Morgan Stanley fürchtet falschen Optimismus
xaw Frankfurt – Die Investmentbank Morgan Stanley senkt ihre Schätzungen für das Profitwachstum der europäischen Unternehmen. Im Jahr 2020 werden die Gewinne pro Aktie der im MSCI Europe vertretenen Gesellschaften laut den Analysten des Finanzinstituts im Vergleich zum Vorjahr um 45 % einbrechen. Dies wäre der stärkste jemals erfasste Rückgang innerhalb eines Kalenderjahres und einer der stärksten Einbrüche innerhalb von zwölf Monaten. Hintergrund der pessimistischen Schätzungen ist, dass die Ökonomen von Morgan Stanley ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone erneut gestutzt haben.Allerdings hat der Großteil der Investoren die Hoffnung auf die Unternehmenszahlen für das laufende Jahr laut Morgan Stanley höchstwahrscheinlich ohnehin schon aufgegeben. Wichtiger sei nun aus Sicht der Marktteilnehmer, inwieweit sich die Gewinne pro Aktie im kommenden Jahr erholen können.Laut Konsensschätzungen wäre 2021 mit einem Anstieg um 21 % zu rechnen – allerdings geht der breite Markt für 2020 auch nur von einem Einbruch der Gewinne pro Aktie um 20 % aus. Für Morgan Stanley wäre die Erwartung, dass die Unternehmen ihre Verluste 2021 hereinspielen können, deutlich zu optimistisch.Die Analysten rechnen für 2021 im Zuge der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung mit einem scharfen Anstieg der Gewinne der europäischen Unternehmen pro Aktie um 40 %. Damit würden diese aber immer noch 23 % unter ihren Hochs von 2019 liegen. Selbst ein weiterer Anstieg um 20 % im Jahr 2022 könne die Verluste infolge der Coronakrise demnach noch nicht ausgleichen – und dabei seien Kapitalerhöhungen nicht einmal einberechnet. Erholung bei Hotels dauert anZudem setze der Konsens voraus, dass die Gewinne pro Aktie in 17 von 24 Sektoren im Dezember 2021 wieder die alten Hochs erreicht haben werden. Gerade in der Hotellerie werde die Erholung aber noch viel Zeit in Anspruch nehmen – so dürften die Umsätze der Hotels pro verfügbarem Zimmer laut Morgan Stanley erst nach sechs Jahren auf alte Niveaus zurückfinden. Nach den Preisstürzen beim Öl erwarten die Analysten im Energiesektor bis Jahresende einen Einbruch der Gewinne pro Aktie um fast 90 %. Zugleich steige der Druck auf die Banken, die Branche werde ihre Verluste wohl auch in den kommenden beiden Jahren nicht ausgleichen.Angesichts der scharfen Marktbewegungen 2020 wird sich laut den Analysten auch die Gewichtung der Profite verschieben. Aktuell generierten die Unternehmen des Value-Segments 63 % der europäischen Gewinne pro Aktie und die des Growth-Segments 37 %. In Zukunft werde sich das Verhältnis deutlich ausgeglichener entwickeln.