"Notenbanken sind das größte Risiko"

Eyb & Wallwitz warnt vor Folgen einer unerwartet kräftigen Straffung der Geldpolitik

"Notenbanken sind das größte Risiko"

sts Frankfurt – Nicht die Schwellenländer, nicht Italien und auch nicht der sich verschärfende Handelsstreit sind nach Einschätzung von Eyb & Wallwitz das größte Risiko für die globalen Finanzmärkte. Dieses gehe vielmehr von der Geldpolitik aus. “Die Notenbanken sind das größte Risiko, der Rest ist beherrschbar und bietet sogar Chancen”, sagte Ernst Konrad, Lead Portfolio Manager bei dem Vermögensverwalter.Konrad zitierte während einer Kundenveranstaltung seines Hauses in Frankfurt das Börsen-Bonmot, wonach Bullenmärkte nicht an Altersschwäche sterben, sondern “ermordet” werden. Haupttatverdächtiger, um im Bilde zu bleiben, seien wohl die Notenbanken. “Wir sehen ein großes Risiko, dass die Inflation höher liegt und die Federal Reserve aggressiver als erwartet die Zinsen erhöht”, betonte Konrad. “Der Markt ist darauf nicht vorbereitet.” Seinen Worten zufolge haben die Marktakteure bislang nicht antizipiert, dass der US-Leitzins Ende kommenden Jahres bei 3,5 % liegen könnte, was der aktuellen Prognose (“Dots”) der US-Notenbank entspricht.Eyb & Wallwitz prognostiziert für dieses Jahr zwei weitere Leitzinserhöhungen in den USA und vier für kommendes Jahr. Damit würde der Wert von 3,5 % erreicht werden. Überhitzung der KonjunkturSteigende Leitzinsen belasten die beiden Hauptanlageklassen Aktien und Anleihen gleichermaßen. Aktien verlieren relativ an Attraktivität, wenn die Zinsen der Festverzinslichen steigen, zugleich sinkt durch höhere Zinsen der abdiskontierte Wert künftiger Gewinne. Bei Anleihen steigen im Zuge höherer Marktzinsen die Renditen, was im Gegenzug die Kurse drückt.Eine aggressivere US-Geldpolitik dürfte Konrad zufolge die Reaktion darauf sein, dass die US-Wirtschaft derzeit Überhitzungstendenzen zeige. Sollte es zu einer Lohn-Preis-Spirale kommen, werde die Fed zur Sicherung eingreifen.Und auch in der Eurozone rechnet der Experte mit einer Verknappung der Zentralbankliquidität. “Die EZB wird vermutlich 2019 den Leitzins anheben”, prognostizierte Konrad. “Schließlich geht Draghi in den Ruhestand und möchte sein Werk abschließen.” Der Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi übernimmt sein Amt voraussichtlich im November 2019.Für weit weniger riskant hält der Anlageexperte derzeit die Lage in Italien. Diese “stehe und falle” mit dem Staatshaushalt für kommendes Jahr. Außerdem sei in dem Land “nicht alles so finster, wie es teilweise in Deutschland dargestellt wird”. So gebe es echte Fortschritte beim Abbau fauler Kredite in den Bankbilanzen. Auch das Thema Handelsstreit werde an Schärfe verlieren, erhofft Konrad. Dann würde der Dollar nicht mehr weiter aufwerten, was den Schwellenländern eine Erleichterung brächte. Aktuell ist Eyb & Wallwitz noch recht stark in US-Technologiewerten investiert. Konrad würde nun allerdings eher in europäische Dividendentitel anlegen. Für Aktien aus der Eurozone sei aktuell jegliches Gewinnwachstum ausgepreist. Das ist ihm zu viel an Pessimismus, man könne “wieder vor der eigenen Tür kaufen”. Reiche verzichten auf BondsAktien sind auch eine bevorzugte Anlage der Superreichen. Davon berichtete während der Veranstaltung Yvonne Brückner vom Frankfurter Institut Resfutura. Menschen im deutschsprachigen Raum mit einem Vermögen von mindestens 30 Mill. Euro bauen Brückners Untersuchung zufolge unter anderem ihre Positionen in direkten Beteiligungen an Unternehmen, Aktien, Private Equity und Immobiliendirektanlagen aus. Rückläufig seien Immobilienfonds und Rohstoffanlagen. Anleihen spielten überhaupt keine Rolle.