DEVISENWOCHE

Nach dem Befreiungsschlag

Von Georg Blaha, Frankfurt Börsen-Zeitung, 18.9.2012 Für Euro/Dollar sieht es nach einem Befreiungsschlag aus: Die bleischwere Last eines drohenden Zusammenbruchs des Währungsraums ist der europäischen Gemeinschaftswährung vorerst von den Schultern...

Nach dem Befreiungsschlag

Von Georg Blaha, FrankfurtFür Euro/Dollar sieht es nach einem Befreiungsschlag aus: Die bleischwere Last eines drohenden Zusammenbruchs des Währungsraums ist der europäischen Gemeinschaftswährung vorerst von den Schultern genommen worden. Das angekündigte Bondkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) trug dazu ebenso bei wie das Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichts, das dem Rettungsmechanismus ESM unter moderaten Auflagen grünes Licht gab. Ebenso viel Auftrieb für die Gemeinschaftswährung kam von der Ankündigung der US-Notenbank Fed, die dritte Runde ihrer geldpolitischen Lockerung (Quantitative Easing 3, QE 3) durchzuführen.Die Kursbewegung der Einheitswährung in der vergangenen Woche kann sich sehen lassen: Von 1,28 am vergangenen Montag ging es in schnellen Schritten bis auf ein Viermonatshoch von 1,3168 Dollar. In vier Wochen hat der Euro zur US-Währung 6,2 % gewonnen. Zum Yen sind es 5,3 % und zum britischen Pfund 2,9 %. Auch der Handelsbeginn am gestrigen Montag war freundlich: Der Euro hielt sich bei leichten Kursgewinnen über der Marke von 1,31 Dollar. Charttechnisch sind Widerstandsmarken bei 1,3149 und 1,3254 Dollar. Nach unten liegt die nächste Unterstützung bei 1,2750 Dollar. “Draghi oder Bernanke?”Wie geht es nun weiter? Dazu muss zunächst einmal ermittelt werden, wie die jüngsten Kursgewinne zustande kamen. Die Analysten der Commerzbank formulieren die Frage schlicht, aber exakt: “Draghi oder Bernanke?” Das Institut kommt zu dem Schluss, dass es eher das vom Fed-Chef Ben Bernanke angekündigte QE 3 war, das den Euro auf seine aktuellen Hochs katapultiert hat. Dazu führen die Experten u. a. die jüngsten Daten der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) an, die Aufschluss über die Positionierung spekulativer Devisenmarktteilnehmer wie Hedgefonds geben. Demnach sei der Anteil der Short-Positionen zwar zurückgegangen, allerdings nicht besonders deutlich. Die Quote der “Euro-Bären” betrage weiterhin rund 76 %. “Nicht gerade ein Anzeichen einer grundsätzlichen Wende in der Einstellung des Marktes zu Europas Währung”, stellen die Analysten fest. Die Effekte von QE 3 seien allerdings schwierig abzuschätzen, da es keine geeigneten Vergleiche gebe. Die Unterschiede zum Vorgängerprogramm QE 2 vom Herbst 2010 seien groß. Bei QE 3 machten insbesondere das Fehlen einer Obergrenze der Assetkäufe und die deutlichen Hinweise auf eine baldige Ausdehnung des Programms die Folgenabschätzung für die Dollar-Wechselkurse schwierig.Bei der Unicredit geht man davon aus, dass Euro/Dollar sich vorerst auf dem erreichten Niveau halten wird. Ein weiterer Anstieg in Richtung 1,35 sei jedoch eher unwahrscheinlich. In den kommenden Wochen stünden eine Reihe von Ereignissen in der Eurozone an, die die Marktteilnehmer dazu verleiten könnten, wieder eine vorsichtigere Haltung bei Euro/Dollar einzunehmen. Unter anderem seien dies der Bericht der Troika aus EZB, EU und Internationalem Währungsfonds zum Reformfortschritt in Griechenland Anfang Oktober sowie ein EU-Gipfel am 18. und 19. Oktober. Beim Euro sei man mittel- und langfristig nun zwar optimistischer eingestellt, Rückschläge in Richtung 1,26 oder 1,25 Dollar seien aber in den kommenden Wochen nicht auszuschließen, heißt es in einem Kommentar des Instituts.In der laufenden Woche richtet sich der Fokus der Teilnehmer weg von den Notenbanken hin zu den Konjunktur- und Wachstumsperspektiven. Heute steht der Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für die Konjunkturerwartungen von Finanzmarktteilnehmern im September an. Die Analysten der Postbank gehen davon aus, dass sich die Stimmung unter den befragten Analysten nach vier Rückgängen wieder verbessert hat. Das Institut rechnet so wie der Marktkonsens mit einem Wert von – 20 nach – 25,5 im Vormonat. Am Mittwoch folgen dann die Einkaufsmanagerindizes für Europa und Deutschland im Monat September. Für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland wird am Markt mit einem leichten Anstieg auf 45,3 von 44,7 Punkten gerechnet. Beim Index für das produzierende Gewerbe in der EU geht der Konsens von 45,4 nach 45,1 aus.Mit der Bank of Japan (BoJ) tagt am Mittwoch die letzte der drei großen Zentralbanken. Interessanterweise führte die Ankündigung von QE 3 beim Yen bislang zu keiner neuen Aufwertung zum Dollar. Der als sicherer Hafen geltende Yen schwächte sich mit abnehmender Risikoscheu ab. Angesichts der schwächelnden japanischen Wirtschaft gehen die Analysten von FXCM davon aus, dass die BoJ so wie zuletzt im Februar eine Ausweitung ihres Anleihe- und Assetkaufprogramms verkünden wird.