CHINA

MSCI als Launebringer

Chinas Aktienbörsen haben einen wochenlangen Dornröschenschlaf mit geringer Volatilität, träger Seitwärtstendenz und matten Handelsvolumina hinter sich. Am letzten Maitag sind sie unvermittelt wachgeküsst worden. Goldman Sachs veranschlagt die...

MSCI als Launebringer

Chinas Aktienbörsen haben einen wochenlangen Dornröschenschlaf mit geringer Volatilität, träger Seitwärtstendenz und matten Handelsvolumina hinter sich. Am letzten Maitag sind sie unvermittelt wachgeküsst worden. Goldman Sachs veranschlagt die Chancen für eine baldige Aufnahme der Festlandaktien in globale Benchmark-Indizes des führenden Anbieters MSCI von bislang fifty-fifty auf nunmehr 70 zu 30. Diese Einschätzung zündet einen Hoffnungsfunken. Leitindizes wie der Shanghai Composite und CSI 300 sprangen um gut 3 % an, die kräftigste Tagesbewegung seit Februar.Chinas Aktienanleger sind zuletzt weder an der Konjunkturnachrichtenfront noch beim laufenden Gesäusel über Reformen bei Staatsunternehmen auf irgendetwas gestoßen, das spekulative Impulse wecken oder eine Rally anstoßen könnte. Nun gibt es mit Blick auf die im Juni anstehende Entscheidung von MSCI, chinesische Festlandaktien in ihre Indizes aufzunehmen, ein neues Anlegerthema, nämlich frische Blutzufuhr für den Markt via ausländische Fondsgelder.Chinas Aktienmarkt stand bei den routinemäßigen Anpassungen der MSCI-Indexfamilie schon öfters auf der Liste. Nach Konsultationen von MSCI mit ihrer Assetmanager-Klientel wurde der Schritt wegen ungenügender Kapitalmarktreife sowie regulatorischer und kapitalverkehrstechnischer Hindernisse dann aber jeweils wieder vertagt.In diesem Jahr sind Chinas Finanzregulatoren einige Schmerzpunkte angegangen. Dabei wurde die grenzüberschreitende Beweglichkeit von Investmentgeldern erhöht, eine rechtliche Anerkennung von indirektem Aktienbesitz gewährt und stringentere Regeln im Umgang mit dem Reizthema Handelsaussetzungen versprochen.Ob dies schon ausreicht, um das im Jahr 2015 von wahnwitzigen Haussen, Monstercrashs und staatlichen Stützungsorgien geprägte Börsengeschehen für ausländische Investoren transparenter und appetitlicher zu machen, ist fraglich. Derzeit etwa sind noch immer über 300 chinesische Werte im Zusammenhang mit den Auffangmaßnahmen vom vergangenen Sommer vom Handel ausgesetzt.Auch sah man ausgerechnet am gestrigen Jubeltag einen mysteriösen Aussetzer im Futures-Handel, als Aktienindexkontrakte auf den haussierenden CSI 300 urplötzlich um 10 % abstürzten, um sich binnen einer Minute sofort wieder aufzurappeln. Chinas Börsen bleiben ein heißes Pflaster, dem zahlreiche MSCI-Kunden gerne noch ein wenig länger fernbleiben würden.