Morgan Stanley bevorzugt US-Aktien
sts Frankfurt – Trotz der Erwartung einer deutlichen Wachstumsabschwächung in den Vereinigten Staaten empfiehlt Morgan Stanley ihren Kunden Anlagen in US-Aktien. Dies ist bei Investitionen in Dividendenpapieren derzeit die beliebteste Region der US-Bank, noch vor den Schwellenländern und Japan. Europäische Aktien sind das Schlusslicht in der Anlageempfehlung der Bank.”Im vierten Quartal wird sich das Wachstum in den USA merklich abschwächen”, prognostizierte Hans Redeker, der bei dem Institut die globale Währungsanalyse leitet, am Mittwoch während einer Konferenz der Bank in Frankfurt. Dennoch existierten derzeit vier Argumente für Aktien aus Amerika, wie der leitende US-Aktienstratege Adam Parker betont. Die vier Argumente seien: besseres Risiko-Ertrags-Profil, hohe Liquidität der Aktien, Fundamentaldaten (zu niedrige Konsens-Gewinnerwartungen) und die Positionierung von Anlegern.”Die Bewertungen liegen derzeit zwar oberhalb des historischen Durchschnitts”, gab Parker zu bedenken. Mit anderen Worten: US-Aktien sind derzeit ziemlich teuer, aber man könne die derzeitige Situation schließlich nicht mit der Vergangenheit konfrontieren, schon allein weil die Anleiherenditen so extrem niedrig sind. “Viele Anleger werden regelrecht in den US-Aktienmarkt gezwungen”, betont der Stratege und verweist auf eine Dividendenrendite von rund 2 % und einen Ertrag aus Aktienrückkäufen etwa in gleichem Umfang. Außerdem seien die Erwartungen für die Unternehmensgewinne für den Rest des Jahres ungewöhnlich gering.Wenn alles gut gehe, also das positive Szenario von Morgan Stanley eintrete, könnte der US-Aktienleitindex S & P 500 im kommenden Jahr auf 2 500 Stellen steigen. Das wäre ein Zugewinn von rund 13 % vom aktuellen Niveau. Von der Bank bevorzugte Sektoren sind Versorger, Gesundheit und Biotechnologie.Für Anleger aus der Eurozone dürfte der Ertrag jedoch deutlich geringer ausfallen, wenn die Prognosen von Morgan Stanley für den Währungsmarkt zutreffen. “Der Dollar fällt im Weihnachtsquartal”, lautet die Erwartung von Devisenchef Redeker. Es könne zu einem Anstieg des Euro kommen, “den niemand will”. Denn dieser wäre nicht einer fundamentalen Verbesserung geschuldet als vielmehr “ein deflationärer Anstieg wie in Japan”. Allerdings, so Redeker, werde die Dollar-Schwäche nicht von Dauer sein. “In Asien bestehen große Überkapazitäten, was die Inflationsrate dort drücken wird.” Der Inflationsvorsprung der USA werde dann auch dem Dollar wieder auf die Beine helfen. Keine höheren Zinsen in SichtDie Skepsis von Morgan Stanley für europäische Aktien rührt vor allem vom Brexit-Schock her. Der britische EU-Austritt werde 2017 zu einer “erheblichen wirtschaftlichen Schwäche führen”, warnte Graham Secker, Leiter der Aktienstrategie für Europa und Großbritannien. “Es bestehen deshalb Besorgnisse trotz einer Dividendenrendite europäischer Aktien von 3 bis 3,5 %.” Obwohl die jüngsten Einkaufsmanagerindizes auf Expansion deuteten, sehe er “keine Anzeichen für eine Verbesserung des Wachstums”. Ermutigend sei aber, dass die Unternehmensgewinne positiv überraschten.Wenig Hoffnungen können sich Anleger auf höhere Zinsen machen. Selbst wenn die EZB sämtliche quantitativen Lockerungsmaßnahmen fallen ließe, würde die zehnjährige Bundrendite nur auf 0,8 bis 1 % steigen, rechnete Anton Heese vor, der bei der Bank die europäische Zinsstrategie leitet.