. Euro refinanziert werden. Für die Mehrheit der Emittenten erwarten die Experten von Scope eine erfolgreiche Refinanzierung entweder mittels neuer Anleihen oder über Bankfinanzierungen. Einige Unternehmen würden jedoch sehr schwache Finanzkennzahlen aufweisen wie zum Beispiel Liquiditäts-, Verschuldungs- und vor allem Zinsdeckungsgrade. Der Zinsdeckungsgrad zeigt an, inwieweit die Profitabilität des Unternehmens ausreicht, um die gesamten Fremdkapitalkosten zu bedienen. Ein Deckungsgrad von 1 bedeutet, dass das operative Ergebnis exakt den Zinsaufwendungen entspricht.Bei einem Drittel der Emittenten von Mittelstandsanleihen liege der Zinsdeckungsgrad auf der Basis der Bilanzdaten für 2012 unter 1,2 – zum Teil sogar niedriger als 1,0. Für diese Emittenten sehen die Experten ein deutlich erhöhtes Refinanzierungsrisiko für den Fall, dass sich die Profitabilität nicht spürbar verbessern sollte. Die höchste Dichte an Unternehmen mit kritischen Finanzkennzahlen sieht Scope in den Branchen erneuerbare Energien, Bekleidung, Immobilien und Automobilzulieferer. Im Kurs enthaltenDie hohen Refinanzierungsrisiken der Mittelstandsanleihen seien zum Teil bereits in den Kursen enthalten. Die Ratingexperten von Scope haben die Kurse von 150 Mittelstandsanleihen Anfang Januar betrachtet. Im Ergebnis halten sie fest, dass 18 % der Anleihen zum Betrachtungszeitpunkt unter 65 % notierten. Von Scope werden diese Papiere als “Distressed” kategorisiert. Bei 8 % der Anleihen bewegte sich der Kurs im “Stressed”-Bereich zwischen 65 % und 85 %.