JAPAN

Nikkei hängt (fast) alle ab

Japans Aktienmarkt zeigt aktuell eine bemerkenswerte Entwicklung. Der Leitindex Nikkei hat 2015 bereits um 19 % zugelegt. Bis auf die heiß laufenden chinesischen Börsen hängt das Land der aufgehenden Sonne weltweit alle bedeutenden Märkte ab. Und es...

Nikkei hängt (fast) alle ab

Japans Aktienmarkt zeigt aktuell eine bemerkenswerte Entwicklung. Der Leitindex Nikkei hat 2015 bereits um 19 % zugelegt. Bis auf die heiß laufenden chinesischen Börsen hängt das Land der aufgehenden Sonne weltweit alle bedeutenden Märkte ab. Und es sieht danach aus, als würde sich der Trend noch fortsetzen.Angetrieben wird die Rally von mehreren Faktoren. So schichten die japanischen Pensionskassen – angeführt vom großen staatlichen Pensionsfonds – derzeit in stattlichem Umfang von den niedrigverzinslichen Anleihen in Aktien um. Zudem kauft auch die Zentralbank, wenngleich in einem kleineren Umfang, am Aktienmarkt.Die Pensionsfonds werden auch durch die solide Gewinnentwicklung der börsennotierten japanischen Unternehmen angelockt. Diese hat sich, wie die Aktienstrategen der DZ Bank anmerken, als dynamischer erwiesen als die Kursanstiege an der Börse. Gemäß den Konsensschätzungen soll es genau so weitergehen: Für das laufende Jahr wird ein Anstieg der Ergebnisse um 17 % erwartet, für 2016 von 12 %. Zwar ist ein guter Teil der Gewinnexpansion der Flutung mit Liquidität durch Abenomics geschuldet. Die Bank of Japan hat aber signalisiert, dass sie den Kurs beibehalten will, bis ihr Inflationsziel von 2 % erreicht ist – wovon sie noch weit entfernt ist.Das Gewinnwachstum lockt auch internationale Investoren an, die die Rally zusätzlich antreiben. Ausländische Anleger finden zudem attraktiv, dass Premierminister Shinzo Abe derzeit Druck macht, um die Corporate Governance japanischer Unternehmen zu verbessern und die Renditekennziffern der Konzerne endlich auf international übliche Niveaus zu hieven.Allerdings wird die Rally auch nicht unbegrenzt weitergehen können. In realen Kursen müsste der Index bis zu seinem Höchststand laut DZ Bank noch etwa 30 % zulegen, was eher unwahrscheinlich ist. Außerdem beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der Schätzungen für 2015 inzwischen 16,9 – ein für Japan luftiges Niveau. Dementsprechend sind auch die Leerverkäufe auf den höchsten Stand seit 2008 geklettert. Zudem könnten sich die avisierten Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed als Belastung erweisen, vor allem dann, wenn sie rascher erfolgen sollten als bislang erwartet. Kritiker merken auch an, dass viele Konzerne die Reformen eher halbherzig angehen.Noch ist es sicherlich viel zu früh, um vom Ende der Rally zu sprechen. Die Luft wird aber schon dünner.