Neuer Dividendenrekord in Sicht

Schätzungen erwarten aber nur prozentual niedriges einstelliges Wachstum im Dax und Euro Stoxx 50

Neuer Dividendenrekord in Sicht

Nach Jahren kräftiger Dividendenerhöhungen werden die Dax-Unternehmen laut Konsensschätzungen für 2016 insgesamt ihre Ausschüttung nur leicht erhöhen, allerdings erneut auf einen Rekordwert. Ein stärkeres Wachstum der Ausschüttungen wird für den Euro Stoxx 50 erwartet.Von Dietegen Müller, FrankfurtDas Dividendenwachstum unter den europäischen Blue Chips schwächt sich ab – aber weniger stark als bei den 30 Dax-Konzernen. Dies geht aus Daten des Finanzdatendienstleisters Markit hervor. Laut den für die Börsen-Zeitung zusammengestellten Zahlen wird die aggregierte Dividendensumme im Euro Stoxx 50 im nächsten Jahr um 4 % auf 92,39 Mrd. Euro steigen, während die Dividendensumme im Dax 3,4 % auf 28,87 Mrd. Euro zulegen wird.Die Commerzbank erwartet dagegen in ihrer Schätzung einen Anstieg der Dividendensumme im Dax von 3,1 % auf 30,40 Mrd. Euro für das Finanzjahr 2015. Die Konsensschätzung von Factset geht von einem Plus von 4,7 % auf 30,89 Mrd. Euro aus. Die höheren Summen liegen an der unterschiedlichen Erhebungsmethodik, da in den Markit-Zahlen Dividenden für verschobene Geschäftsjahre erst im nächsten Turnus erfasst werden. Markit berücksichtigt nur Dividendenankündigungen und Zahlungen, die 2016 bekannt gegeben oder ausgezahlt werden.Das nur schwache Wachstum des Ausschüttungsvolumens im Dax ist auf den Dividendenausfall der Deutschen Bank sowie auf die erwartete deutliche Kürzung der Dividende von Volkswagen in Folge des Abgasskandals zurückzuführen. Demgegenüber wird erwartet, dass die Lufthansa nach einer Nullrunde 2014 ihre Dividendenzahlung wieder aufnimmt, ebenso wie die Commerzbank – erstmals seit der Finanzkrise. Für die Lufthansa wird von Markit eine Summe von 265 Mill. Euro prognostiziert, für die Commerzbank von 250 Mill. Euro. Die Commerzbank ihrerseits erwartet für ihr Haus auch 250 Mill. Euro Ausschüttung, ist aber für die Lufthansa mit 175 Mill. Euro weniger zuversichtlich. Spanische Banken holen aufDie größten Summen dürften im Dax laut Markit die Allianz (3,38 Mrd. Euro), Daimler (3,05), Siemens (2,99) und BASF (2,66) zahlen. Im Universum des Euro Stoxx 50 zählen der Energiemulti Total (5,95 Mrd. Euro), der Bierriese Anheuser-Busch Inbev (5,23), der Pharmakonzern Sanofi (4,05) und der spanische Telekomkonzern Telefónica (3,65) zu den Unternehmen mit der höchsten Ausschüttungssumme.Im längerfristigen Vergleich haben die deutschen Blue Chips gegenüber ihren Nachbarn aus der Eurozone aufgeholt. So stieg die Ausschüttungssumme im Dax gegenüber 2010 bis zur Schätzung für 2016 laut Markit 44,6 %, während sie im Euro Stoxx 50 nur um 38,6 % zunahm. Hier zeigen sich auch die Spuren der Schuldenkrise in den Peripherieländern, ging doch die Ausschüttung im Jahr 2012 für die Euro-Werte nach unten, was auch auf den Finanzsektor zurückzuführen ist.Heute ist es umgekehrt: Das Comeback der Großbanken aus Spanien und Frankreich ist beachtlich, zählen Société Générale, Intesa Sanpaolo und Banco Santander zu den Werten, welche die größte Steigerung der Dividende im Euro Stoxx 50 ausweisen dürften.Dynamischer ist die Entwicklung bei den deutschen Nebenwerten. Für den MDax wird laut Markit eine Zunahme von 9 %, im TecDax von 4,1 % und im SDax sogar von 23,6 % prognostiziert. Gegenüber dem Stand von 2010 schneidet der Technologiewerteindex trotz seiner meist geringeren Dividendenrenditen überragend ab mit einem Plus von fast 420 %, vor dem MDax mit gut 200 % und dem SDax mit gut 120 %. Dies zeigt, dass Nebenwerte zwar meist weniger hohe Dividendenrenditen bieten, aber dafür ein größeres Steigerungspotenzial aufweisen als Blue-Chip-Unternehmen, die meist in einem späteren Zyklus ihres Geschäftsmodells stehen und weniger hohe Wachstumsraten erreichen. Risiken erkennenEine hohe Dividendenrendite ist aber kein ratsamer Indikator für einen Investitionsentscheid. So sieht die Großbank Société Générale in einer Studie hohe Risiken einer sinkenden Dividende beim Energiemulti Eni (5,9 %), beim Versorger Engie (6,1 %) sowie bei den deutschen Versorgern Eon (5,9 %) und RWE (58,9 %). Als Richtschnur für Dividendenrisiken hat die Bank eine schwache Aktienkursentwicklung, hohe Volatilität der Aktien, tiefe Renditekennzahlen und eine schwache Bilanz identifiziert. Historische Datenreihen sowie die Dividendendeckung (durch Gewinn oder freien Cash-flow) seien dagegen ungeeignete Indikatoren. Dividenden sind langfristig die größten Renditetreiber in einem Aktienportfolio.