Nur wenige Versicherer Outperformer

Morgan Stanley stuft Branche mit "In-Line" ein - Institut hält Rückversicherer für besonders interessant

Nur wenige Versicherer Outperformer

In diesem Jahr haben sich die europäischen Versicherungsaktien in etwa wie der breite Markt entwickelt. Einer Studie von Morgan Stanley zufolge wird das im kommenden Jahr nicht anders sein, prognostiziert werden Kurszuwächse von 6 %. Wer mehr will, muss schon genau auswählen.amb Frankfurt – Die europäische Versicherungsbranche wird sich nach Ansicht von Morgan Stanley im kommenden Jahr nur marktdurchschnittlich entwickeln, die Branche wird mit “In-Line” eingestuft. Das bedeutet, dass – wie beim marktbreiten MSCI Europe – für 2018 Kursgewinne von rund 6 % erwartet werden. Die Analysten rechnen zwar mit attraktiven Ausschüttungen in der Versicherungsbranche, das Geschäftsmodell sei aber weiter unter Druck. Dennoch sehen sie auch Chancen, speziell unter den Rückversicherern.Geraten wird in einer Studie vor allem zu Prudential, Swiss Re und Direct Line. Die deutschen Versicherer Allianz und Munich Re werden nur mit “Equal-weight” eingestuft, Hannover Rück sogar mit “Underweight”.Etwas besser als der Marktdurchschnitt, aber schlechter als die Banken: So haben sich die europäischen Versicherungsaktien in diesem Jahr entwickelt. Bis Ende November hat der MSCI Europe Insurance, der die zehn größten europäischen Versicherungsaktien abbildet, um 10,8 % zugelegt gegenüber dem marktbreiten MSCI Europe, der auf ein Plus von 9,4 % kommt. Beim MSCI Europe Banks sind es hingegen 11,5 %. Gute KapitalausstattungDie Analysten weisen darauf hin, dass die Gewinnprognosen für die europäischen Versicherer seit Sommer steigen, also ein Stimmungsumschwung eingesetzt hat. Sie halten die Kapitalausstattung der Unternehmen für durchaus gut und erwarten die Fortsetzung der Gewinnzuwächse im mittleren einstelligen Prozentbereich. Die Solvabilitätsquoten verbesserten sich weiter. Da doppelt so viel Kapital generiert wie ausgeschüttet werde, sei zudem noch Spielraum bei der Optimierung der Bilanz auch drei Jahre nach Inkrafttreten von Solvency II. Laut Morgan Stanley sind die Gewinnziele der Unternehmen im Vergleich zur Lage vor einem Jahr jetzt realistischer, auch wenn das Problem niedriger Zinsen bleibe.Für besonders attraktiv halten die Analysten die Rückversicherungsbranche. Das Gewinnwachstum werde zwar nicht höher ausfallen, sie rechnen aber mit höheren Ausschüttungen in Form von Dividenden und Sonderdividenden sowie Aktienrückkäufen. Zudem sehen sie Potenzial für höhere Gewinne aufgrund steigender Prämien in der Rückversicherung. Chancen im AuslandFavorit ist aber der britische Versicherungskonzern Prudential, die Aktie wird unverändert mit “Overweight” eingestuft, Kursziele werden in der Studie nicht genannt. Prudential sei sehr gut aufgestellt und hebe sich mit seiner globalen Präsenz von der Konkurrenz ab. Gute Chancen gebe es in Asien, in den USA – wegen der in der Rentenversicherung starken US-Tochter Jackson – und auch im Asset Management mit M & G und Eastspring. Gerade Jackson werde am Markt unterschätzt, auch die Chancen in China fänden kaum Berücksichtigung. Begrüßt wird zudem der Zusammenschluss von M & G und Prudential UK & Europe zu M & G Prudential. Die Dividendenrendite für Prudential sei zwar nicht hoch, die langfristigen Wachstumschancen des Versicherers seien aber groß.Swiss Re wird unverändert mit “Overweight” eingestuft und ist die Top-Empfehlung unter den Rückversicherern. Zwar wird ein niedriges Gewinnwachstum erwartet, die Dividendenrendite für 2018 von 8,7 % nach Aktienrückkäufen gehöre aber zu den höchsten in der Branche. Dazu komme die unterdurchschnittliche Kursentwicklung in diesem Jahr, mittlerweile werde die Aktie nur zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 9,2 (2019) gehandelt.Ebenfalls mit “Overweight” eingestuft wird die Aktie der britischen Direct Line Insurance Group, dem ehemaligen Versicherungsarm der Royal Bank of Scotland. Die Aktie hat sich in diesem Jahr vergleichsweise schlecht entwickelt. Nach Ansicht der Analysten ist jetzt aber Potenzial da, der neue Fokus auf unter eigenem Namen angebotene Versicherungen zahle sich aus und werde zu einer höheren Kapitalrendite führen. Die Generalüberholung des IT-Systems wird positiv gesehen, dadurch sei eine Optimierung des Produktportfolios möglich, die Kosten würden sinken. Die Analysten rechnen mit steigenden Gewinnen und Dividenden bzw. Sonderdividenden.Für viele andere europäische Versicherer fällt das Votum von Morgan Stanley hingegen zurückhaltender aus. So wird die Allianz zwar grundsätzlich positiv gesehen, verwiesen wird auf den deutlichen Anstieg der Solvency-II-Quoten im vierten Quartal 2016 und das wieder hergestellte Vertrauen am Markt. Die Analysten erwarten außerdem Aktienrückkäufe und M & A, die die Schwäche im organischen Wachstum ausgleichen könnten. Nicht zuletzt seien die Nettomittelflüsse bei der Asset Management-Tochter Pimco mittlerweile wieder positiv. Das alles spiegle sich aber bereits im Kurs wider, die Aktie wird daher nur mit “Equal-weight” eingestuft. Ebenfalls mit “Equal-weight” werden Aegon, Generali, Munich Re, NN Group, Scor und Zurich Insurance gesetzt, Hannover Rück wird sogar zur Untergewichtung empfohlen. Bei Ageas, ASR Nederland und RSA lautet das Votum dagegen – wie für Prudential, Swiss Re und Direct Line – “Overweight”.Swiss Re kommt nicht bei allen Analysten so gut an. So rieten zuletzt Commerzbank und UBS zum Verkauf, Goldman Sachs, Jefferies & Company, Société Générale und Bernstein Research rechnen nur mit einer durchschnittlichen Entwicklung. Zum Kauf empfohlen wird Swiss Re hingegen auch von Barclays Capital und der Baader Bank. Die UBS (“Sell”) nennt nur ein Kursziel von 86 (aktuell 92,50 sfr). Die Rückversicherer seien sehr unzufrieden mit dem Verlauf der Erneuerungsrunde, heißt es, die UBS erwartet für 2018 eher moderate und punktuelle Preiserhöhungen. Barclays votiert mit “Overweight”, hat das Kursziel aber von 99 auf 97,70 sfr gesenkt. Die Aussichten für den europäischen Versicherungssektor seien in puncto Profitabilität besser geworden, die Branche wurde von “Negative” auf “Neutral” hochgestuft. Für Prudential sind die jüngsten Empfehlungen hingegen durchweg positiv: So raten Merrill Lynch, Barclays Capital, Goldman Sachs und UBS zum Einstieg. Merrill Lynch hat das Kursziel von 2 180 auf 2 300 (aktuell 1 848 Pence) angehoben und die Kaufempfehlung bestätigt. Auch 2018 werde angesichts der sich wohl fortsetzenden Konjunkturbelebung ein hartes Jahr für Versicherungspapiere, Prudential gehöre aber zu den wenigen Kaufempfehlungen. Goldman Sachs hat das Kursziel für Prudential von 2 040 auf 2 080 Pence hochgesetzt und ebenfalls die Einstufung mit “Buy” bekräftigt.