Neue Chancen für Immobilienaktien

Warburg: Anerkennung als eigener Sektor durch Indexanbieter weckt zusätzliches Investoreninteresse

Neue Chancen für Immobilienaktien

Indexanbieter sehen Immobilienaktien nun als einen eigenen Sektor an und nicht mehr als einen Teil des Finanzsektors. Das könnte die Attraktivität dieser Aktien insbesondere für institutionelle Investoren erhöhen.ku Frankfurt – Die Analysten von Warburg Research sind der Überzeugung, dass die börsennotierten deutschen Immobilienwerte von einer Entscheidung der beiden Indexanbieter S & P Dow Jones Indices und MSCI profitieren werden. Die beiden Indexbetreiber haben ihre Global Industry Classification Standards (GICS) dahingehend geändert, dass Immobilienwerte ab 31. August einen eigenen Sektor bilden. Damit wird erstmals seit 1999 ein zusätzlicher Sektor in der Klassifizierung von Aktien eingeführt. Bislang hat es lediglich zehn Sektoren gegeben, nun kommt ein elfter hinzu. Bislang waren die Immobilienwerte dem Finanzsektor zugeordnet worden.Die Experten von Warburg Research gehen davon aus, dass die Nachfrage nach spezialisierten Investmentprodukten auf Immobilienwerte nun zunehmen wird. So werde das Volumen von Exchange Traded Funds (ETF) auf Immobilienwerte in besonderer Weise von der Veränderung der GICS-Struktur profitieren. Diese ETF böten institutionellen Investoren zusätzliche Möglichkeiten, ihre Portfolien und Investmentstrategien zu diversifizieren. Davon sei auszugehen, weil der Aufbau eines eigenen, diversifizierten Korbes von Einzelaktien des Sektors auch für institutionelle Investoren deutlich komplexer sei als das Investment in einen ETF.Die ETF-Branche wachse stark. So habe es weltweit im Jahr 2003 noch ein ETF-Volumen von 204,3 Mrd. Dollar gegeben. Im vergangenen Jahr waren es bereits 2,88 Bill. Dollar. Auch in Europa sei ein starkes Wachstum zu beobachten, und zwar von 16,3 Mrd. Euro im Jahr 2003 auf 451 Mrd. Dollar im vergangenen Turnus. Die jährliche Wachstumsrate betrage im Schnitt 30 %. Derzeit hielten ETF europäische Immobilienaktien im Wert von 9 Mrd. Euro. Wenn man sich vergegenwärtige, dass es allein in Deutschland gemanagte Immobilien-Assets im Volumen von 383 Mrd. Dollar gebe, erkenne man, dass es erheblichen Raum für Wachstum gebe.Die Analysten rechnen auch damit, dass Investmentfonds künftig stärker in Immobilienaktien investieren. Da diese Aktien nun einen eigenen Sektor bildeten und nicht mehr Teil des Finanzsektors seien, erhöhe sich die Transparenz und die Sichtbarkeit dieser Aktien. Fondsmanager müssten zudem ihr Know-how hinsichtlich des Immobiliensektors vergrößern.Die Warburg-Experten gehen davon aus, dass deutsche Immobilienaktien besonders von der Neuklassifizierung sowie auch vom Brexit profitieren werden. Investoren würden damit rechnen, dass die Immobilienpreise in Großbritannien sinken und entsprechend umdisponieren. Derzeit hätten britische Immobilienaktien in den einschlägigen Indizes ein Gewicht zwischen 26 % und 31 %. Deutsche Aktien kämen aktuell nur auf Gewichte zwischen 14 % und 22 %.Ferner wird für möglich gehalten, dass auch der zweite wichtige Sektorklassifizierungsstandard, der Industrial Classification Benchmark (ICB), den die Indexanbieter FTSE und Dow Jones Stoxx verwenden, der Entscheidung von MSCI und SMP folgt. Derzeit sei der Immobiliensektor noch nicht eine der bisher zehn Kernindustrien innerhalb des ICB.Als Aktien, die von der Neueinteilung innerhalb der GICS besonders profitieren, nennen die Analysten Vonovia, Deutsche Wohnen und LEG im Bereich der Wohnimmobilien und Alstria Office Reit sowie Deutsche Euroshop im Bereich der Gewerbeimmobilien.